Der Neubau des FC-Stadions außerhalb der Stadt ist vom Tisch. Doch die Diskussionen gehen weiter.
Ende Juni soll nun eine Machbarkeitsstudie klären, wie sinnvoll eine Erweiterung des Rhein-Energie-Stadions ist.
Fest steht nur eines: Es wird teuer – und eine Refinanzierung ist alles andere als gewiss.
Ein Einblick in die aktuellen Planungen.
In der Zweiten Liga war es deutlich ruhiger geworden: Weiter über ein neues deutlich größeres Stadion zu debattieren, während man nur zweitklassigen Fußball spielte, passte nicht zusammen. Die Verantwortlichen beim 1. FC Köln hatten die Stadt und ihre Sportstätten GmbH bis zum Abstieg im Sommer vergangenen Jahr zu einem zünftigen Pokerspielchen gezwungen: Der Klub hatte wieder die europäische Bühne betreten, das Selbstbewusstsein kannte keine Grenzen. So wurde kräftig Druck auf die Stadt aufgebaut, fleißig gezockt und auch geblufft. Die FC-Chefs drohten damit, ein neues Stadion außerhalb der Stadt zu bauen.
Nach den Erfahrungen mit der Verwaltung und der städtischen Politik beim Streit um die Erweiterung des Geißbockheims im Grüngürtel ließ sich der FC nicht mehr in die Karten schauen. Er forderte Geld, Unterstützung und Entgegenkommen – dabei überschätzte er seine Verhandlungsposition deutlich, auch weil die Stadt ihre unterschätzte. Ob es die Baupläne für ein neues Stadion wirklich gab, weiß keiner. Bekannt wurden nur Gedankenspiele, die wenig Chancen gehabt hätten.
Die Zeiten scheinen vorbei. Der mutmaßlich größte Befürworter der Neubaupläne, Ex-FC-Präsident Werner Spinner, steht nicht mehr auf dem Platz, und der designierte neue Vorstand hat sich festgelegt: Einen Neubau – egal wo – wird es nicht geben. Ein Wegzug aus Müngersdorf steht nicht mehr zur Debatte. Stattdessen soll das Rhein-Energie-Stadion ausgebaut werden. Wie und in welchem Umfang ist noch unklar. Technisch möglich ist wohl eine Erweiterung auf 75 000 Zuschauerplätze, wie im Umfeld von FC und Sportstätten zu hören ist.
Zu prüfen ist jedoch, bis zu welcher Platzzahl sich ein wohl zweistelliges Millioneninvestment lohnt. Nach der Vorstellung eines Zwischenberichts zum Ausbau sind auch noch planungsrechtliche Fragen offen. Für den Aufbau eines neuen Oberrangs sind Konstruktionen nötig, die das Stadion verbreitern würden. Hinzu kommen neue Parkmöglichkeiten und ein Ausbau der Infrastruktur für den Nahverkehr. Damit verbunden sind Eingriffe ins Umfeld des Stadions. Und da befinden sich die denkmalgeschützten historischen Abelbauten, geschützte Natur und lärmgeplagte Anwohner.
Ende Juni, Anfang Juli soll mehr Klarheit herrschen. Dann will das Architekturbüro GMP eine Machbarkeitsstudie vorlegen. Bei dem Aachener Büro liegen die Urheber-Rechte für das Stadion in Müngersdorf. Entsprechend erstaunt war man dort, als der FC zunächst mit anderen Planern seine Zukunftsperspektiven erörtere. Fast trotzig hatte der GMP-Mitgründer Volkwin Marg dafür geworben, doch einfach alles so zu lassen, wie es ist. Ein größeres Stadion sei gar nicht sinnvoll, sagte er im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Stadt und FC sollten mit dem, was sie haben, zufrieden sein – eine Position, für die auch der Chef der Kölner Sportstätten GmbH, Lutz Wingerath, Sympathien zeigte. Köln habe ein „tolles Stadion“ mit „genau der richtigen Größe, um die Attraktivität am Standort hoch zu halten“.
Gemeinsame Studie
Wie es scheint, haben die dereinst Streitenden wieder zueinander gefunden. Die neue Machbarkeitsstudie haben FC und Sportstätten GmbH gemeinsam in Auftrag gegeben. Und auch der Auftragnehmer dürfte seine Zurückhaltung gegenüber den Vergrößerungsabsichten aufgegeben haben. GMP wird konkrete Vorschläge für den Ausbau machen. Ob sie dann auch umgesetzt werden können, ist allerdings eine offene Frage. Die Einigung über die Finanzierung des Ausbaus des Stadions und der Infrastruktur im Umfeld dürfte noch komplizierter werden, als die technische Prüfung der Ausbauvarianten durch die Architekten.