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1. FC Köln holt seriös drei PunkteStrubers Pausen-Wechsel gegen Ulm zeigt das Kölner Kaderdilemma

Lesezeit 5 Minuten
Max Finkgräfe feierte gegen Ulm sein Startelf-Comeback, zeigte sich im Spiel aber durchaus überfordert. In der Pause folgte der Wechsel.

Max Finkgräfe feierte gegen Ulm sein Startelf-Comeback, zeigte sich im Spiel aber durchaus überfordert. In der Pause folgte der Wechsel.

Der 1. FC Köln bezwingt nach einer konzentrierten Vorstellung Aufsteiger Ulm nach langer Überzahl mit 2:0 Toren

Nach dem Schlusspfiff jubelte Müngersdorf, was angesichts des Resultats keine Überraschung war: 2:0 (1:0) hatte der 1. FC Köln den lästigen Aufsteiger SSV Ulm bezwungen und rechtzeitig vor der zweiten Länderspielpause der Saison drei Punkte eingefahren, die dem Tabellenbild extrem guttaten. Zwar war die Partie vergleichsweise fad ausgefallen. Doch anders als beim 4:4-Spektakel gegen Karlsruhe in der Woche zuvor waren die Zuschauer diesmal einverstanden. „Nicht schön – aber selten“ – so schien das Fazit zu lauten.

Selten, weil Köln zuvor nur eines seiner vier Heimspiele gewonnen hatte. Ein Erfolg im eigenen Stadion war überfällig, und um den Druck nicht weiter wachsen zu lassen, hatte sich die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber diesmal zusammengerissen. „Wir waren smart“, urteilte Struber: „Vielleicht restriktiver als zuvor. Aber das hat uns zu drei Punkten geführt, und, was uns heute besonders wichtig war: zu einem zu null. Die Bedeutung dieser drei Punkte war auch in Anbetracht der Tabelle sehr groß.“

Christian Keller räumte ebenfalls ein, dass die Mannschaft nicht viel fürs Auge geboten hatte. Doch Fußball wird von hinten erzählt, das Ergebnis nimmt eine große Rolle ein. Das war zuletzt so, als Köln spielerisch überzeugte und doch nicht gewann. Gerechterweise hatte das nun auch nach dem Sieg über Ulm zu gelten. „Es war kein Spektakel. Am Schluss steht aber ein zwar nicht schöner, aber hochverdienter Sieg“, beschrieb der Geschäftsführer Sport.

Timo Hübers trifft nach Eckball zur Kölner Führung

Wieder war Köln früh in Führung gegangen, doch das hatte der Mannschaft in den vergangenen Wochen oft genug nicht geholfen. Nach gutem Beginn schlug Linton Maina in der 8. Minute eine Ecke zum Tor. Am kurzen Pfosten brachte Timo Hübers seinen Fuß in die Flugbahn und lenkte den Ball unhaltbar in die Maschen.

Anders als gegen Karlsruhe stimmte aber nicht nur das Zwischenergebnis. Auch das Mannschaftsspiel der Kölner funktionierte. Strubers Mannschaft presste fleißig, einmal mehr tat sich dabei in vorderster Reihe Tim Lemperle hervor. 20 Minuten waren gespielt, als Lemperle Max Brandt am Ulmer Strafraum attackierte, den Ball gewann und freie Bahn zum Tor hatte, ehe Brandt ihn von den Beinen holte. Damion Downs kam an den Ball und stand frei vor dem Tor, doch Schiedsrichter Patrick Alt pfiff den Vorteil ab. Die Kölner Bank tobte, dann aber griff Alt in die Gesäßtasche: Rote Karte, der Referee hatte eine Notbremse gesehen.

Kein Gegentor: Gerhard Struber gratuliert Torhüter Jonas Urbig.

Kein Gegentor: Gerhard Struber gratuliert Torhüter Jonas Urbig.

