Der 1. FC Köln unterliegt dem SC Verl nach schwacher Leistung 1:2. Das Abwehr-Experiment des Trainers geht schief.
Teilweise vogelwildFC verliert Test gegen Drittligist, Heintz und möglicherweise wieder Uth

Kölns Marvin Obuz (l.) im Duell mit Verls Fynn Otto.
Copyright: Herbert Bucco
Gerhard Struber, der Trainer des 1. FC Köln, verließ am Donnerstagnachmittag seinen sonnigen Bankplatz im Südstadion vor allem im ersten Durchgang viel öfter, als ihm lieb war. Der Coach gab im Stehen lautstark Anweisungen und wirkte sichtlich unzufrieden. Der Österreicher hatte das Testspiel des Zweitliga-Zweiten gegen den Drittliga-Achten SC Verl auch zum Experimentieren genutzt und konnte mit dem teilweise vogelwilden Auftritt seiner Mannschaft nicht zufrieden sein, deren Spieler manchmal gedanklich schon in der Länderspielpause und bei drei freien Tagen (inklusive einer Pflicht-Laufeinheit) schienen. Dem Kölner Team fehlte an diesem traumhaften Tag auch schlicht die richtige Einstellung gegen den klassentieferen Gegner.
Am Ende verlor ein schwacher FC gegen die von Ex-Fortuna-Coach Alexander Ende trainierten Ostwestfalen vor 710 Zuschauern mit 1:2. „Wir haben uns sehr schwergetan. Mir hat die Haltung gefehlt. Die Jungs mussten sich in der Kabine was anhören. Das war eine sehr überschaubare Leistung“, wirkte Struber angefressen. Sport-Geschäftsführer Christian Keller war bereits zur Pause aufgebracht:„ Ich würde mir wünschen, dass die Mannschaft auf Spannung ist, eine gute Haltung hat und bereit ist, zu investieren. Ich würde mir auch wünschen, dass die Spieler, die zuletzt wenig Spielzeit hatten, zeigen, dass sie das ändern möchten. Leider habe ich das alles nicht gesehen.“ Die Haltung zum Testspiel habe überhaupt nicht gestimmt, so Keller: „Bei allem Respekt vor einer gut aufspielenden Verler Mannschaft, das ist zu wenig, was wir investiert haben. Trotz der Länderspielpause brauchen wir eine gewisse Ernsthaftigkeit.“
1. FC Köln: Struber ist angefressen und beklagt weitere Ausfälle
Der FC verl-or aber nicht nur erst die Haltung, dann die Partie, sondern auch weiteres Personal. Mark Uth stand zwar auf dem Spielberichtsbogen und hätte eigentlich 45 Minuten auflaufen sollen. „Mark hat allerdings beim Aufwärmen wieder etwas gespürt“, sagte Struber und präzisierte: Der von Verletzungen heimgesuchte Routinier, der gerade erst sein Comeback gegeben hatte, klagte erneut über ein Ziehen in der Wade. Der Trainer: „Dann habe ich gesagt: Wir unterlassen das lieber. Mark war sich auch nicht sicher, ob es Sinn macht, heute hier reinzugehen.“ Nun stehen sicherlich wieder neue Untersuchungen bei Uth an.
Gar nicht dabei war auch Dominique Heintz. Der Routinier hatte sich bereits im Training zuvor eine „strukturelle Muskelverletzung im Oberschenkel“ zugezogen hat, wie der Klub mitteilte. Auf Deutsch: Der Stammspieler in der Abwehr wird wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel auch für das nächste Pflichtspiel in Paderborn am übernächsten Samstag ausfallen.
Struber hatte nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Jusuf Gazibegovic angekündigt, im Testspiel wieder auf die Viererabwehrkette zu setzen und Winter-Neuzugang Joel Schmied auf der Rechtsverteidiger-Position zu testen. Dieser Test wurde nicht bestanden – was aber nicht nur am Schweizer lag. Das Abwehrzentrum bildeten Kapitän Timo Hübers und Youngster Neo Telle, links hinten durfte Leart Pacarada ran, doch sicher wirkten auch sie nicht.
Der FC bot in der ersten Halbzeit insbesondere im Rückwärtsgang eine haarsträubende Leistung. Im Mittelfeld hatte er keinerlei Zugriff, die Offensivspieler hingen überwiegend in der Luft, und hinten geriet das Struber-Team von einer Verlegenheit in die nächste. Die Kölner konnten sich bei Anthony Racioppi, der neuen Nummer zwei, bedanken, dass sie zur Pause nur mit 1:2 hinten lagen. Mehrfach verhinderte die Leihgabe aus Hull mit ihren Paraden Schlimmeres.
Hübers und Telle rennen sich über den Haufen
Schon in der sechsten Minute hatte Verls Taz gleich zweimal die Führung auf dem Fuß, doch Telle rettete noch in höchster Not. Nur eine Minute später verteidigte der FC wieder nicht konsequent. Hübers verpasste im Strafraum den Ball, Lokotsch war völlig frei und traf unhaltbar ins lange Eck (7.). Nach einem Schmied-Hammer (10.), der ersten Kölner Chance, präsentierte sich der FC erneut total anfällig. Nach einem Einwurf brachten es Hübers und Telle fertig, sich gegenseitig über den Haufen zu rennen, Baack bedankte sich und traf aus sieben Metern zum 2:0 für die Gäste (12.).
Mit dem ersten sehenswerten Spielzug konnte der FC in der 18. Minute verkürzen: Denis Huseinbasic steckte gekonnt auf Tim Lemperle durch. Der wiedergenesene Angreifer, der neben Luca Waldschmidt in der Spitze auflief, tunnelte Verls Torhüter Pekruhl cool und traf zum 1:2.
Doch es waren die Gäste, die erneut die nächsten Großchancen besaßen. Erst konnte Racioppi den Schuss von Lokotsch stark parieren, dann traf Taz im Nachschuss die Latte (23.). Knapp zwei Minuten später verhinderte Racioppi mit einer Fußbabwehr gegen Kijewski das 1:3.
Struber hatte kurz darauf genug gesehen und stellte auf eine Dreierabwehrkette um, die Schmied im Zentrum und Telle (rechts) und Hübers (links) bildeten. Das zuvor eingegangene Experiment war also gescheitert. Immerhin präsentierten sich die Kölner danach stabiler.
Nach einem Vierfach-Wechsel zum zweiten Durchgang ließ der FC weiter nicht mehr so viel zu, doch die Kölner, nun mit Winter-Neuzugang Imad Rondic für Lemperle im Sturm, entwickelten weiterhin kaum Torgefahr. Waldschmidts Freistoß, der knapp über das Tor rauschte, war lange noch die beste Chance (64.). Im Gegenzug war wiederum Racioppi gefragt, der den Schuss von Mhambi gerade noch so über die Latte lenkte (65.). Danach dümpelte die Partie mehr oder weniger vor sich hin.
FC Köln: Racioppi – Schmied, Hübers, Telle (46. Özkan), Finkgräfe – Huseinbasic, Ljubicic (46. Kujovic) – Obuz (61. von der Hitz), Waldschmidt, Kainz (46. Schmitt) – Lemperle (46. Rondic).- Tore: 0:1 Lokotsch (7.), 0:2 Baack (12.), 1:2 Lemperle (18.).