Köln – Der 1. FC Köln hat nach dem sensationellen 2:1-Sieg bei Borussia Dortmund gegen eine weitere Spitzenmannschaft gepunktet: Gegen den VfL Wolfsburg gelang der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol am Samstag im Rhein-Energie-Stadion ein 2:2 (2:1), das zwar nicht für Freudentänze sorgte, denn immerhin hatten die Kölner die Führungen durch Thielmann aus der 18. Minute und Duda kurz vor der Pause jeweils verspielt. Doch gegen die auch nach dem zehnten Spieltag ungeschlagenen Wolfsburger war der Punkt aller Ehren wert – und absolut verdient.
Die Tore
In der 18. Minute setzte sich Salih Özcan auf der rechten Seite durch und legte flach an den Fünfmeterraum, wo sich Jan Thielmann abgesetzt hatte, den Ball stoppte und sich auch sonst alle Zeit der Welt nahm, bevor er mit dem rechten Fuß auf das entfernte Eck anpeilte. Wolfsburgs Innenverteidiger Lacroix fälschte noch ab, Köln führte.
In der 29. Minute fiel Maximilian Arnold sehr leicht gegen den allerdings auch ungeschickt vorgehenden Sebastiaan Bornauw, den folgenden Freistoß versenkte Arnold unhaltbar mit links ins Mauereck, Timo Horn war ohne Chance, hätte allerdings einen besseren Eindruck hinterlassen, hätte er sich dem Ball wenigstens hinterhergeworfen.
Zwei Minuten vor der Pause gewann Ismail Jakobs im Mittelfeld einen Zweikampf gegen Renato Steffen und spielte den Ball diagonal auf die rechte Kölner Seite. Rexhbecaj legte ab ins Zentrum zu Duda, der den Ball mit dem ersten Kontakt satt in den Winkel schoss.
Die zweite Halbzeit hatte gerade begonnen, da unterschätzte Jakobs einen langen Ball, der Renato Steffen erreichte. Weil Jakobs so schnell ist, hatte er eine zweite Chance auf einen Zweikampf, wurde vom Schweizer aber übel verladen. Die Flanke stürzte in den Fünfmeterraum, wo Sava Cestic nicht nah genug bei Weghorst war, der sein siebtes Saisontor erzielte.
Jan Thielmann, dem in seinem 20. Einsatz als Bundesliga-Spieler endlich der erste Treffer gelang. Das Tor des 18-Jährigen war nicht unbedingt eine Schönheit, sein Schuss abgefälscht, die Annahme nicht gerade überragend. Was an Thielmanns Auftritt insgesamt jedoch begeisterte, war der Einsatz des jungen Offensivspielers, der ohne Rücksicht sprintete und zwei Ballannahmen im vollen Lauf präsentierte, die in jedes Lehrvideo gehören. Thielmann zeigte sich hinterher bescheiden. „Wir sind froh, dass wir gegen gute Wolfsburger 2:2 gespielt haben. Ich kann das Tor ganz gut einordnen und relativ schnell abhaken“, sagte er.
Moment des Spiels
Im Stadion sind nach wie vor nur Funktionsträger zugelassen, darunter die Verantwortlichen der Vereine. Die sind bei normalem Betrieb nicht zu hören, doch auf den leeren Rängen bekommt man nun mit, wie engagiert auch Offizielle während des Spiels sind. So in der 74. Minute, als Lionel Souque, der Vorsitzende des Beirats, dem in Frankreich geborenen Tunesier Ellyes Skhiri vor einem Eckball auf Französisch zurief, „der ist für dich“. Und tatsächlich verlängerte Bornauw Dudas Eckball an den zweiten Pfosten, wo Skhiri lauerte. Doch anders als in Dortmund wurde es diesmal nichts mit einem Kölner Treffer nach einer Ecke, denn Xaver Schlager passte auf.
Das sagen die Trainer
Markus Gisdol (1. FC Köln): „Großes Lob an meine Mannschaft. In der ersten Halbzeit hatte ich das Gefühl, wir könnten das Spiel auch ganz gewinnen. Es war ein sehr verdientes Unentschieden, so richtig weiß man aber nicht, ob man zufrieden sein soll. Wir müssen ruhig bleiben und auf dem Weg weitermachen. Im Fußball ist das Selbstvertrauen das Entscheidende. Wenn ein Spieler merkt, dass die Mannschaft auf dem Platz gut zusammenhält, hilft das sehr. In der ersten Halbzeit haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht, dann hat der Gegner aber aufgedreht und seine Klasse gezeigt.“
Oliver Glasner (VfL Wolfsburg): „Wir waren in der ersten Halbzeit in der Defensive nicht konsequent genug. Die Kölner haben schon in Dortmund gezeigt, dass es schwierig ist, gegen sie Räume zu finden. Sie machen das sehr gut. Mir gefallen unsere Leistungen auf dem Platz. Wir sind in jedem Spiel in der Lage, Tore zu erzielen. Wir müssen jetzt in der Defensive die Schrauben wieder etwas mehr anziehen, dann werden wir wieder Ergebnisse liefern. Es wäre ein bisschen mehr möglich gewesen, aber dafür waren wir in der ersten Halbzeit zu inkonsequent.“
Das sagen wir
Ein 2:2 gegen eine Mannschaft, die in dieser Saison Kurs auf die internationalen Ränge nimmt, womöglich sogar auf die Champions League, ist für die Kölner, die vor zwei Wochen noch am Ende aller Möglichkeiten schienen, ein wichtiger Schritt. Der FC präsentierte sich stabil und selbstbewusst; die als Leistungsträger geholten Ondrej Duda und Marius Wolf spielen immer wichtigere Rollen – und mit dem klaren Bekenntnis zur Jugend hat Markus Gisdol eine neue Dynamik in seinen Kader gebracht. Es waren vier Punkte aus zwei Spielen, die den weiteren Saisonverlauf für die Kölner entscheidend beeinflussen können.