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1. FC Köln vor Bremen„Wir haben gezeigt, wie konsequent wir verteidigen können“

Lesezeit 4 Minuten
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Frisch getestet und mit Verpflegungspaket ausgestattet trat auch Ismail Jakobs die Reise nach Bremen an. 

Köln – Der Plan war gut, die Verantwortlichen beim 1. FC Köln hatten sich vorgenommen, den Einfluss des derzeitigen Corona-Reglements auf den Tagesablauf der Profis so gering wie möglich zu halten. Am Tag vor jedem Bundesligaspiel müssen die Spieler getestet werden, vor einer Auswärtspartie wie der am Freitagabend (20.30 Uhr, Dazn) in Bremen bedeutet das planerische Schwierigkeiten. Zuletzt hatten die Kölner ihre Testungen am frühen Morgen durchgeführt, das hatte im weiteren Tagesverlauf zu erheblicher Müdigkeit aufseiten der Fußballer geführt. Daher hatte man sich nun eine List überlegt: Zwar sollten die Spieler am Tag vor dem Spiel getestet werden – allerdings schon vor dem Zubettgehen, schließlich ist man abends lieber müde als am Morgen. Außerdem kam am Mittwochabend die Champions League im Fernsehen, daher hatten die FC-Profis nicht zu viel Zeit totzuschlagen, ehe sie um kurz nach Mitternacht ihre Tests am Geißbockheim durchführten.

Der Tag gerät durcheinander

Der Donnerstag schien damit gerettet, nach dem Abschlusstraining wollte der FC-Tross mit dem Zug nach Bremen reisen, zuvor war noch für 12 Uhr die Pressekonferenz mit Trainer Markus Gisdol und Manager Horst Heldt angesetzt. Doch dann geriet der Tag trotzdem durcheinander. Denn der Test hatte, wie Heldt mit mehr als einstündiger Verspätung mitteilte, „mehrere unklare Corona-Befunde“ ergeben.

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Verantwortliche im Profifußball reagieren extrem allergisch auf spontane Veränderungen, entsprechend genervt war Heldt. „Unklar bedeutet weder positiv noch negativ“, sagte der 50-Jährige auf Nachfrage, offenbar hatte man die Tests der Spieler, bei denen kein eindeutiges Ergebnis vorlag, zurück ans Labor gegeben.

Duda reist nach

Das Abschlusstraining musste verlegt werden, erst um 14.15 Uhr gingen die FC-Profis auf den Platz – und das auch nur für eine knappe halbe Stunde. Nicht dabei war Ondrej Duda, offenbar war der Slowake der Spieler, bei dem das letzte Ergebnis noch ausstand. Gegen 16 Uhr rollte der Zug mit den Kölner Spielern in Richtung Bremen aus dem Hauptbahnhof – ebenfalls verspätet, versteht sich. Duda war nicht an Bord, allerdings konnte er später im Auto nachreisen.

Böse Erinnerungen

Welchen Einfluss der etwas konfuse Donnerstag auf die Kölner Leistung am Freitagabend im Weserstadion haben wird, lässt sich kaum ausmachen. Klar ist, dass der jüngste Kölner Auftritt beim SV Werder längst nicht vergessen ist. Das 1:6 am letzten Spieltag der vergangenen Saison sei „keine Ruhmesleistung“ gewesen, sagte Horst Heldt und sah dabei endgültig aus, als befinde er sich inmitten einer äußerst fordernden kieferchirurgischen Behandlung. Auch Markus Gisdol denkt mit Grausen an das Spiel seiner Mannschaft zurück. Seitdem haben die Kölner nicht mehr gewonnen, der Auftritt beim Beinahe-Absteiger der abgelaufenen Spielzeit böte also nun eine schöne Gelegenheit, nach zuletzt zwei Unentschieden den jüngsten Aufwärtstrend zu bestätigen und den ersten Dreier der Saison zu sichern. Die Partie gegen den FC Bayern (1:2) am vergangenen Samstag war die bislang stärkste seit der Sommerpause, dennoch äußert Gisdol seinen Optimismus vorsichtig. „Kein Spiel ist mit einem Spiel gegen die Bayern zu vergleichen“, sagt der Trainer, dennoch hat er Zuversicht mitgenommen aus der Niederlage gegen den Rekordmeister: „Wir haben gezeigt, wie konsequent wir verteidigen können. Für uns ist es jetzt wichtig, dass wir unseren Weg weitergehen und uns weiter stabilisieren.“

Bremens starker Start

Dass die Mannschaft in Bremen in derselben Formation starten wird wie gegen die Bayern, steht dennoch nicht fest. „Auch nach einer guten Leistung denkt man darüber nach, ob man Veränderungen vornimmt. Wenn ein Spieler so gut trainiert hat, dass man als Trainer nicht mehr an ihm vorbeikommt, kann es sein, dass man sagt: Der ist dran“, beschreibt Gisdol.

In Bremen ist die Stimmung nach einem soliden Saisonstart gut, neun Punkte hat Werder geholt, zuletzt allerdings dreimal in Folge nur 1:1 gespielt. Mit einem Sieg und dann zwölf Zählern wäre man gut ausgerüstet für die anstehende Länderspielpause, und auch Markus Gisdol hat vernommen, dass „in Bremen jetzt erwartet wird, dass sie uns schlagen“. Um das zu verhindern, würden die Kölner gern einmal in Führung gehen, schlägt Gisdol vor, das ist dem FC in dieser Saison nämlich noch nicht gelungen. Bremens Coach Florian Kohfeldt warnte jedenfalls davor, den Tabellen-16. zu unterschätzen. „Die allgemeine Stimmung, dass das ein Pflichtsieg für uns ist, kann ich nicht teilen. Das wird ein hartes Stück Arbeit für uns“, betonte er. „Wir haben lange nicht mehr verloren und sind deswegen selbstbewusst. Aber wenn wir nur ein Prozent nachlassen, dann sind wir chancenlos gegen Köln.“

Voraussichtliche Aufstellung

Werder Bremen: Pavlenka - Veljkovic, Moisander, Friedl - Gebre Selassie, M. Eggestein, Groß, Mbom - Chong, Bittencourt – Sargent. - 1. FC Köln: T. Horn - Wolf, Bornauw, Czichos, Katterbach – Skhiri - Limnios, Özcan, Duda, Jakobs – Andersson.