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1:4 gegen die BayernZwölf schlimme Minuten für den 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
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Der FC Bayern schlägt den 1. FC Köln 4:1.

Köln – Der Blick auf die Formtabelle ließ Großes erwarten, trafen am Sonntag im Rhein-Energie-Stadion doch die stärksten Teams der vergangenen Wochen aufeinander: Der FC Bayern München hatte aus den jüngsten sieben Partien 19 Punkte geholt, Köln satte 15. Das sah nach Augenhöhe aus, und um halb vier war die Kölner Welt durchaus noch in Ordnung. Dann begann das Spiel, und der Tag nahm eine drastische Wendung. Denn zwölf Minuten später lagen die Kölner schon 0:3 zurück, am Ende unterlagen sie dem Rekordmeister 1:4 und verloren zudem Linksverteidiger Noah Katterbach, der nach einer halben Stunde mit einer schweren Fußverletzung vom Platz musste.

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„In der ersten Halbzeit haben wir gesehen, dass wir noch in der Entwicklungsphase sind. Die Bayern habe extrem konsequent ihre Klasse ausgespielt. Wir haben uns dann aber neu sortiert und genau das getan, was wir wollten. Wir können aber mit beiden Halbzeiten etwas anfangen. Die Mannschaft hat alles gegeben und sich in der zweiten Halbzeit gut präsentiert. Die Jungs werden aus diesem Spiel lernen“, sagte FC-Coach Markus Gisdol.

Die schlimme Kölner Anfangsphase stand trotz der Steigerung in der zweiten Hälfte im Zentrum der Nachbetrachtung. „Wir haben die ersten Minuten komplett verschlafen, das darf uns nicht passieren“, sagte FC-Keeper Timo Horn; sein Gegenüber wurde drastischer: Er habe „mehr Gegenwehr der Kölner erwartet“, sagte Manuel Neuer in sachlichem Ton, „wir hätten heute zehn Tore schießen können, hier war mehr drin als dieses 4:1.“

Resultat für Köln ohne große Folgen

Immerhin eroberten sich die Münchner mit dem Sieg die Tabellenführung zurück, für die Kölner dagegen hatte das Resultat kaum Folgen. Weil die Konkurrenz auf den letzten drei Tabellenplätzen am Wochenende ebenfalls ihre Spiele verlor, beträgt der Abstand der Kölner auf die Absturzzone weiter sechs Punkte.

Gegen den FC Bayern heißt es stets, die ersten Spielminuten zu überstehen, ohne größeren Schaden zu nehmen, so wollten auch die Kölner in die Partie gehen. Doch das missglückte vollends. Nach dem ersten Münchner Einwurf kam Thomas Müller an den Ball, der Robert Lewandowski steil schickte, dessen Linksschuss unhaltbar einschlug. Er war Lewandowskis zwölftes Tor im 14. Spiel gegen den FC. An Müllers gewaltigen Freiräumen änderte sich nach dem ersten Tor nichts. Nur zwei Minuten nach der Führung kombinierten sich die Bayern unbehelligt durch die Kölner Hälfte; wieder kam Müller ungestört an den Ball und bediente Coman, der unter den staunenden Blicken der Kölner Verteidigung zum 2:0 vollendete.

Thomas Müller spielte wie im Traum

Die Münchner ließen den Kölnern nicht die Zeit, Atem zu fassen oder sich ihrer Lage bewusst zu werden. Gleich mit ihrer ersten Ecke erhöhten sie: Kimmich visierte den zweiten Pfosten an, Kingsley Ehizibue verschätzte sich und überließ Gnabry den Ball, der an Hector vorbei nach innen zog und flach zum 3:0 versenkte. Ein Debakel. „Es war schwer, die Bayern zu greifen, gerade im Mittelfeld. Wir hatten das Gefühl, sie wären zwei Mann in Überzahl“, beschrieb Mark Uth später. „In so einem Spiel wünscht man sich Auszeiten“, beschrieb Gisdol.

Die Gäste traten mit einer imposanten Selbstverständlichkeit auf, ständig durchspielten sie das Kölner Mittelfeld, dabei hatten Skhiri und Hector sich dort zuletzt so stark präsentiert. Allenfalls eine Verschärfung der Wetterlage schien die Kölner in diesen Momenten retten zu können, doch Tief „Viktoria“ hatte nur ungewöhnlich warme Temperaturen ins Rheinland geschaufelt, ein Abbruch der Partie war keine Aussicht.

In der 29. Minute traf Gnabry die Latte, Kimmich wenig später den Pfosten, Müller spielte weiter wie im Traum. Es hätte schlimmer kommen können für die Gastgeber, die sich allerdings auf ihren Anhang verlassen konnten: Die Südtribüne sang trotzig weiter, während ihre Mannschaft hilflos dem Untergang entgegentrieb.

Mark Uth trifft für den 1. FC Köln

Köln kam verbessert aus der Halbzeit. Zweimal brachte der FC den Ball im Münchner Tor unter, jeweils entschieden die Schiedsrichter auf Abseits, jeweils zurecht. Ein wenig stabilisierten sich die Kölner, hatten ein paar Pressingmomente und erhöhten ihre Laufleistung, die in der ersten Halbzeit trotz deutlich geringeren Ballbesitzes deutlich hinter der des Gegners zurückgeblieben war. Plötzlich ähnelten sie der Mannschaft, die sie sein wollen und die es in den vergangenen Wochen aus dem finsteren Keller in Regionen geschafft hat, in denen ab und an sogar die Sonne scheint.

Dann zog Gnabry einen weiteren Gewaltlauf ins Zentrum an. Wieder öffneten sich alle Räume, erneut traf der so schussstarke Nationalspieler unhaltbar. Dennoch sollte das Kölner Engagement der zweiten Hälfte nicht ohne Lohn bleiben. In der 70. Minute trug Córdoba den Ball bis tief in die Münchner Hälfte und passte auf Kainz, dessen Pass an den zweiten Pfosten Uth über die Linie drückte (70.). Der FC hatte weitere Gelegenheiten, um das Torverhältnis zu schonen und am Selbstbewusstsein zu arbeiten. Doch wie seine Kollegen ließ auch Manuel Neuer keinen Zweifel daran, zu was er nach wie vor in der Lage ist.