Timo Horn ist als Nummer eins beim 1. FC Köln unumstritten. Doch wie sieht es dahinter aus?
Thomas Kessler ist aktuell der Stellvertreter. Doch zwei Talente drängen auf ihre Chance.
Brady Scott gilt als bester Nachwuchskeeper Nordamerikas. Julian Krahl ist Deutschlands U-19-Nationaltorhüter.
Köln – Beim 3:1 gegen den FC Bologna fand der Generationswechsel bereits statt, in der 72. Minute nahm Julian Krahl Thomas Kesslers Platz ein, allerdings vorerst nur im Tor der Kölner Testspielmannschaft im Trainingslager in Österreich, als Stammtorwart Timo Horn pausierte.
Krahls Debüt
Eine Gelegenheit, sich auszuzeichnen, bot sich Krahl zwar nicht mehr gegen den italienischen Erstligisten. Dennoch war es ein gutes Debüt für den 19-Jährigen zwischen den Pfosten des 1. FC Köln – fand auch Achim Beierlorzer: „Julian spielt gegen einen italienischen Erstligisten sein erstes Spiel für den FC. Wenn ich mir das so anhöre, klingt das für ihn glaube ich ganz cool“, kommentierte der neue Cheftrainer der Kölner.
Julian Krahl, Keeper der deutschen U19-Nationalmannschaft, steht seit diesem Sommer beim 1. FC Köln unter Vertrag. Er kommt von RB Leipzig, wo er hinter Péter Gulácsi, Yvon Mvogo und Marius Müller stand und es nur einmal in den Profikader schaffte. In Köln soll der 1,94 Meter große Torhüter an den Profikader geführt werden. Das Trainingslager in Kitzbühel verbrachte er unter der Anleitung von Andreas Menger bei den Profis. „Julian ist ein super talentierter Torwart, der im Trainingsbetrieb von Leipzig bereits erste Erfahrungen im Profibereich gesammelt hat. Bei uns wird er im ersten Schritt in der U21 zum Einsatz kommen, um sich für den Herrenbereich weiterzuentwickeln“, sagt der Torwarttrainer.
Zum Regionalliga-Auftakt stand allerdings nicht Krahl im Tor der FC-Reserve, sondern Brady Scott. Der 20-Jährige Kalifornier gewann im vergangenen November mit der U20-Nationalmannschaft der USA den Gold Cup und wurde mit dem Goldenen Handschuh des besten Torwarts des Turniers ausgezeichnet. Scott stammt aus einer Sportlerfamilie, seine Mutter war Volleyball-Profi, seine Schwester ist Schwimmerin an der Universität von Südkalifornien (USC).
Kessler vorerst Nummer zwei
Zwei hoch Veranlagte in der Warteposition also, die ihren Platz in der Torhüter-Hierarchie des 1. FC Köln suchen. Und sie haben Aussichten, es zumindest in den Spieltagskader des FC zu schaffen. Dafür müssten sie jedoch an Thomas Kessler vorbei, dem dienstältesten Kölner Profi. Mit nun 33 Jahren ist Kessler auf der Zielgeraden seiner Laufbahn, doch in den Sommer ging er als Nummer zwei. „Sie haben bei uns die Möglichkeit auf Weiterentwicklung und einen Torwart als Nummer eins vor sich, der eine absolute Vorbildfigur ist. Wie Timo arbeitet, wie akribisch er sich mit Andreas Menger den Details widmet, da kann man sich einiges abschauen“, sagt FC-Trainer Achim Beierlorzer zu den Aussichten der Nachwuchsmänner.
Doch auch Thomas Kesslers Rolle soll über die des Ersatzkeepers hinausgehen. „Es geht darum, Julian und Brady so weiter zu entwickeln, dass sie die Nummer zwei werden können. Das ist im Gespräch mit Thomas Kessler auch so formuliert. Er sieht es mit als seine Aufgabe, die Jungen zu entwickeln. Wenn sie sich an ihm vorbeischieben, ist das okay. Aber nicht einfach so, das müssen sie mit Leistung dokumentieren.“
Grundsätzlich scheint es nicht falsch, eine erfahrene Nummer zwei wie Kessler zu beschäftigen. Schließlich könnte Timo Horn im Spielbetrieb kurzfristig ausfallen. Dann einen Ersatzmann zu nominieren, dem jede Profierfahrung fehlt, hätte mit Talentförderung womöglich weniger zu tun, als es auf den ersten Blick scheint. Doch zum Ende dieser Saison dürfte sich einer der Nachwuchsmänner hinter Timo Horn in Position gebracht haben. Und dann?
Horn ohne Konkurrenz
Horn hat in Köln eine besondere Stellung. Seit dem Jahr 2011 steht er im Profikader, als 19-Jähriger debütierte er für die Profis und hat seitdem 218 Spiele in der ersten und zweiten Liga für den FC absolviert. Einem offenen Rennen um den Stammplatz im FC-Tor wird sich der gebürtige Kölner kaum stellen müssen, dafür ist Horns Status zu hoch. „Wir haben eine klare Nummer eins, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren“, sagt Beierlorzer über den 26-Jährigen. „Timo ist selbst noch ein relativ junger Torwart, er wird sich ja noch entwickeln. Einen Torhüter wie Timo Horn attackieren zu können, da muss ein junger Torwart erst einmal hinkommen. Wir sind froh darüber, eine solche Qualität zu haben.“