FC-Rechtsverteidiger will RevancheBenno Schmitz ist bereit für Regensburg
Köln – Im Training am Mittwoch herrschte plötzlich verkehrte Welt am Geißbockheim. In einer Übung musste Anthony Modeste gegen den Benno Schmitz verteidigen. Der Franzosen tat das auf seine Art: Anstatt abzuwarten, Tempo aufzunehmen und den Verteidiger einfach abzulaufen, entschied er sich ohne Vorwarnung zur Grätsche: Mit beiden Beinen voraus flog der Kölner Starstürmer in Schmitz, Modeste hatte dabei ein Lachen im Gesicht. Der Plan des Franzosen ging auf – er gewann den Ball. Schmitz blieb unverletzt.
Nach der Einheit musste auch Schmitz lachen angesichts der Attacke aus heiterem Himmel. „Da hat er mich überrascht, deswegen hat er mir ja auch den Ball abgenommen“, scherzte Schmitz. Modestes Angriff kam in mehrfacher Hinsicht überraschend. Denn grundsätzlich grätschen Stürmer im Training eher selten mit offenen Sohlen nach Rechtsverteidigern. Außerdem ist der Franzose seinem Kollegen nach der vergangenen Saison durchaus zu Dank verpflichtet: Viele seiner Treffer erzielte Modeste, weil Benno Schmitz auf der rechten Seite entscheidende Aktionen gestaltete. Insgesamt fünf Torvorlagen hatte der 27-Jährige in der vergangenen Saison, die Fans nennen ihn längst den „Kölschen Cafú“ in Anlehnung an den extrem offensiven Brasilianer Cafú (52), der zweimal Weltmeister wurde und als der größte Rechtsverteidiger der Fußballgeschichte gilt.
„Wir sind weiter als vor einem Jahr“
Schmitz kommt eher nicht über das Spektakel, nahm in der vergangenen Saison jedoch eine bemerkenswerte Entwicklung und geht optimistisch in die neue Saison. „Ein wichtiger Faktor ist, dass wir im Kern zusammengeblieben sind und die neuen schnell einführen konnten in unsere Spielidee. Wir sind sehr viel weiter als vor einem Jahr.“
Reise in die Vergangenheit
Am Samstag (15.30 Uhr, Sky) beginnt für den FC mit dem Pokalspiel bei Jahn Regensburg die neue Pflichtspielsaison. Schmitz erinnert sich noch an die Auslosung Ende Mai. „Als Regensburg gleich als erstes gezogen wurde, habe ich schon gedacht: Vielleicht erwischt es ja uns. Kam dann auch so. Unser Sportdirektor hat eine Regensburger Vergangenheit, Sargis Adamyan auch. Das wird auf alle Fälle ein schönes Spiel“, sagt Schmitz. Allerdings hat auch der gebürtige Münchner Schmitz eine Regensburger Geschichte. Am 3. Februar 2021 verlor der 1. FC Köln das Pokal-Achtelfinale im Regensburger Jahnstadion im Elfmeterschießen. Dabei hatten die Kölner nach 22 Minuten 2:0 geführt. Nach Kennedys Anschlusstreffer gelang Schmitz in der 39. Minute mit einer Kopfballverlängerung das 3:1. Doch das wurde wegen Abseits annulliert, bis heute ist die Entscheidung umstritten. „Von der Theorie her“ habe er die zugrundeliegende Regel verstanden, sagt Schmitz anderthalb Jahre später, „aber es war auch Auslegungssache.“ Es wäre Schmitz’ erstes Pflichtspieltor für Köln gewesen – bis heute hat er in 82 Pflichtspielen für Köln zwar acht Tore aufgelegt. Aber keines erzielt.
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Ihn stört das nicht weiter, „überhaupt nicht. In der Mannschaft wird man vielleicht mal aufgezogen, dass man noch kein Tor hat“, berichtet er. Doch Schmitz kann warten. Sollte seine Entwicklung anhalten, könnte es rasch klappen mit dem Treffer. Auch Schmitz sieht im Kölner Fußball unter Steffen Baumgart den entscheidenden Faktor seiner Entwicklung. „Mir kommt sehr entgegen, dass wir offensiver agieren, höher stehen, deutlich mehr Pressing spielen und frühere Ballgewinne haben. Das habe ich in den Jahren zuvor in Leipzig und Salzburg ähnlich gespielt“, erklärt er.
Zweimal gewann Schmitz mit RB Salzburg das Double aus Pokal und Meisterschaft, spielte mit den Österreichern auch international. Für RB Leipzig bestritt er später 18 Bundesligaspiele, ehe er nach Köln kam und mit viel Anlauf durchstartete.
Ein Bayer in Köln
Im vergangenen Jahr verlängerte Schmitz seinen Vertrag in Köln bis 2024; zu vernünftigen Konditionen, wie zu hören ist. Der Bayer ist in Köln heimisch geworden. „Das gesamte letzte Jahr ist für alle von uns positiv gelaufen“, resümiert er vor dem Saisonstart. Anthony Modeste darf auf weitere Qualitätsarbeit von rechts hoffen, trotz ausbleibender Dankbarkeit und Risikogrätschen im Training. Blumen für die Vorlagen habe ihm der Franzose jedenfalls noch nicht in die Kabine gestellt, sagt Schmitz. „Aber vielleicht mal einen Kaffee.“