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Transfer-Fehlgriffe des 1. FC KölnEine FC-Elf wie aus einem Alptraum

Lesezeit 6 Minuten
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Maniche spielte 2009/10 im Mittelfeld.

  1. Den Fans des 1. FC Köln sind so einige Spieler der letzten Jahre in Erinnerung geblieben – allerdings nicht immer im positiven Sinne.
  2. Denn bei den Neuverpflichtungen einiger Spieler bewies der FC kein glückliches Händchen.
  3. Die folgende, hypothetische Mannschaft würde die „Alptraum-Elf“ des FC bilden.
  4. Eine Best-Of-Geschichte.

Köln – Spieler kommen und gehen, Fans bleiben treu. Sie sind Herz und Seele, aber auch kollektives Gedächtnis. In ihrer Erinnerung leben große Spiele und deren Protagonisten weiter. Beim Bier vor bzw. nach dem Spiel schwelgen sie in Gedanken an vergangene Zeiten. Nicht nur Großtaten sind dabei Thema. Auch über Pleiten und Flops wird sich, je nach Gemütslage, ereifert oder amüsiert.

Einige Spieler gerieten längst in Vergessenheit

Ein in meinem fußballaffinen Freundeskreis beliebter Zeitvertreib an Spieltagen ist die Aufstellung so genannter „Nightmare“-Teams – einem Albtraum entspringender Mannschaften. Dabei versucht man sich darin zu übertreffen, einen in Vergessenheit geratenen – oder besser gesagt: erfolgreich verdrängten – Profi des 1. FC Köln in die Runde zu werfen.

Meistens sind es Akteure, die ab Mitte der 1990er Jahre das Trikot mit dem Geißbock auf der Brust trugen. In dieser Zeit begann der Niedergang der einst so erfolgreichen Diva vom Rhein. Die folgende, hypothetische Mannschaft des 1. FC Köln ist rein subjektiv zusammen gestellt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Dabei handelt es sich nicht unbedingt um schlechte Fußballer. Auch Missverständnisse und unglückliche Umstände ließen Profis bei den FC-Fans in einem wenig guten Licht erscheinen.

Im Tor

Die Fußstapfen von FC-Lengenden wie Fritz Ewert, Toni bzw. Harald Schumacher oder Bodo Illgner erweisen sich für viele ihrer Nachfolger als zu groß.

Antonio „Toni“ Ananiev (Foto oben) kam als Ersatzmann für den zur Nummer Eins erkorenen Michael Kraft ans Geißbockheim. Zuvor war Bodo Illgner in einer Nacht- und Nebelaktion zu Real Madrid abgewandert. Als sich Kraft verletzte schlug vermeintlich Ananievs Stunde. Zumindest bis zur 90. Minute seines dritten Bundesligaspiels, in der sich der Torwart durch sein Ungestüm einen Platzverweis einhandelte. In der Folge setzte Trainer Peter Neururer auf den wiedergenesenen Michael Kraft. Am letzten Spieltag bestritt Ananiev in Dortmund sein viertes und letztes Spiel für den FC. Der Bulgare lebt heute in Dresden als Geschäftsmann.

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Die Abwehr

Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften. Diese Fußballweisheit erklärt einiges.

Roland Benschneider

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Roland Benschneider spielte 2004-2006 in der Abwehr.

Roland Benschneider wechselte als Stammspieler von Arminia Bielefeld an den Rhein, konnte sich aber nicht durchsetzen und wurde zu den Amateuren abgeschoben. Nach dem Aufstieg bekam Benschneider eine erneute Chance in der Bundesliga. Er blieb als Unsicherheitsfaktor in Erinnerung. Derzeit ist er Jugendtrainer beim BFC Dynamo in Berlin.

Christian Dollberg

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Christian Dollberg (l.) spielte 1995/96 in der Abwehr.

Christian Dollberg hängt in Köln der Ruf an, der einzige Argentinier zu sein, der nicht dreimal den Ball hochhalten kann. Dabei wurde er in seiner Heimat für seine technischen Fähigkeiten geschätzt. Morten Olsen hatte den Verteidiger mit deutschen Wurzeln nach Köln geholt. Nach dessen Rauswurf konnten seine Nachfolger, erst Stephan Engels und schließlich Peter Neururer, nichts mit Dollberg anfangen. Mit dreißig musste Dollberg seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beenden. Zuletzt arbeitete er als Fußballtrainer.

Román Golobart

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Román Golobart spielte 2013-15 in der Abwehr.

Román Golobart wurde bei Espanyol Barcelona ausgebildet und suchte sein Glück bei Wigan Athletic in England. Nach mehreren Ausleihen lehnte der Spanier eine Vertragsverlängerung ab und wechselte in die 2. Liga zum 1. FC Köln. Nach nur einem Jahr und fünf Einsätzen in der ersten Mannschaft wurde Golobart zum FC Erzgebirge Aue verliehen. Nach dessen Abstieg kehrte der Verteidiger nach Köln zurück, bis schließlich der Vertrag aufgelöst wurde. Derzeit spielt Golobart in der zweiten spanischen Liga bei Real Murcia.

Tomoaki Makino

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Tomoaki Makino spielte 2011/12 in der Abwehr.

Tomoaki Makino war für jeden Spaß zu haben. Wären seine Leistungen nur halb so gut gewesen, wie seine unverwüstliche gute Laune, wäre er heute unbezahlbar. Auch verletzungsbedingt war nach acht Einsätzen das Gastspiel beim FC schon wieder vorbei. Makino wechselte zurück in seine japanische Heimat zu den Urawa Red Diamonds, bei denen er heute noch spielt.

Das Mittelfeld

Seit Anfang/Mitte der 1990er Jahre eine der vielen Baustellen beim 1. FC Köln.

Miroslav Baranek

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Miroslav Baranek spielte 2000-2002 im Mittelfeld.

Miroslav Baranek war eher eine tragische Figur. Im Grunde talentiert, brachte er aber keine konstanten Leistungen zustande. Vermutlich war das Problem Heimweh. Gerade der Kölner sollte das verstehen. Nach zwei Jahren wechselte Baranek zurück nach Tschechien – und gewann mit Sparta Prag vier Meisterschaften. Bei den FC-Fans kursierte damals der Ausspruch: „Baranek – das Geld ist weg!“ Möglicherweise ungerecht, aber dennoch zutreffend.

Maniche

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Maniche spielte 2009/10 im Mittelfeld.

Nuno Ricardo de Oliveira Ribeiro („Maniche“) war ein eigensinniger Typ. Viele seiner Verträge wurden vorzeitig gelöst, so auch der beim 1. FC Köln. Auf dem Platz ließ er ab und an sein Können aufblitzen, insgesamt waren seine Auftritte mit dem Geißbock auf der Brust aber eher lust- bis teilnahmslos. Am Ende blieb die Frage, warum er sich dem FC überhaupt angeschlossen hatte. Nicht ganz überraschend ist die Tatsache, dass seine Karriere vereinslos endete.

Alexander Rytschkow

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Alexander Rytschkow spielte 1997/98 im Mittelfeld.

Alexander Rytschkow galt als eines der ganz großen Talente. Dummerweise mit einem Hang zu Gewalt und Alkohol. Negativer Höhepunkt war eine zweijährige Bewährungsstrafe wegen versuchter Vergewaltigung. Im gebührt die zweifelhafte Ehre Mitglied der Mannschaft zu sein, mit der der 1. FC Köln zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte abstieg. Nach nur einer Saison zog der russische Mittelfeldspieler weiter zum FC Basel. In Deutschland gab er noch ein kurzes Gastspiel beim SC Paderborn.

Goran Vučević

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Goran Vučević spielte 1997-1999 im Mittelfeld.

Goran Vučević kam als so genannter Königstransfer zu den Geißböcken. Manager Rühl platzte fast vor Stolz. Der Kroate kam nämlich von keinem geringeren Verein als dem großen FC Barcelona. Die Ernüchterung folgte auf dem Fuß, denn schnell wurde klar, dass Vučević nicht der erhoffte Spielgestalter war. Immerhin ging er nach dem ersten Abstieg 1998 mit in die zweite Liga. Doch unter Bernd Schuster konnte der Kroate weiterhin nicht überzeugen. Nach seiner aktiven Karriere wurde Vučević Trainer bei seinem Heimatverein Hadjuk Split.

Der Sturm

Ein Stürmer wird an seinen Toren gemessen. Zwischen Legende oder Schlumpfschütze bleibt nicht viel.

Lilian Laslandes

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Lilian Laslandes spielte 2002 im Sturm.

Lilian Laslandes wurde mit der Empfehlung von null Toren vom AFC Sunderland ausgeliehen, um den FC im Abstiegskampf zu helfen. Zuvor hatte der siebenmalige französische Nationalspieler allerdings gute Torquoten bei Girondins Bordeaux und AJ Auxerre aufzuweisen. Wie also kommt ein Torjäger, der sogar Champions League gespielt hat, zu dem wenig schmeichelhaften Spitznamen „Laslandesliga“? Im DFB-Pokal-Halbfinale 2002 kämpfte sich der FC in Unterzahl bei Bayer Leverkusen in die Verlängerung. Der Franzose vergab freistehend vor dem leeren Tor und der rheinische Rivale zog ins Finale ein. Der FC stieg dagegen einmal mehr ab. Ohne ein einziges Laslandes-Tor.

Attila Tököli

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Attila Tököli spielte 2004/05 im Sturm.

Attila Tököli ist vielen FC-Fans nur als der Mann mit dem Loch im Fuß im Gedächtnis geblieben. Damit ist die Geschichte des Ungarn schon fast erzählt. Der Mittelstürmer, der sich die Rückennummer 55 auswählte, kam verletzungsbedingt nie richtig in Tritt und blieb in seiner Kölner Zeit torlos. Zum FC war er als ungarischer Torschützenkönig gewechselt.

Dieser Artikel ist zuerst im Mai 2019 im „Kölner Stadt-Anzeiger” erschienen. Im Rahmen unserer „Best Of”-Reihe veröffentlichen wir auf www.ksta.de regelmäßig interessante Texte aus unserem Archiv.