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1. FC Köln vor EndspielWas für das Wunder in Heidenheim nötig wäre

Lesezeit 5 Minuten
Damion Downs versetzte Müngersdorf mit seinem Siegtreffer gegen Union Berlin in Ekstase.

Damion Downs versetzte Müngersdorf mit seinem Siegtreffer gegen Union Berlin in Ekstase.

Mit dem späten 3:2 über Union Berlin hat sich der FC ein letztes Endspiel verschafft. Doch es braucht mehr als einen Kölner Sieg und eine Berliner Niederlage.

Rund 450 Kilometer liegen zwischen Köln und Heidenheim an der Brenz, es ist eine der weiteren Auswärtsfahrten für die Fans des 1. FC Köln. Zumindest für jene aus der Region. Dennoch wird es den Kölnern nicht allzu schwerfallen, ihr Kartenkontingent auszuschöpfen. 15 000 Plätze hat die Voith-Arena, zehn Prozent davon stehen den Auswärtsfans zu. 1500 Karten – angesichts der Kölner Reisefreude schon grundsätzlich eine problematische Zahl. Doch am Pfingstsamstag wird es für den FC auf der Ostalb ein letztes Mal darum gehen, den direkten Abstieg zu vermeiden. Es dürfte eng werden an der Schloßhausstraße 162.

Der Fanklub-Verbund „Südkurve 1. FC Köln e.V.“ meldete sich am Montagmorgen zu Wort, das Motto des Tages stand da bereits fest: „Alle in Rot nach Heidenheim“, hieß es, und der Aufruf richtete sich ausdrücklich auch an jene, die bei der Kartenlotterie ohne Erfolg bleiben werden. „Ob mit oder ohne Ticket: Wir sind die Fans – Wir sind der Verein! Alle in Rot nach Heidenheim auch ohne Karte.“

Rettungsmission des 1. FC Köln in der vermeintlichen Fußballprovinz

Die Stadt Heidenheim hat etwas weniger Einwohner als Zuschauer ins Kölner Stadion passen. Ende der Neunziger bedeuteten derartige Reisen für die FC-Fans eine neue Normalität. Damals spielte Köln in seiner ersten Zweitliga-Saison in Gütersloh, Wattenscheid und Unterhaching. Heute gastiert man zum Erstliga-Thriller in Heidenheim und würde sich wohl glatt auf die Zweite Liga mit Spielen in Hamburg, Berlin, Gelsenkirchen und Kaiserslautern freuen – wäre da nicht der drohende Einnahmeverlust von mindestens 40 Millionen Euro.

So gilt es also am Samstag (15.30 Uhr), das Wunder zu vollenden und zumindest die Relegation gegen Düsseldorf zu erreichen. Der Fortuna ist seit dem vergangenen Wochenende Platz 3 der Zweiten Liga nicht mehr zu nehmen, und was jedem Fan zu Saisonbeginn noch Schauer über den Rücken gejagt hätte, gilt nun als das größte denkbare Saisonziel: Ein Duell mit dem ungeliebten Nachbarn in Hin- und Rückspiel um die Zugehörigkeit zur Bundesliga. Für die Sicherheitsbehörden eine Herausforderung. Für die Fans eine Verheißung.

Doch bis dahin ist es für die Kölner noch ein weiter Weg. Nach dem 3:2 über Union Berlin am Samstag, als der FC nach blamabler erster Hälfte einen 0:2-Rückstand noch in einen Sieg drehte, ist die Rettung rechnerisch immerhin noch möglich. Der 1. FC Köln jagt nur noch Union Berlin, seit sich Mainz 05 mit dem 3:0 über eine B-Auswahl des Champions-League-Finalisten Borussia Dortmund zumindest vor dem direkten Abstieg in Sicherheit gebracht hat. Was auch deshalb eine spezielle Note hatte, weil der 1. FC Köln im Vorjahr am letzten Spieltag im Duell mit dem FC Bayern noch einmal alles mobilisiert hatte, um Borussia Dortmund den Gewinn der Deutschen Meisterschaft zu ermöglichen. Timo Horn etwa hatte auf ein Abschiedsspiel in Müngersdorf verzichten müssen, weil Köln sich nicht dem Vorwurf hatte aussetzen wollen, den zweiten Torwart aufzustellen und nicht alles zu geben. Dann aber spielte Dortmund nur 2:2 gegen Mainz, Köln verlor in letzter Minute gegen die Bayern. München war Meister.

