Der 1. FC Köln hofft im Prozess um Potocnik auf einen gütlichen Ausgang vor dem Cas. Ljubljana weist Vorwürfe „entschieden zurück“.
Streit vor internationalem Sportgerichtshof1. FC Köln stellt Strafanzeige gegen Vertreter von Olimpija Ljubljana
Der 1. FC Köln hat dem Streit um die Verpflichtung des slowenischen Nachwuchsstürmers Jaka Cuber Potocnik (18) ein neues Kapitel hinzugefügt und in Folge der Anhörung vor dem Internationalen Sportgerichtshof (Cas) im September in Lausanne Strafanzeige wegen versuchten Betrugs gegen drei Vertreter des slowenischen Klubs Olimpija Ljubljana gestellt. Die Staatsanwaltschaft Köln habe „den Anfangsverdacht bestätigt und ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen die drei Vertreter eröffnet“, teilte der Verein mit. Ulf Willuhn, Sprecher der Staatsanwaltschaft, bestätigte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ den Eingang der Anzeige am 29. September.
Die Zeugen und Klubvertreter, die von Ljubljana benannt worden waren und die vor dem Cas ausgesagt hatten, haben sich nach Ansicht des FC „in Widersprüche verwickelt und in Teilen den von NK Olimpija Ljubljana schriftsätzlich vorgebrachten Tatsachenvortrag selbst widerlegt“, teilte der 1. FC Köln mit. Nach Überzeugung des Bundesligisten sei belegt, dass „Olimpija Ljubljana auf Grundlage falschen Tatsachenvortrags versucht, eine ungerechtfertigte Schadenersatzhöhe zugesprochen zu bekommen“.
1. FC Köln: Strafanzeige gegen Olimpija Ljubljana im Fall Jaka Cuber Potocnik
Der slowenische Doublesieger verlangt von Köln 2.507.200 Euro, hinzu kommt die Ausbildungsentschädigung von 69.972,60 Euro. Die Fifa hatte Olimpija nur 51.750 Euro zugesprochen, daher waren auch die Slowenen vor den Cas gezogen.
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Dass die Staatsanwaltschaft Köln einen Anfangsverdacht bestätigte, lässt keine Rückschlüsse darauf zu, wie stark der Vorwurf wiegt. Tatsächlich wäre der Fall, dass der 1. FC Köln eine seriös vorbereitete Strafanzeige stellt, die bei der Staatsanwaltschaft durchfällt, kaum denkbar. Allerdings verging wenig Zeit bis zur Zulassung, was auf Seiten des Klubs als Zeichen gewertet werden dürfte.
Auf den Fortgang der Cas-Verhandlung hat der Vorstoß des FC keinen direkten Einfluss. Der Gedanke der FC-Seite ist offenbar, die Darstellung Ljubljanas von einem ordentlichen Gericht prüfen zu lassen, um das Schiedsgericht in der Schweiz zu beeindrucken und die Glaubwürdigkeit der Zeugen zu schwächen. Fraglich ist zwar, ob die Kölner Staatsanwaltschaft überhaupt noch in Aktion treten wird, bevor das Cas ein Urteil gefällt hat. Allerdings: Drei für Ljubljana am Prozess beteiligte Personen, die wegen ihrer Aussagen in der Cas-Anhörung in Köln wegen Betrugs angeklagt sind – das hätte durchaus Wirkung auf die Glaubwürdigkeit der Zeugen und ihrer Aussagen.
Die Kölner waren im vergangenen März für zwei aufeinanderfolgende Transfersperren gesperrt worden. Diese Strafe hatte der Internationale Sportgerichtshof zwei Monate später ausgesetzt, sodass der 1. FC Köln im vergangenen Sommer Spieler hatte neu registrieren können.
