Köln – Da bot der 1. FC Köln gegen Borussia Dortmund (2:2) eine couragierte Leistung, stand kurz vor dem Überraschungssieg – und büßte am 26. Spieltag dennoch gleich zwei Tabellenplätze ein.
Der FSV Mainz 05, seit Wochen unter dem neuen Trainer Bo Svensson ohnehin im Aufwind, gewann am Sonntagmittag bei lausigen Hoffenheimern 2:1 und verdrängte den FC erst von Platz 14. Noch einen Platz weiter runter ging es am späten Nachmittag, da Hertha BSC das im freien Fall befindliche Bayer 04 Leverkusen 3:0 bezwang. Und so stand am Sonntagabend fest: Trotz ansprechender Leistung und eines Aufwärtstrends gegen Dortmund war der 1. FC Köln im Tabellenkeller der Verlierer des Spieltags. Und der Dortmunder Ausgleich durch die Urgewalt Erling Haaland in der 90. Minute wurde für die Kölner rückblickend noch einmal schmerzhafter als er ohnehin schon war.
Relegationsplatz 16 ist nicht das Produkt eines einzelnen Spieltags, sondern von gleich 26 Partien. Da die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol allerdings in den letzten acht Saisonspielen gleich auf vier direkte Kontrahenten (Mainz, Augsburg, Hertha BSC, Schalke) im Kampf um den Klassenerhalt trifft, kann sie es noch selbst richten. Aber natürlich kann sie auch alles verspielen. Die Absicht der Vereinsführung ist, dieses Saisonfinale mit Gisdol anzugehen.
Gisdol übersteht erneut ein „Endspiel“
Der angezählte Trainer überstand wieder einmal ein „Endspiel“. Hätte der FC gegen den BVB erneut enttäuscht, dann wäre der Coach seinen Job am Geißbockheim nach rund 17 Monaten los gewesen. Doch auch wenn das Ergebnis aus Kölner Sicht am Ende keinen so richtig zufrieden stellen wollte, so hatte doch die Leistung über weite Strecken gestimmt. Nach dem frühen Rückstand durch Haaland (3.) drehten der umtriebige, spielfreudige Ondrej Duda per Elfmeter (35.) und Ismail Jakobs mit einem herausragenden Schuss (65.) die Partie zugunsten der Gastgeber. Doch die Dortmunder, die über weite Strecken lethargisch wirkten und enttäuschten, hatten eben Haaland in ihren Reihen und profitierten von Nachlässigkeiten in der Kölner Defensive. „Acker umgepflügt – aber nicht bis zur letzten Sekunde! Bin sauer auf mich selber“, haderte Noah Katterbach. Denn der 19-Jährige hatte sich zuvor vom gleichaltrigen Flankengeber Ansgar Knauff ausspielen lassen.
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Doch auch wenn es mit dem zweiten Saison-Coup gegen Dortmund nichts wurde, so bewies die Mannschaft mit ihrem Auftritt gegen den BVB, dass der Trainer sie noch erreichen kann. „Wenn man so eine Saison spielt, mit vielen Tiefen, ist es nicht ganz unnormal, dass über den Trainer diskutiert wird. Wir haben die Antwort auf dem Platz gegeben, da stand heute keine blutleere Mannschaft“, befand Verteidiger Rafael Czichos. Gisdol selbst wollte nach dem Abpfiff über die Diskussionen um seine Person nicht groß eingehen. „Ich habe keine Ahnung, ob das für mich ein Endspiel war. Die Leistung hat uns bestärkt auf unserem Weg“, befand Gisdol. Und „diese Nebengeräusche“, sagte der Trainer, „muss man im Profifußball ausblenden“.
Die Vereinsführung, also der Vorstand und die Geschäftsführung, werden spätestens im Sommer diese Nebengeräusche in ihre Bewertung mit einbeziehen. Gegen Dortmund hat sie Gisdols Plan und dessen Umsetzung durch die Mannschaft indes überzeugt. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ stand eine Absetzung des Trainers nach diesem Auftritt überhaupt nicht zur Disposition. Der Vorstand tauschte sich am Sonntag entgegen anderslautender Gerüchte auch nicht über die Trainer-Personalie aus. Die Geschäftsführer Horst Heldt und Alexander Wehrle sowie Präsident Werner Wolf sind vielmehr einer Meinung, dass Gisdol auf jeden Fall die kommenden zwei Spiele in Wolfsburg (3. April, 15.30 Uhr) und gegen Mainz (11. April, 18 Uhr) auf der Kölner Bank sitzen wird. Die Partie bei den starken Wolfsburgern sehen sie vielmehr als eine Art Bonusspiel. Das wolle man natürlich nicht abschenken, doch gegen Mainz zähle es dann. In diesem Duell wird von Gisdol ein Sieg gefordert.
Trainer ohne Kredit in Köln
Die Vereinsführung traut dem Coach also noch zu, dass er mit seiner Mannschaft das Saisonziel, den Klassenerhalt, erreicht. Sie hat aber registriert und sieht es offenbar selbst als Problem an, dass der Trainer in Köln nahezu keinen Kredit mehr besitzt. Und ob Gisdol der Richtige ist, die Mannschaft weiter zu entwickeln und auf ein etwas höheres Niveau zu heben, da gibt es allem Anschein nach Zweifel.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Trotz des Verlustes von zwei Plätzen schöpfen die Kölner nach der Leistung gegen Dortmund wieder mehr Mut. Und es gibt ja auch Lichtblicke: Kapitän Jonas Hector ist wieder auf der Höhe, spielte stark auf. Der Ex-Nationalspieler könnte in dieser Verfassung noch zu einem wichtigen Faktor werden. Ondrej Duda war überall zu finden und ein steter Unruheherd. Und bei Ismail Jakobs ist nach dem sehenswerten Treffer, seinem ersten in der Saison, hoffentlich der Knoten geplatzt. Nach der Länderspielpause könnten zudem die Rekonvaleszenten Florian Kainz und Sebastian Andersson wieder ernsthafte Optionen sein.