Seit November läuft das Inklusionsprojekt, mit dem im Umkreis mehr Möglichkeiten für Leistungs- und Freizeitsport geschaffen werden sollen.
Für mehr TeilhabeFC-Stiftung steckt sechsstellige Summe in inklusives Sportangebot

„Walking-Fußball“ bringt beim FC Menschen allen Alters und unterschiedlich eingeschränkter Konstitution zusammen.
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Laut dem dritten Teilhabebericht der Bundesregierung sind die Ursachen, weshalb sich Menschen sportlich nicht betätigen, komplex. Eindeutig ist hingegen, dass es erhebliche Unterschiede zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen gibt: 55 Prozent der Menschen mit Beeinträchtigungen geben demnach an, nie Sport zu treiben. Bei Menschen ohne Handicap ist es gut ein Drittel. Der Deutsche Behindertensportverband sieht dafür „insbesondere die fehlenden barrierefreien Sportstätten und Angebote für Menschen mit Behinderungen als Hauptursache an“, heißt es in dem Lagebild.
Die FC-Stiftung möchte daran etwas ändern. Gemeinsam mit der Aktion Mensch und der Gold-Kraemer-Stiftung soll inklusiver Breitensport für Männer und Frauen in der Region gezielt gefördert werden. Konkret richtet der Verein eigene Angebote in den Disziplinen Blindenfußball, Amputiertenfußball, Goalball, Inklusionsfußball und Walking-Football ein. Das Investitionsbudget liegt laut Projektleiter Malte Strahlendorf für den Anfang bei 330.000 Euro.
„Echte Perspektive“ beim 1. FC Köln
Eine „echte Perspektive“ solle beim 1. FC Köln entstehen, sagt Geschäftsführer Philipp Türoff: „Wir haben da richtig Lust drauf.“ Deshalb sei das Projekt auch langfristig angelegt. Der FC biete grundsätzlich schon viel Raum für Inklusion, erläutert Thomas Stephany von der Aktion Mensch, die in den ersten zwei Jahren mit 250.000 Euro unterstützt.
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So kommentieren seit 2004 Blindenreporter die Heimspiele. Außerdem zeigen die Spieler bei der Mannschaftsaufstellung ihren Namen in Gebärdensprache. Trotzdem gebe es in der Region insgesamt zu wenig Angebote und die Distanzen seien für die Sportlerinnen und Sportler zu groß, so Stephany.
„Goalball“ beliebteste Sportart für Menschen mit Sehbehinderung
Das bestätigt auch Björn Naß. Er ist Trainer für Goalball. Ziel dieses sportlichen Wettkampfs ist es, einen 1,25 Kilogramm schweren Ball flach über den Boden eines Volleyballfeldes in das Tor des Gegners zu werfen. Damit alle Spielerinnen und Spieler den Ball wahrnehmen können, „sind Glöckchen drin“, erklärt Naß. Goalball sei „die weltweit beliebteste Sportart für Menschen mit Sehbehinderung“. Dennoch habe es in Nordrhein-Westfalen lange keine Möglichkeit gegeben, diesen Sport auszuüben.
Zum aktuell noch in Bonn stattfindenden Training kommen Goalballer aus Soest, Düsseldorf, Düren, Köln und Koblenz, so Naß. Da die Meldefristen sehr kurz waren, spiele das Team zurzeit mit einer Lizenz der Füchse Berlin. Das Ziel sei aber, mit dem Geißbock auf der Brust aufzulaufen und darüber hinaus neben einer Leistungsgruppe auch Jugend- und Freizeitmannschaften zu etablieren.
Blindenfußballabteilung will in die Bundesliga
Ähnlich ambitioniert ist die Blindenfußballabteilung rund um Trainer Dieter Wolf, welche die FC-Stiftung zum 1. Februar vom Polizei-Sportverein Köln übernommen hat. Dieses Jahr solle ein bundesligataugliches Team aufgebaut werden. Trainiert werde jeden Dienstag von 18.30 Uhr bis 20 Uhr in der Soccerbox des Unisports am Zülpicher Wall. Viele neue Spieler seien in den letzten Wochen dazu gestoßen, die „ihren Sport“ trotz Sehbehinderung weiter ausüben möchten, berichtet Wolf.
Einer von ihnen ist Marcel Wienands, der vor über zehn Jahren während seines Studiums an der Deutschen Sporthochschule Köln erblindete. Neben der Möglichkeit, sich fit zu halten, sei für ihn das Fußballspielen „unter Gleichgesinnten“ wesentlich. Der Gemeinschaftsaspekt habe große Bedeutung, pflichtet ihm auch Stephany, der Trainer einer Kölner Rollstuhlbasketballmannschaft ist, bei: Menschen mit Behinderung seien oft einsam, wie Befragungen zeigen.
Das inklusive Sportangebot des 1. FC Köln richte sich aber auch an Menschen, die älter oder gesundheitlich eingeschränkt sind, betont Strahlendorf. Eine häufig noch belächelte, aber stark wachsende Disziplin sei Walking-Football. Bei der von Trainer Tobias Gemein angeleiteten Fußballvariation dürfe über das Spielfeld nur gegangen, körperlos gespielt und hüfthoch geschossen werden. Jeden Dienstag findet von 10.30 bis 12 Uhr das Training auf dem kleinen Kunstrasenplatz neben dem Franz-Kremer-Stadion statt. Neben dem Sport geht es auch um die Gemeinschaft, Stadionbesuche und barrierefreie Turniere seien geplant.
Die FC-Stiftung richtet im Frühsommer zwei Aktionstage aus: Am Samstag, 10. Mai, dreht sich am Geißbockheim von 10 bis 13 Uhr alles um das Thema Blindenfußball. Am Mittwoch, 14. Mai, steht am selben Ort von 10 bis 15 Uhr die unterrepräsentierte Gruppe von Frauen und Mädchen mit Handicap im Mittelpunkt. Interessierte können sich für weitere Informationen zum inklusiven Sportangebot des 1. FC Köln per E-Mail an die FC-Stiftung wenden.