Köln – Steffen Baumgart zählt zu der Sorte Trainer, die sich nach Niederlagen gerne besonders schützend vor seine Spieler stellt und versucht, auch die positiven Elemente des eigenen Spiels zu sehen und hervorzuheben. Das tat der Chefcoach des 1. FC Köln auch nach dem Abpfiff am Freitagabend in Mainz. Diesmal allerdings nur kurz, denn zu eindeutig waren am Ende die Kräfteverhältnisse und zu lang die Liste mit den eigenen Unzulänglichkeiten.
„Wenn ich sehe, wie die Jungs gelaufen sind und dass sie bis zum Ende dagegengehalten haben: Das ist das, was ich sehen will. Dass wir heute 5:0 auf den Arsch gekriegt haben, das ist einfach so. Das gehört leider im Fußball dazu. Uns tut es weh, aber da müssen wir durch“, sagte der Kölner nach der herben 0:5-Niederlage beim FSV Mainz 05.
Nur fünf Tage zuvor war sein Team noch für seine Comeback-Qualitäten beim 3:2-Sieg gegen Augsburg gefeiert worden. Und die Kölner glaubten, wieder in der Spur zu sein. Erneut hatten sie ein Spiel zu ihren Gunsten gedreht. Zwölf Punkte hatten Baumgarts Spieler in dieser Saison noch nach Rückstanden geholt – das war bis dato Ligaspitze.
In Mainz kassierte der FC wieder einen frühen Treffer in der ersten Viertelstunde, erneut durch einen individuellen Patzer. Kölns Verteidiger Luca Kilian hatte den formidablen, kaum zu stoppenden Mainzer Karim Onisiwo im Strafraum gefoult; den fälligen Elfmeter verwandelte Marcus Ingvartsen sicher. Doch von einem Comeback war der FC an diesem Abend diesmal ganz weit entfernt. Die Gelb-Rote Karte gegen Kilian nach einem taktischen Foul an Onisiwo in der 28. Minute war der Anfang vom Ende für die Gäste, die danach durch die sträflich frei gelassenen Dominik Kohr (35.) und Nationalspieler Anton Stach (40.) schnell zwei weitere Gegentore kassierten und entscheidend ins Hintertreffen gerieten.
Baumgart ging zwar auch mit Kilian ins Gericht, aber noch mehr mit der Defensivarbeit der gesamten Mannschaft: „Kili muss vor der Gelb-Roten Karte den Laufweg mitgehen und nicht in den Mann. Viel mehr ärgert mich aber, dass alle viel zu viele Fehler gemacht haben. So gehst du in der Bundesliga unter.“ Es könne nicht sein, dass sein Team nach dem Platzverweis gleich zwei Gegentore kassiere, schimpfte der 50-Jährige: „Natürlich war die Gelb-Rote Karte ärgerlich, auch weil das nicht zum ersten Mal passiert ist. Aber was mich wirklich ärgert, ist, dass wir dann nicht in der Lage sind diese Situationen zu verteidigen. Dann bist du in Unterzahl der Vollidiot.”
Krawall unter Mainzern, Pyros bei Kölnern
Unmittelbar vor Abpfiff des Bundesliga-Spiels zwischen dem FSV Mainz und dem 1. FC Köln kam es in der Mewa-Arena zu einer Schlägerei im Stehplatz-Block des Heimbereichs.
Schnell machten Gerüchte die Runde, dass diese Randale von Kölner Anhängern angezettelt worden sei, die angeblich in den Heimblock vorgedrungen seien. Doch diese Gerüchten stellten sich als falsch heraus. Die Polizei sprach von einer „Auseinandersetzung unter Anhängern des gastgebenden Vereins". Mitarbeiter des Ordnungsdienstes schritten ein.
Mit einer Geldstrafe muss der 1. FC Köln dennoch erneut rechnen. Denn zum wiederholten Mal brannten Kölner Anhänger Bengalos ab. Die Polizei sprach von „mindestens 70“ pyrotechnischen Gegenständen ab. Der DFB sanktioniert das Abrennen mit einer Strafe in Höhe von 1000 Euro – pro Fackel. (ksta)
Gegen den FC sprechen derzeit ein paar Fakten. Bereits zum vierten Mal in dieser Spielzeit musste ein Kölner Spieler nach einem Platzverweis vorzeitig in die Kabine und schwächte damit seine Mannschaft personell, für Kilian war es bereits die zweite Hinausstellung. Für sein Unterzahl-Spiel hat der FC allem Anschein nach kein richtiges Konzept, keine passende Strategie. Die Kölner machen es dem Gegner zu einfach, verlieren mit einem Mann weniger die Kontrolle. Die weiteren Gegentore durch Aaron (73.) und Onisiwo (84.) sorgten dafür, dass sich der FC am Ende noch eine böse Klatsche abholte.
Hinterher gab es einige Diskussionen über die Ausführung des Elfmeters von Ingvartsen, der regeltechnisch nicht konform war, da dieser den Ball minimal doppelt berührte, was auch Lizenzbereich-Leiter Thomas Kessler monierte: „Ich will jetzt nicht als schlechter Verlierer hier stehen, aber da wird ein Elfmeter ausgeführt, wo der Schütze nachweislich den Ball zweimal berührt. Und da frage ich mich ganz ehrlich, warum das in Köln nicht gesehen wird.“ Doch die Kölner sind gut beraten, die Schuld für die hohe Pleite vor allem zuerst bei sich zu suchen – was sie grundsätzlich auch taten. „Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht, die man sich auf diesem Niveau nicht erlauben kann“, befand denn auch Kessler.
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Zur Wahrheit gehört ebenfalls, dass der FC jetzt vier der vergangenen fünf Pflichtspiele verloren und in diesen unrühmliche 15 Gegentore kassiert hat. Das sind eindeutig zu viele, selbst wenn der FC zwei Partien (in Gladbach und in Mainz) über einen langen Zeitraum in Unterzahl bestreiten musste. Doch diese Platzverweise waren nicht das Resultat einer Verschwörung, sondern berechtigt.
Kapitän Jonas Hector und Top-Scorer Florian Kainz sprachen auch davon, dass der FC in Unterzahl viel zu einfach die Gegentore kassiert habe und zudem von einem „gebrauchten Abend“, doch am ehesten traf es noch der lakonische Aussage von Torhüter Marvin Schwäbe: „Das 5:0 steht für sich.“ Und spätestens durch diese herbe Niederlage sollten die Kölner wissen, woran sie zu arbeiten haben. Zeit dafür haben sie allerdings erneut wenig. Wenn sie zum Beispiel noch in der Conference League im Rennen bleiben wollen, müssen diese Fehler sofort abgestellt werden. Denn schon am Donnerstag (18.45 Uhr, RTL +) ist der FC in Tschechien beim FC Slovácko gefordert.