1. FC Köln muss am letzten Bundesliga-Spieltag in Heidenheim gewinnen

Drei Punkte trennen Köln und Union vor dem 34. Spieltag, Köln muss also in Heidenheim gewinnen, Union zu Hause gegen Freiburg verlieren. Die Freiburger hinterließen beim 0:0 in Köln vor zwei Wochen zwar einen müden Eindruck, nach einer Saison mit Verpflichtungen in der Europa League bis in die K.o.-Phase scheint die Mannschaft am Ende ihrer Kräfte. Gleichzeitig können die Breisgauer erneut die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb schaffen. Derzeit besetzen sie Rang 8, der für die Conference League reichen würde, sollte Leverkusen den DFB-Pokal gewinnen. Doch auch Rang 7 und damit das sichere internationale Geschäft ist für die Freiburger in Reichweite, nach dem 33. Spieltag stehen sie einen Punkt hinter dem Siebten TSG Hoffenheim.

Timo Schultz jubelt nach dem 3:2 mit dem Kölner Torschützen Damion Downs.

Timo Schultz jubelt nach dem 3:2 mit dem Kölner Torschützen Damion Downs.

Beim Blick nach hinten erkennen die Freiburger zudem deutlich, dass sie auf Sieg spielen müssen, denn da stehen drei Mannschaften, die bei besserem Torverhältnis nur drei Punkte hinter ihnen liegen. Darunter übrigens der 1. FC Heidenheim – was aus Kölner Sicht einen Vorteil bedeuten könnte: Als Aufsteiger am letzten Spieltag die Qualifikation für die Conference League sichern zu können, dürfte für Heidenheim ein Ansporn sein, uneingeschränkt auf Sieg zu spielen. Was es wiederum etwas leichter für Köln machen könnte, die benötigte Zahl an Toren zu schießen.

1. FC Köln muss drei Tore schlechtere Tordifferenz aufholen

Denn das mit den Toren könnte noch zum Problem werden. Der FC muss nicht nur drei Punkte, sondern auch eine um drei Tore schlechtere Tordifferenz aufholen. Doch nicht nur das: Sollte Köln 2:0 gewinnen und Union 0:1 verlieren, wäre die Tordifferenz zwar gleich. Dann jedoch zählte dann die Zahl der geschossenen Tore. Und da läge Berlin weiter vorn. Köln müsste also im Falle eines Berliner 0:1 schon 5:3 gewinnen, um dann insgesamt ein Tor mehr erzielt zu haben als der Konkurrent. Ein Kölner 4:2 bei einer gleichzeitigen 0:1-Niederlage der Berliner würde dagegen zu einer kuriosen Situation führen: Dann hätten Köln und Berlin jeweils 31 Tore geschossen und 58 kassiert und stünden nach 34 Spielen bei 30 Punkten. Dann zählte der direkte Vergleich – doch den hat Union gewonnen: Im Hinspiel an der Alten Försterei im Dezember behielten die Gastgeber beim 2:0 die Oberhand, anschließend musste FC-Trainer Steffen Baumgart gehen. Das 3:2 am Samstag in Müngersdorf wäre damit für den direkten Vergleich zu wenig gewesen.

Jetzt haben wir ein Endspiel. Hätte mir das einer vor drei, vier Wochen gesagt, hätte ich das sofort unterschrieben
FC-Verteidiger Timo Hübers

Den Schwierigkeiten mit den Toren könnte man entgehen, indem man sehr hoch in Heidenheim gewinnt, während Freiburg zum Abschied von Trainer Christian Streich gegen Berliner, die nach den Eindrücken des vergangenen Samstags zu nichts mehr in der Lage sind, einen Kantersieg feiern. Der späte Sieg über Union war also um ein Tor zu gering ausgefallen, doch man sollte sich nicht beklagen. Immerhin fährt Köln nun nach Heidenheim und hat noch Aussichten auf den Klassenerhalt. „Jetzt haben wir ein Endspiel. Hätte mir das einer vor drei, vier Wochen gesagt, hätte ich das sofort unterschrieben“, sagte Verteidiger Timo Hübers. Kollege Dominique Heintz ergänzte: „Eigentlich waren wir weg, tot. Auf einmal lebst du wieder.“