Köln – Zwischen Gastgebern und Gästen schienen Stimmungswelten zu liegen am Samstag gegen Viertel nach fünf im Fürther Sportpark Ronhof. Die Spieler der örtlichen Spielvereinigung hatten sich nach dem 1:1 (0:0) gegen den 1. FC Köln auf eine Ehrenrunde begeben und genossen den Applaus ihrer Fans. Steffen Baumgart dagegen hatte spontan nach einer Wasserflasche getreten, um seinem Zorn ein Ventil zu geben. Den Anlass erklärte Baumgart später gewohnt schnoddrig: „Ich war verärgert, weil ich verärgert war. Das passiert bei mir. Die Flasche lag im Weg“, erläuterte der 50-Jährige.
Die Schiedsrichter, Baumgart deutete das an, hatten hier und da eine Szene anders beurteilt als der Kölner Trainer, etwa ein ziemlich eindeutiges Foul an Salih Özcan in der zweiten Hälfte. Doch das alles hatte sich im zulässigen Rahmen eines interessanten Bundesligaspiels gehalten, und auch Baumgarts Ärger war rasch verraucht.
„Wir nehmen den Punkt gern mit“
Daher konnten die Trainer später vor allem einander zu den Leistungen ihrer Mannschaften gratulieren. Fürth hatte ein Fußballspiel voller Energie, Zweikämpfe und gut umgesetzter Pläne erlebt. Am Ende blieb vor allem die Frage, warum der Aufsteiger nach wie vor mit nur 14 Punkte aus 24 Spielen abgeschlagen Letzter ist. „Beide Mannschaften haben ein gutes, intensives Spiel gemacht“, urteilte Baumgart: „Wir müssen sehen, wo wir herkommen, was wir erreicht haben und was wir noch erreichen wollen. Heute hat es zum 1:1 gereicht. Das nehmen wir gern mit, obwohl wir gern gewonnen hätten.“
Kainz trifft mit Glück
Die Führung für die einmal mehr mit großer Intensität spielenden Kölner hatte Florian Kainz in der 52. Minute besorgt, als er eine Flanke von links scharf mit dem rechten Fuß zum Tor geschlagen hatte. Jan Thielmann sprintete in den Fünfmeterraum und zog viel Aufmerksamkeit auf sich, deshalb rutschte der Ball ins entfernte Eck, ohne dass noch jemand berührt hatte. „Natürlich war das so nicht beabsichtigt“, gestand Kainz später und offenbarte gemischte Gefühle: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, sind aber enttäuscht, dass wir die Punkte nicht mitnehmen.“
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Der Ausgleich für die Gastgeber hatte den Trainer doppelt froh gestimmt: Bei einem Eckball hatten die Fürther Kölns Kopfballspezialisten Anthony Modeste geblockt und damit den entscheidenden Raum für Innenverteidiger Sebastian Griesbeck geöffnet. Der Treffer war einem Plan des Fürther Assistenztrainers gefolgt, der für die Offensivstandards zuständig ist. Fürths Trainer Stefan Leitl gratulierte herzlich, die Kölner dagegen ärgerten sich. „Wir haben ein Gegentor bei einer Ecke kassiert. Das ist keine gute Arbeit“, befand Ellyes Skhiri.
Leitl war zufrieden. „Ich fand es ein richtig gutes Spiel von beiden Mannschaften. Mit ein bisschen mehr Glück hätten wir es in der Euphorie des Ausgleichs vielleicht komplett drehen können. Aber wir ordnen den Punkt realistisch ein. Wenn der Gegner so gut spielt wie die Kölner, ist es für uns verdammt schwer, in der Bundesliga zu punkten.“
Kölner Spiel bricht zusammen
In der Viertelstunde zwischen Führung und dem Ausgleich war das Kölner Spiel kollabiert. 7:0 Schüsse gab Fürth in dieser Phase ab, von 60 Prozent Ballbesitz stürzte der FC auf knapp über 40. „Nach dem Tor haben wir nicht mehr den Druck auf den Ball bekommen. Damit haben wir die Fürther zurück ins Spiel gebracht. Wir müssen die Phasen abstellen, in denen wir zu passiv werden“, sagte Kapitän Jonas Hector nach seinem 300. Pflichtspiel im FC-Trikot.
Steffen Baumgart sah die Gründe der Kölner Schwächephase jedoch vor allem beim Gegner. „Fürth hat es sehr gut gemacht, wir haben nicht mehr die Lösungen gefunden. Ich finde es immer schwierig, von Passivität zu sprechen, wenn wir einen guten Gegner hatten. Die Jungs haben sich reingeworfen. Nach dem 1:1 sind wir wieder ins Spiel gekommen. Das sind normale Verläufe, ich habe uns nicht passiv gesehen.“