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„Es tut gerade weh“1. FC Köln treibt seine Probleme gegen Magdeburg auf die Spitze

Lesezeit 5 Minuten
Kölns Eric Martel wirkt nach der Partie niedergeschlagen.

Kölns Eric Martel wirkt nach der Partie niedergeschlagen.

Trotz kurioser Statistiken unterliegt der 1. FC Köln den Gästen aus Magdeburg – weil es den Kölnern nicht gelingt, die Partie vorzeitig zu entscheiden.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln hat das Spitzenspiel der zweiten Fußball-Bundesliga verloren. Am Samstagabend unterlag die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber dem 1. FC Magdeburg 1:2 – was einen Ausgang darstellte, der dem Spielverlauf in beinahe absurder Weise widersprach.

Am Ende hatten die Kölner 33 Torschüsse abgegeben und sich 10:2 Ecken erspielt. Nach torloser erster Halbzeit, in der die Gastgeber bereits eine Großzahl an Chancen vergeben hatten, besorgte Damion Downs zwar das scheinbar knotenlösende 1:0. Doch die FC-Offensive verpasste es trotz weiterer Möglichkeiten, nachzulegen und eine Entscheidung herbeizuführen.

Stattdessen gelang dem eingewechselten Falko Michel in der 66. Minute nach einem Freistoß per Kopf der Ausgleich, weil ihn die Kölner Abwehr vollständig übersehen hatte. Es kam noch schlimmer für Köln: Sieben Minuten vor Schluss gelang Hugonet mit einem abgefälschten Rechtsschuss der Siegtreffer für die Gäste, die sich mit nun elf Punkten aus fünf Spielen vorerst auf den zweiten Tabellenplatz schoben. Köln ging als Siebter in die Nacht.

Die Tore

Vor dem 1:0 stand Damion Downs plötzlich frei, nahm den Ball eigentlich lausig mit und verlor ihn scheinbar, fand dann aber doch Lemperle, der auf Maina ablegte, der eigentlich freie Schussbahn hatte, stattdessen aber den Ball annahm und zurück zu Downs spielte, dessen Abschluss zwar eher halbgar geriet, jedoch ins Tor ging. Einen solchen Treffer schienen die Kölner und vor allem Downs gebraucht zu haben. Doch nichts wurde leichter, im Gegenteil.

Stattdessen traf der eingewechselte Michel nach einer Freistoßflanke derart frei, dass man sich fragen musste, was da schiefgelaufen war. In dem Raum, aus dem der Magdeburger traf, darf jedenfalls kein Offensivspieler jemals frei zum Kopfball kommen. Magdeburgs Trainer Christian Titz hatte ausführlich gewechselt und die Richtung des Spiels verändert, wenngleich Köln auch nach dem Wechsel noch genügend Torchancen gehabt hatte.

In der 83. Minute leisteten sich die Kölner eine ganz schwache Aktion auf der rechten Abwehrseite, wo sich El Zein durchsetzte und an den Strafraum flankte. Die Kölner Hintermannschaft schaffte es nicht, entscheidend zu klären. Stattdessen kam Kaars an den Ball und legte zurück auf Hugonet, dessen Schuss Pauli unhaltbar abfälschte.

Das war gut

Grundsätzlich zeigte der FC eine weitere ansprechende Leistung, und nach Downs‘ Führung in der 49. Minute schienen die Dinge einen guten Lauf zu nehmen für Strubers Elf, die das Publikum gut unterhielt. 33 Torschüsse bedeuteten eine gewaltige Zahl, zehn Eckbälle waren Beleg dafür, dass Köln grundsätzlich genug dafür tat, die Partie zumindest nicht zu verlieren. Müngersdorf erlebte ein gutes Fußballspiel.

Das war schlecht

Die Kölner hatten in dieser Saison bereits mehrfach Schwierigkeiten, den Ball im Tor unterzubringen. Am Samstag trieben sie ihre Probleme auf die Spitze: Wer mit 33:9 Torschüssen nicht gewinnt, darf nicht von Pech sprechen. Dem fehlt die Qualität im Abschluss.

Moment des Spiels

Es war ein wildes Spiel im tosenden Stadion, in dem die Kölner einen Saison-Torschussrekord aufstellten und doch verloren. Eine großartige Show, doch der größte Moment war ein vergleichsweise stiller, als der am 24. August verstorbene Christoph Daum mit einem prasselnden Ehrenapplaus in jenem Stadion verabschiedet wurde, das ihm durchaus Heimat gewesen war.

Spieler des Spiels

Mohammed El Hankouri, der in der 18. Minute Lemperles freien Schuss aus zwei Metern noch an den Innenpfosten grätschte. 50.000 Zuschauer hatten den Ball bereits im Tor gesehen, es war eine der kuriosesten Abwehraktionen der Saison – vorgetragen von einem Angreifer, der später auch noch den Ausgleich vorbereiten sollte.

Das sagen die Trainer

Christian Titz (1. FC Magdeburg): Es war ein Spiel, in dem wir bis zur 60. Minute klar unterlegen waren. Wir haben die Wucht des Gegners nicht gut verteidigt. Wir haben es dann mit den Hereinnahmen besser gemacht, sind dann aber trotzdem nach einem riesigen Bock in Rückstand geraten. Dann ist passiert, was im Fußball oft passiert, wenn der Gegner dich nicht erledigt hat. Es wurde ein offener Schlagabtausch. Wir gehen als glücklicher Sieger vom Platz, ich kenne solche Spiele und weiß, wie mein Kollege sich fühlt. Wir sind als Mannschaft nicht weggebrochen.

Gerhard Struber (1. FC Köln): Es ist ein bisschen skurril, weil wir das Spiel speziell in der ersten Halbzeit entscheiden mussten. Wir haben clevere Entscheidungen getroffen, unsere Positionierung im Ballbesitz, das Pressing. Wir haben vieles richtig gemacht, nur das Toreschießen vergessen. Dann ist uns das Momentum verrutscht, das hat der Gegner eiskalt ausnutzen können.

Wenn du so eine Dominanz aufbaust und dann in Schönheit stirbst, hilft das auch nichts. Meine Jungs haben fantastisch viel investiert, mit viel Leidenschaft. Aber wir haben das Glück nicht auf unserer Seite gehabt, warum auch immer. Es tut gerade weh, aber wir werden dranbleiben. Dann wird es mit dem Toreschießen auch wieder in eine gute Richtung für uns gehen.

Für das, was wir leisten, ist die Ausbeute nach fünf Spielen zu gering. Die Leistung ist ansprechend, inhaltlich geht vieles in die richtige Richtung. Aber es ist Profisport, wir wollen Ergebnisse haben und an der Spitze dranbleiben. Es ist auch ein Geduldsakt, das mich nicht überrascht. Es ist nur überraschend, dass man mit einer solchen Leistung nicht gewinnt.

Das sagen wir

Gerhard Struber hat in dieser Saison schon mehrfach erklärt, dass das Toreschießen eine logische Folge seines Spielkonzepts sei, sollte es grundsätzlich zur Aufführung kommen. Beim 5:0 gegen Eintracht Braunschweig hatte sich diese Ankündigung in Realität verwandelt, am Samstagabend dagegen wurde der Kölner Trainer widerlegt: Sein Matchplan ging zwar grundsätzlich auf, doch nur ein Treffer war zu wenig, um auch nur zu punkten. Die Debatte um die Abschlussqualität der Kölner dürfte damit eine Wiedergeburt feiern.