Florian Kainz überzeugt auf neuer Position, Skhiri und Martel kaschieren die Kölner Sturmschwäche.
Nach Sieg in AugsburgBaumgarts Umstellung bringt den Erfolg
Aus der Gästekabine des Augsburger Stadions dröhnte der „Kölsche Jung“ von Brings. Der 1. FC Köln beging das Ende der Fastenzeit also gut hörbar: Mit dem 0:3 in Stuttgart hatte der FC am Karnevalssamstag eine Serie von sechs Spielen ohne Sieg begonnen, die am Karsamstag und damit noch vor der Osternacht endete. 3:1 (2:1) schlug Köln den FCA, der zuvor seit dem Jahreswechsel vier von fünf Heimspielen gewonnen hatte. Ein wichtiger Sieg, doch Steffen Baumgart blieb bescheiden. Seine Mannschaft habe auch zuvor grundsätzlich überzeugt, merkte der Trainer an. „Heute sind die Bälle dann mit Glück und etwas Können reingegangen.“
Die defensiven Mittelfeldspieler Ellyes Skhiri (7.) und Eric Martel (16.) hatten den FC früh in Führung gebracht, allerdings war Vargas noch vor der Pause der Anschluss gelungen. Nach einer Stunde war Linton Maina zum Abschluss eines hervorragend gespielten Konters die Entscheidung geglückt. „Es tut sehr gut, aber ich bin weit davon entfernt, zu sagen, dass wir so viel besser waren“, befand Baumgart.
Der 51-Jährige hatte in den zurückliegenden Wochen mehrfach erklärt, dass es an ihm sei, die Lösung zu finden. Denn seine Spieler lieferten im vom Trainerstab gesetzten Rahmen seriöse Leistungen. Doch fehlten die Tore – und wer nicht trifft, kann nicht gewinnen. Das änderte sich am Samstag schlagartig. In Augsburg spielte wie schon beim 0:0 im Derby gegen Borussia Mönchengladbach Florian Kainz im Offensivzentrum, und der österreichische Nationalspieler gestaltete zahlreiche Angriffsaktionen seiner Mannschaft. Zum 1:0 wie zum 3:1 gab Kainz jeweils den vorletzten Pass. Den 30-Jährigen in die Mitte des Spiels zu versetzen, dürfte damit vorerst als Baumgarts Lösung verstanden werden.
Ein Konter-Tor, das dem Trainer gefallen haben dürfte
Kainz ist ein leiser Profi, entsprechend zurückhaltend genoss er den Erfolg. Mainas Kontertreffer hatte ihm gut gefallen, an derartigen Abläufen haben die Kölner im Training zuletzt pausenlos gearbeitet. „Da wird sich der Trainer sehr freuen“, sagte Kainz mit einem Lächeln.
Die neue Position ist eine anspruchsvolle. Doch Kainz findet sich hervorragend zurecht, was offenbar auch daran liegt, dass er ein guter Zuhörer ist. „Es ist nichts Neues für mich, da ich schon vorher mitgekriegt habe, was der Trainer auf der Position haben will“, erklärte er in Augsburg. Allerdings mochte sich Kainz nicht locken lassen: Seine Trikotnummer 11 will er jedenfalls auch in der nächsten Saison tragen, unabhängig von seiner Position: „Nein“, sagte er sanft, aber bestimmt auf die Frage, ob er einen Wechsel ins Auge fasse. Für die legendäre und in Köln derzeit vakante Rückennummer 10 steht der Grazer nicht zur Verfügung – ganz gleich, wie gut er sich als Regisseur macht. Allerdings glänzte Kainz auch in Augsburg als Anläufer. Nachdem der FC im ersten Durchgang wenig Zugriff gehabt und dem Gegner zu viele Aktionen ermöglicht hatte, war es nach dem Seitenwechsel ruhig geworden um das Augsburger Offensivspiel. Ohnehin war vor Marvin Schwäbes Tor wenig passiert. Doch auf den Flügeln war Köln anfällig gewesen.
Im Zentrum dagegen herrschten erneut Ellyes Skhiri und Eric Martel, die diesmal nicht nur wie gewohnt die beiden laufstärksten Spieler ihrer Mannschaft waren. Sondern mit ihren Treffern für die frühe 2:0-Führung sorgten: Beim 1:0 lief Skhiri am zweiten Pfosten in einen Ball, den Jeff Chabot losgeschickt hatte. Das 2:0 erzielte Martel nach einem Gewaltlauf in die Tiefe durch die Beine des Augsburger Torhüters Rafal Gikiewicz – Kingsley Schindler hatte einen Einwurf schnell ausgeführt.
Es war Martels erster Bundesligatreffer, der 20-Jährige spielt seit dem vergangenen Sommer in Köln und entwickelt sich prächtig. Kainz betonte den „puren Willen“ hinter Martels Tor. Für den Schützen ging ein Traum in Erfüllung. „Kingsley hat zum Glück schnell geschaltet. Es ist der Traum eines jeden Jungen. Das erste Bundesligator – da gehen die Emotionen mit einem durch“, beschrieb der junge Straubinger.
Dass der FC nach langer Durststrecke in Augsburg nur eine Viertelstunde gebraucht hatte, um 2:0 zu führen, verblüffte auch Martel. „Fußball kann man manchmal nicht erklären. Wir haben es ja auch in den letzten Spielen nicht schlecht gemacht. Der Glaube war immer da“, sagte er.
Mit nun 31 Punkten nach dem 27. Spieltag ist der FC zwar noch ein ganzes Stück entfernt von den 40 Zählern, die als Saisonziel galten. Doch das Tabellenbild zeigt sich angesichts von acht Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz freundlich. „Es war sehr wichtig für uns. Dass wir Tore gemacht haben, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wichtige Punkte in der Tabelle. Wenn wir wieder eine solche Energie auf den Platz bringen können, bin ich auch gegen Mainz positiv“, sagte Florian Kainz.
Und hofft, dass nach der langen Phase des Fastens nun frühlingshafte Aufbautage folgen.