1. FC Köln: Zitterpartie um Cas-Urteil – Transfersperre nur vorübergehend aufgehoben
Allerdings hatten die FC-Kaderplaner dadurch wertvolle Zeit verloren, was eine Ursache dafür sein kann, dass der vergangene Transfersommer aus Kölner Sicht überwiegend missglückte. Das nächste Transferfenster öffnet am 1. Januar, bis dahin wird die Zeit knapp für ein Cas-Urteil. Die Kölner hoffen darauf, dass der Cas das Urteil des Fifa-Tribunals vollständig löscht. Denkbar wäre allerdings auch eine Reduzierung der Strafe auf eine Transferperiode, und es ist wahrscheinlich, dass Köln diese Strafe dann im Sommer 2024 antreten müsste – im schlimmsten Fall nach einem Abstieg und den damit verbundenen personellen Veränderungen im Kader.
Ljubljanas Präsident Adam Delius, Vizepräsident Christian Dollinger und Geschäftsführer Igor Barisic waren am 20. September beim Cas-Hearing vor Ort. Dollinger weist die Vorwürfe „entschieden zurück“ und sagt gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Über die Vorwürfe des 1. FC Köln auf dessen Homepage sind wir sehr überrascht. Seitens der Staatsanwaltschaft Köln sind weder der FK Olimpija Ljubljana noch dessen Vertreter bisher kontaktiert worden. Aus diesem Grund können wir zu den Vorwürfen auch keine konkrete Aussage tätigen. Der Verein und seine Vertreter sind davon überzeugt, dass sie sich grundsätzlich und auch im Rahmen der rechtlichen Verfahren stets korrekt verhalten haben. Die Vorwürfe, wie sie der 1. FC Köln erhebt, werden deshalb entschieden zurückgewiesen.“
1. FC Köln: Strafanzeige könnte Auswirkungen auf Zeugen im Cas-Verfahren haben
Die möglichen Widersprüche waren bereits während der Anhörung im Palais de Beaulieu am Genfer See thematisiert worden. Aus Sicht der Kölner war wohl spätestens nach dem ersten Verhandlungstag endgültig eine Grenze überschritten. Die Widersprüche zu bewerten, ist zunächst Aufgabe der Juristen am Cas. Sollte ein ordentliches Gericht einen Betrugsvorwurf gegen Olimpija bejahen, böte das den Kölnern aber die Gelegenheit, im Fall eines für sie negativen Ausgangs weiter gegen eine Cas-Entscheidung zu argumentieren.
Olimpija Ljubljana weist Vorwürfe „entschieden zurück“
Der zeitliche Ablauf zwischen Anzeige und dem Urteil des Cas unterstreicht, dass die Kölner keinen direkten Einfluss auf den Fortgang des Verfahrens in der Schweiz nehmen wollten. Schließlich hätten die Richter in Lausanne bereits urteilen können, bevor die Staatsanwaltschaft in Köln auch nur die Klage geprüft hat. Der Sachverhalt bezieht sich auf Abläufe, die sich in der Schweiz, in Slowenien und Kroatien zugetragen haben. Diese Angelegenheit zu prüfen, dürfte mindestens ein Jahr dauern. Bis dahin wird der 1. FC Köln ein Urteil aus Lausanne haben, wenngleich in Frage steht, ob es noch in diesem Kalenderjahr einen Abschluss geben wird.
1. FC Köln: Strafanzeige unabhängig vom Verfahren vor internationalem Sportgerichtshof Cas
Wann der Cas urteilt, weiß niemand beim FC. Dennoch dokumentiert der Klub zum Abschluss seiner Mitteilung seinen Optimismus. „Auf Grundlage der obigen Ausführungen ist der 1. FC Köln zuversichtlich, dass seine Argumentation auf positives Gehör stoßen, der Cas die Kündigung von Jaka Potocnik als rechtswirksam feststellen und damit einhergehend die Spielsperre gegen den Spieler sowie die Transfersperre gegen den 1. FC Köln endgültig aufheben wird.“