Köln – In der vergangenen, insgesamt erfolgreichen Saison des 1. FC Köln gab es nicht viele Momente des Haderns, Lamentierens oder Bedauerns. Der Abend des 18. Januar bildete da eine Ausnahme. Für Steffen Baumgart war das Pokal-Aus im Achtelfinale nach Elfmeterschießen gegen den Hamburger SV der sicherlich bitterste Moment der Saison und seiner bisherigen Amtszeit in Köln, der ihn auch noch länger beschäftigte. Florian Kainz war in Müngersdorf zur tragischen Figur geworden, er rutschte beim entscheidenden Elfmeter aus. Der Ball landete zwar irgendwie im Tor, doch der FC-Profi hatte sich regelwidrig selbst angeschossen.
Es waren aber nicht so sehr diese unglücklichen Umstände und die Leistung, die den Kölner Cheftrainer umtrieben. Sondern das, was daraus gemacht wurde. Baumgart spielte auf die Kritik an Aufstellung und Taktik an, die danach erstmals und zum bisher einzigen Mal aufgekommen war und die der Coach für reichlich überzogen hielt.
1. FC Köln: Baumgart ruft Ziel Berlin aus
Objektiv betrachtet, hatte sich an diesem Januar-Abend aber nicht nur der Traum des FC, sondern vorerst auch der von Baumgart erledigt. Es ist der Traum vom Einzug ins DFB-Pokalfinale in Berlin. Doch Baumgart, das wissen sie mittlerweile alle in Köln, ist keiner, der schnell aufgibt, sondern ein Trainer, der sich die höchsten Ziele setzt und das Maximum anstrebt. Ob das nun am Ende erreicht werden kann, ist eine andere Sache. Auf die Frage, was denn das neue Ziel in diesem Wettbewerb für den FC sei, antwortete Baumgart zwei Tage vor dem schweren Erstrunden-Duell beim Zweitliga-Tabellenführer Jahn Regensburg (Samstag, 15.30 Uhr) postwendend: „Berlin! Ein anderes Ziel gibt es in diesem Wettbewerb nicht. Ich liebe diesen Wettbewerb. Mein persönliches Ziel ist, irgendwann mal in Berlin im Finale zu stehen. Und dafür haben wir dieses Jahr wieder die Chance.“
Es könne sein, dass gegen Regensburg zwar auch „schon alles vorbei“ sei, aber man wolle in einem Wettbewerb voller Finalspiele „das letzte Finale in diesem Wettbewerb erreichen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich diesen Wunsch wirklich habe.“
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Baumgart startet also mit einer Ansage in die neue Spielzeit. Sport-Geschäftsführer Christian Keller saß am Donnerstag neben dem Coach auf dem Podium. Seine Gesichtszüge verrieten, dass ihn die Klarheit der Aussage überraschte, aber der Sportchef pflichtete doch seinem Trainer bei: „Was Steffen gesagt hat, ist völlig klar. Alle 18 Bundesligisten müssen sich dieses Ziel setzen. Es ist doch der Wettbewerb, der am einfachsten zu gewinnen ist, weil es nur sechs Spiele sind, um den Pokal in der Hand zu halten. Ob wir es schaffen, wissen wir nicht. Aber es ist doch logisch, dass wir so in den Wettbewerb reingehen. Und ein anderes Ziel würde dem Naturell von Steffen widersprechen“, sagte Keller, der von einer „sehr guten Vorbereitung“ seines neuen Teams sprach.
Doch der 43-Jährige weiß am besten, dass das Auftaktspiel alles andere als ein Selbstgänger wird. „Es ist wahrscheinlich das schwerste Los im Topf“, sagte Keller vor seiner Rückkehr nach Regensburg. Der FC-Geschäftsführer war zuvor über acht Jahre in gleicher Position beim Jahn tätig. Und muss nun im ersten Pflichtspiel gleich bei seinem Ex-Klub antreten, den er sanierte, sportlich zu ungekannten Höhenflugen trieb und noch als sein „Baby“ betrachtet. Doch sein Fan-Dasein müsse nun ruhen. „Ich hätte mir aus rein sportlicher Sicht auch einen anderen Gegner gewünscht. Wir wollen aber gewinnen, klar.“
Was die Aufstellung angeht, wird Baumgart keine Experimente wagen und seine bestmögliche Elf aufbieten. Der Coach freut sich, dass er keine Ausfälle zu beklagen und alle Spieler auf dem Trainingsplatz hat. „Es wird einige harte Entscheidungen geben“, kündigte Baumgart an, der auf zwei Spieler noch verzichtet: Neuzugang Steffen Tigges, der sich nach seiner Sprunggelenksfraktur wieder herangekämpft hat, wird in der U21 Spielpraxis sammeln. Und Ondrej Duda, der die ersten zwei Trainingswochen verpasste, muss vorerst weiter seinen Rückstand aufholen.
Pokal-Prämien erhöht
In dem Wettbewerb geht es für die Kölner aber nicht nur sportlich um viel, sondern auch finanziell. Geplant hat der klamme Klub zwar nur mit der ersten Runde, für die jeder der 64 Teilnehmer 209.247 Euro und damit 30.000 Euro mehr als in der letzten Saison erhält. Ab der zweiten Hauptrunde verdoppelt sich diese Prämie jeweils bis einschließlich zum Halbfinale. Sollte der FC tatsächlich Baumgarts Ziel erreichen und ins Finale einziehen, würde er 2,88 Millionen Euro erhalten, an den Sieger werden sogar 4,32 Millionen Euro ausgezahlt. Und der Pokalsieger hätte sich automatisch auch direkt für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert.