Der 70-jährige Ex-FC-Trainer übernimmt den abstiegsbedrohten Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, für den er früher selbst mal gespielt hat.
Von wegen Rentner-DaseinFriedhelm Funkel muss mal wieder einen Verein retten — diesmal Lautern
In der vergangenen Woche hatte er noch glückselig bei der Karnevalssitzung seines Ex-Klubs 1. FC Köln im Maritim mitgefeiert, am Donnerstag wollte er eigentlich mit Ehefrau Anja in den Urlaub nach Fuerteventura aufbrechen; der Robinson Club Jandia ist schließlich seit Jahren eines seiner Lieblingsziele. Doch nun muss Friedhelm Funkel den vielleicht schon gepackten Koffer und den Tennisschläger wieder auspacken – oder zumindest wärmere Kleidung einpacken. Denn der 70-Jährige muss mal wieder einen Profi-Fußball-Verein retten. Genau genommen den 1. FC Kaiserslautern vor dem Abstieg aus der 2. Bundesliga. Nichts mit Rentner-Dasein, die Bundesliga-Legende ist mal wieder gefragt: Es geht auf den Betzenberg statt auf die Kanaren.
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ kann Berichte des „Kicker“ und der „Bild“ bestätigen, wonach Funkel das Amt beim Traditionsklub übernehmen soll. Der 1. FC Kaiserslautern hat sich am Mittwochvormittag offiziell von Trainer Dimitrios Grammozis getrennt. Nur 72 Tage nach dessen Amtsantritt reagierte der Verein damit auf die Talfahrt unter Grammozis. Der neue Chefcoach werde am Mittwochnachmittag die erste Trainingseinheit auf dem Betzenberg leiten, teilte der FCK mit. Dies ist Funkel, der frühere FCK-Profi hatte zuletzt 2021 den 1. FC Köln für ein paar Monate trainiert und vor dem Abstieg aus der Bundesliga gerettet. Dies soll er nun auch in der Pfalz schaffen, zudem steht Lautern überraschend im DFB-Pokal-Halbfinale. Diesen Wettbewerb gewann er einst ebenfalls vollkommen überraschend als Spieler: 1985 mit Bayer 05 Uerdingen im Finale gegen den großen FC Bayern.
Am 10. Dezember 2023 war der gebürtige Neusser 70 Jahre alt geworden. Im Interview mit dieser Zeitung hatte er nicht zum ersten Mal angedeutet, dass für ihn noch lange nicht Schluss sein muss. Seine Pause könne „schon mal unterbrochen werden, werden, das stimmt. Ich hatte jetzt wieder zwei Momente, in denen ich wieder Blut geleckt habe. Das war beim Zweitligaspiel „Fortuna für alle“ in Düsseldorf gegen Kaiserslautern und beim Bundesligaspiel des 1. FC Köln in Bochum, bei denen ich am Spielfeldrand für TV-Sender im Einsatz war. Spiele meiner Ex-Klubs also. Und bei diesen habe ich wieder so viele alte Weggefährten getroffen, das war so geil. Da habe ich wieder dieses Kribbeln gespürt. Und natürlich auch meine Trainerkollegen beobachtet. Aber es müssen schon sehr viele Voraussetzungen erfüllt sein, dass ich noch einmal auf die Trainerbank zurückkehre.“
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In der Pfalz ist das offenbar der Fall. Für Lautern hatte der frühere Mittelfeldspieler von 1980 bis 1983 selbst gespielt. Mit weit über 1000 Bundesliga- und Zweitligaspielen als Trainer und Spieler und elf Trainerstationen (in Köln zweimal) kennt Funkel das Geschäft so gut wie kaum ein anderer. Funkel hatte sich zuvor auch für vieles offen gezeigt, mit zwei Ausnahmen: „Einen Job im Ausland trete ich nicht mehr an. Und längerfristige Engagements werden es wohl auch nicht mehr sein.“
Neben Grammozis stellten die Pfälzer auch dessen Co-Trainer Sven Piepenbrock frei. Unter dem Deutsch-Griechen, der sein Amt erst am 3. Dezember als Nachfolger von Dirk Schuster angetreten hatte, verloren die Lauterer fünf von sechs Zweitliga-Partien. „Der FCK reagiert mit der Freistellung auf die jüngsten sportlichen Ergebnisse in der Liga, die nicht die erhoffte positive Wendung genommen haben“, teilte Kaiserslautern mit.
Zwar gewann der 45 Jahre alte Grammozis mit den Pfälzern das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den 1. FC Nürnberg und das Viertelfinale bei Hertha BSC, in der Liga aber stürzte der FCK auf den 16. Tabellenplatz ab. Dabei hatte Grammozis in der Winterpause fünf neue Spieler bekommen. Mit nur 21 Zählern ist der FCK punktgleich mit dem Zweitliga-Vorletzten Hansa Rostock und muss zwei Jahre nach dem Wiederaufstieg den Absturz in die 3. Liga fürchten. Nach der jüngsten 1:2-Heimniederlage gegen den SC Paderborn hatten die Fans bereits die Trennung von Grammozis gefordert. „Die Stimmung droht nicht zu kippen, sie ist gekippt“, hatte Geschäftsführer Thomas Hengen da bereits deutlich gemacht, dass die Zeichen klar auf Trennung von Grammozis stehen. Jetzt soll Veteran Funkel für einen Aufschwung bei der Stimmung und in der Tabelle sorgen. (mit dpa)