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Trotz des FC-SparzwangsDarum blickt Steffen Baumgart zuversichtlich in die Zukunft

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FC-Trainer Steffen Baumgart hofft am Samstag in Augsburg auf die nächsten drei Punkte.

Köln – Steffen Baumgart zeigt sich nur selten überrascht. Am Donnerstag war er es. Zumindest einmal. „Ich höre die Zahl jetzt zum ersten Mal. Da könnte ich sagen: Beängstigend“, sagte der Trainer des 1. FC Köln und schmunzelte dabei.

Konkret ging es um eine Zahl, die verdeutlicht, wie groß derzeit die Euphorie um den Bundesligisten ist. 200.000 Ticketwünsche hatte der Verein alleine am vergangenen Mittwoch für das kommende und letzte Heimspiel am 7. Mai gegen den VfL Wolfsburg. Doch ins Rhein-Energie-Stadion passen bekanntlich nur 50.000 Zuschauer.

Baumgart wurde gefragt, wie er diese sagenhafte Anzahl an Ticketanfragen einordne. „In Köln ist ja immer viel Euphorie. Die Menschen trauen uns viel zu, das ist schön. Vielleicht geht es gegen Wolfsburg schon um einiges, da wollen wir um etwas Großes spielen. Klar, dass da jeder Kölner Fan dabei sein will“, sagte der 50-Jährige und machte sich dann en passant selbst Gedanken, wie er Familie und Freunden mit Tickets versorgen will: „Ich muss dann nur rechtzeitig Bescheid sagen, dass ich dann Karten für alle bekomme, die ich reinbekommen will. Vielleicht nutze ich da meine Beziehungen als Trainer.“

Das Große, das wäre die Teilnahme am Europapokal. Der Tabellensiebte hat bei drei ausstehenden Spielen alle Chancen, sich nach 2017/2018 erneut für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Fest steht bereits, dass der FC die Saison mindestens auf Platz acht beendet. Doch auf genau den will Baumgart nicht mehr zurückfallen. „Es ist ein Vierkampf um Platz fünf und sechs, vielleicht sieben. Wir müssen Fußball spielen, Ergebnisse holen und bleiben hoffentlich positiv in den Schlagzeilen“, so Baumgart.

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Doch vorerst gilt die ganze Kölner Konzentration der nächsten Aufgabe, dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr) in Augsburg. Es ist beileibe keine einfache. Der FCA hat sich in der vergangenen Dekade zu einem Kölner Angstgegner entwickelt – auch wenn dem FC am Ende der letzten Saison ein überlebenswichtiger 3:2-Erfolg gelungen war. Auch für die Augsburger geht es um allerhand: Sie können den Klassenerhalt perfekt machen. „Die Augsburger verteidigen sehr gut, man hat immer wenige Torchancen gegen sie“, sagte Steffen Baumgart, der noch die „bittere Niederlage“ im Hinspiel (0:2) im Kopf hat: „Genau das wollen wir jetzt für uns drehen.“ Gelingt das, hält auch die Kölner Hochstimmung an.

Doch mitten in diese Euphorie platzte zuletzt eine Wortmeldung des neuen Sport-Geschäftsführers Christian Keller. Zwar bekam der FC auch für die kommende Spielzeit die Lizenz ohne Auflagen und Bedingungen erteilt, doch Keller sagte deutlich, dass der Klub zum Sparen gezwungen sei. Der Sportchef tat dies nicht, um die Euphorie zu bremsen, sondern in dem Wissen, dass der FC keine Alternative hat. Alleine die Corona-Verluste belaufen sich auf über 85 Millionen Euro. Man müsse sich in allen Bereichen einschränken, sagt Keller: „Das betrifft allen voran den Personalaufwand für die Lizenzspielerabteilung, der wie angekündigt um 20 Prozent (von 58 auf 46 Millionen Euro, d. Red.) reduziert werden muss. Gleichzeitig sind wir auf nennenswerte Transfererlöse angewiesen.“

„Mehr Werbung kann man nicht machen"

Darauf am Donnerstag angesprochen, antwortete der Cheftrainer erst pragmatisch, dann betont selbstbewusst. Spieler zu entwickeln und dann gewinnbringend zu verkaufen, das gehöre im Profigeschäft nun einmal dazu und spreche für die gute Arbeit beim FC. „Wir wollen unseren Weg weitergehen und uns in der Bundesliga stabilisieren. Mit stabilisieren meine ich, dass es schön wäre, in der kommenden Spielzeit eine ähnliche Saison zu spielen. Wir wollen erneut nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Wir werden eine gute Mannschaft bekommen, unabhängig von 20 Prozent weniger Etat oder nicht. Die Jungs können alle warm essen“, sagte Baumgart.

Aktuell sehe er keine großen Gefahren für die kommende Saison. Man müsse auf diese Situation vorbereitet sein und werde dann entsprechend gemeinsam bei der Kaderplanung reagieren. „Es gibt Möglichkeiten, Spieler auszuleihen. Mit diesen Jungs setzen wir uns auseinander. Wir setzen bereits auf die Jugend, aber wir können nicht nur mit der Jugend des FC die Bundesliga halten“, befand der Coach und benannte einen „Riesenvorteil“, den der Verein jetzt hätte: „Es fällt mir in diesem Jahr leichter, mit Spielern zu sprechen und ihnen den FC schmackhafter zu machen, weil jeder weiß, wie wir spielen und spielen wollen. Mehr Werbung für Spieler kann man aktuell nicht machen. So können wir gute Jungs vom FC überzeugen. Dazu kommt ein geiles Stadion, eine geile Stadt und Lebensatmosphäre. Es gibt viele Sachen, die für Köln sprechen, da mache ich mir keine Gedanken, dass es schlechter werden könnte.“

Doch vorerst gehe es um die letzten drei Spiele und um das neues Ziel. Das da heißt Europapokal. Baumgart weiß auch, dass im Falle der Qualifikation die Euphorie in Köln und bei seinem Klub sogar noch einmal getoppt werden könnte. Mit ausverkauften Heimspielen in der Woche und tausenden Fans, die ihrer Mannschaft quer durch den Kontinent nachreisen würden.