Max Finkgräfe heillos überfordert und im Glück

Es blieb hinterher fraglich, ob einer der beistehenden Ulmer noch hätte eingreifen können. Klar war der große Einfluss auf die Partie. „Die Rote Karte verändert alles. Er hätte auch Vorteil laufen lassen können. Dann wäre es vielleicht ein Tor geworden, aber wir hätten nicht 70 Minuten lang zu zehnt in Köln spielen müssen“, sagte Ulms Coach Thomas Wörle später. Dennoch war seine Mannschaft nicht aus Spiel. Der Aufsteiger hatte sich vor dem Platzverweis als wohlorganisierte Einheit präsentiert und ließ auch in Unterzahl bemerkenswert wenig zu. „Ulm macht es schwer, das Spiel attraktiv zu gestalten“, sagte Struber.

Beinahe hätten auch die Kölner noch vor der Pause einen Spieler verloren. Max Finkgräfe, der nach langer Verletzungspause als Rechtsverteidiger heillos überfordert gewesen war, hatte in der 34. Minute die Gelbe Karte gesehen und kurz darauf ein taktisches Foul begangen, das in der Mehrzahl der Fälle zur Ampelkarte geführt hätte. Doch der Schiedsrichter beließ es bei einer letzten Ermahnung – die Karte sah stattdessen Ulms Trainer, der sich kaum beruhigen mochte. Zwar hatte Struber gleich Jan Thielmann zum Aufwärmen geschickt, sich dann aber entschieden, Finkgräfe auf dem Platz zu belassen. Zehn Minuten lang waren die Kölner daraufhin dem Halbzeitpfiff entgegengetrudelt. Trotz einer 1:0-Führung und Überzahl.

Gerhard Strubers komplexer Wechsel zeigt das Kölner Kaderdilemma

Nach der Pause kam nicht Thielmann für Finkgräfe. Struber hatte die Zeit für einen komplexeren Wechsel genutzt: Dominique Heintz rückte in die Innenverteidigung, Julian Pauli wechselte dafür auf die rechte Seite. Ein Vorgang, der das Kölner Kaderdilemma gut illustrierte: Für den vom Flügelstürmer zum Rechtsverteidiger umgeschulten Thielmann hatte der Linksverteidiger Finkgräfe nach langer Verletzung auf falscher Position beginnen müssen und war dann ersetzt worden von einem 19-Jährigen, der als Innenverteidiger ins Spiel gegangen war. Rasmus Carstensen wiederum, als Rechtsverteidiger verpflichtet, stand gar nicht erst im Kader. „Es war für Max eine Herausforderung, auf einer Seite zu spielen, auf der er noch nicht so viel Erfahrung hat. Er hat im Training unter Beweis gestellt, dass er es gut hinkriegen kann. Es ist ein Weg, den wir gehen müssen“, erklärte Struber.

Für den Zauberfuß kann er nichts, den hat er in die Wiege gelegt bekommen. Lob gibt es für den Einsatz
FC-Trainer Gerhard Struber

In der Phase vor der Pause hatten die Ulmer Mut gefasst und einen Plan ersonnen. Doch um den war es zwei Minuten nach Wiederanpfiff schon wieder geschehen: Tim Lemperle spielte Luca Waldschmidt frei, der genug Raum hatte, um sich den Ball auf den linken Fuß zu legen und mit einem Traumschuss in den Winkel zu erhöhen. Ein echter Hingucker. Struber lobte Waldschmidt allerdings später nicht primär für den Treffer, sondern für die verbesserte Einstellung. „Für den Zauberfuß kann er nichts, den hat er in die Wiege gelegt bekommen. Lob gibt es für den Einsatz“, befand der Trainer.

„Wir wollten stabil im Spiel bleiben und hinten raus noch einmal Risiko gehen, das war der Plan. Mit dem frühen 0:2 war es dann aber sauschwer“, gestand Wörle, dem nichts übrig blieb, als seinem Kölner Kollegen zum verdienten Sieg zu gratulieren. Und immerhin für sich reklamieren zu dürfen, dass seine Mannschaft großen Anteil daran gehabt hatte, dass dieser Kölner Sieg nicht allzu ansehnlich ausgefallen war.