Der 1. FC Köln gibt beim 2:2 in Düsseldorf den verdienten Sieg noch aus der Hand und rangiert deshalb nur im Mittelfeld der 2. Bundesliga.
Gefühlte Niederlage im DerbyDer 1. FC Köln überzeugt, aber er belohnt sich erneut nicht
Die unterschiedlichen Sichtweisen nach Spielen im Profifußball von Protagonisten und Außenstehenden sind oftmals frappierend. Manchmal fragt man sich, wie konträr man eine Partie bewerten kann. Bei Daniel Thioune galt das am Samstagnachmittag nicht. Der Trainer von Fortuna Düsseldorf gab in seiner Wortmeldung wieder, was jeder gesehen hatte. Nämlich: ein Dusel-Unentschieden seiner Elf im Zweitliga-Spitzenspiel und Rhein-Derby gegen den 1. FC Köln. Gäste, die eine starke Leistungen geboten hatten, aber zahlreiche Chancen aus- und den Rivalen somit am Leben ließen. Und die für ihre Schläfrigkeit in den letzten Spielminuten die Quittung in Form des Ausgleichs durch Jona Niemiec erhielten, der mit einem Weitschuss, der als Flanke gedacht war, in der sechsten Minute der Nachspielzeit noch zum 2:2 getroffen hatte.
Thioune sprach davon, dass sein Team mit dem Ergebnis und der Art und Weise des Zustandekommens glücklich sein müsste. Dass es große Probleme bei der Spielkontrolle gehabt und „keinen guten Vortrag“ geboten hätte: „Am Ende des Tages kann ich mit dem 2:2 sicherlich besser leben als mein Kollege.“
Das alles sagte der Trainer des Zweitliga-Spitzenreiters, der in dieser Saison in der Bundesliga spielen müsste, wäre er nicht so dramatisch in der Relegation gescheitert. Das Problem aus Kölner Sicht: Kaufen kann sich der Bundesliga-Absteiger erneut wenig von all dem Lob. Die „beste Mannschaft“ (Thioune) der Liga, der Aufstiegsfavorit, rangiert mit nur acht Punkten aus sechs Spielen im Mittelfeld. Und steht deshalb bereits unter Zugzwang.
Entsprechend gefrustet waren die Kölner. „Es fällt schwer, das zu begreifen, weil wir wieder die deutlich bessere Mannschaft waren, aber das Ergebnis wieder nicht zu dem passt, wofür wir das Herz auf dem Platz lassen. Unfassbar, dass der Ball mit der letzten Aktion in den Giebel fällt. Das ist schwer in Worte zu fassen“, sagte Timo Hübers, der Kölner Kapitän. „Das ist eine gefühlte Niederlage und tut unglaublich weh“, haderte Linksverteidiger Leart Pacarada.
1. FC Köln: Strubers Team überzeugt spielerisch und sündigt vor dem Tor
Der FC hatte also 2:2 verloren. Wieder einmal haderten die Kölner mit ihrer Effizienz. Das Heimspiel zuvor gegen Magdeburg hatte die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber nach totaler Dominanz und 33 Torschüssen 1:2 verloren. Auch am Samstag reichten 23 Torschüsse, etliche Torchancen und eine zweimalige Führung durch die Tore von Eric Martel per Kopf (21.) und des formstarken Linton Maina nach einer herausragenden Kombination (61.) nicht, um die Partie zu gewinnen. Denn der FC kassierte zu schnell das 1:1 durch Emmanuel Ioyha (25.). Und durch den Glücksschuss von Niemiec den späten Ausgleich.
„Wir könnten jetzt das Interview von vergangener Woche wieder einspielen“, sagte Hübers. „Sechs Punkte“ hätten es aus den vergangenen beiden Begegnungen sein müssen. „Wenn man das Spiel inhaltlich bewertet, wird man sagen: Richtig viel richtig gemacht. Aber am Ende sind wir in der gleichen Dauerschleife wir vergangene Woche: Das Ergebnis passt nicht zur Leistung.“
Bereits neun Gegentore sind für einen Aufstiegsaspiranten zu viele
Doch neben der mangelhaften Chancenverwertung muss der FC auch an seiner Defensive arbeiten. Neun Gegentreffer in sechs Ligaspielen sind für einen Aufstiegsaspiranten deutlich zu viele. „Wir bekommen zu viele Gegentore“, sagte auch Sport-Geschäftsführer Christian Keller, „jeder kleine Fehler“ werde bestraft, fügte aber auch hinzu, dass der Ausgleich eben „purer Zufall“ gewesen sei. Das mag für das 2:2 gelten, an dem sich die Geister schieden, ob Torhüter Jonas Urbig durch eine falsche Positionierung das Gegentor mitverschuldet hatte.
Aber der Ausgleich hatte sich zumindest in den letzten Minuten angedeutet. Statt 3:1 oder 4:1 zu führen, hatte der FC die Fortuna im Spiel gehalten. In den letzten Minuten wurden die Kölner zudem passiver, die Gastgeber kamen noch mal auf. Diese hatten bereits in der ersten Minute der Nachspielzeit die Chance zum Ausgleich, als Giovanni Haag nach einer Ecke aus neun Metern nur die Unterkante der Latte getroffen hatte.
Die Kölner glauben allerdings nicht an grundsätzliche Probleme und wähnen sich ohnehin auf dem richtigen Weg. Spiele man so weiter, werde man sich auch belohnen. „Ich denke, es ist vieles aufgegangen, was wir uns heute vorgenommen haben. Wir haben das Spiel kontrolliert, dominiert und uns viele Möglichkeiten rausgespielt. Das Ergebnis lässt uns nicht feiern, doch inhaltlich und wie wir in allen Phasen des Spiels die Dinge angehen, ist sehr, sehr gut. Speziell, wenn man auswärts beim Spitzenreiter so auftritt, gibt das sehr viel Zuversicht“, befand Coach Struber. „Was bleibt, ist die Hoffnung, dass sich die Leistung über eine gesamte Saison an die Ergebnisse anpasst“, sagte Hübers. Dazu bieten sich der FC schon die großen Chancen in den nun aufeinanderfolgenden Heimspielen gegen den Zweiten Karlsruhe (Sonntag, 13.30 Uhr) und gegen Aufsteiger Ulm am 5. Oktober (13 Uhr). Siege sind dann allerdings alternativlos.
Düsseldorf: Kastenmeier - Iyoha (70. Fridriksson), Oberdorf, Hoffmann, Gavory (70. Niemiec) - Zimmermann, Jóhannesson - Klaus (78. Vermeij), Schmidt (46. Haag), Rossmann (78. Appelkamp) - Kownacki; Köln: Urbig - Thielmann, Hübers, Pauli, Pacarada (90.+4 Heintz) - Martel, Huseinbasic - Lemperle (87. Olesen), Maina - Waldschmidt, Downs (63. Tigges); Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle); Tore: 0:1 Martel (21.), 1:1 Iyoha (25.), 1:2 Maina (61.), 2:2 Niemiec (90.+5); Zuschauer: 51.500 (ausverkauft).-