1. FC Köln vor dem DerbyDeutliche Botschaft der Bosse
Köln – Als der 1. FC Köln im vergangenen Dezember nach sieben Pflichtspielen ohne Sieg Bayer 04 Leverkusen 2:0 schlug, standen drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Platz, die in den folgenden Wochen maßgeblichen Anteil daran hatten, dass die Mannschaft die Wende schaffte. Jan Thielmann, Noah Katterbach und Ismail Jakobs, damals 17, 18 und 20 Jahre alt. Sie verwandelten die träge Kölner Elf in ein Ensemble, das plötzlich nicht nur aktiv wirkte, sondern auch beim Blick auf die Daten erkennen ließ, dass da nun Fußball als laufintensiver Sport verstanden wurde.
Jugend fehlt
Zuletzt jedoch war der Jugendfaktor aus dem Kölner Spiel verschwunden; die drei Nachwuchsmänner plagten sich mit Verletzungen oder zeigten nach der Corona-Pause, dass ein Spieler in seinem ersten Profijahr weniger leicht seinen Rhythmus wiederfindet als ein erfahrener Kollege. Auch am Mittwoch bei Bayer 04 (20.45 Uhr) wird zumindest Jakobs ausfallen, Katterbach und Thielmann trainierten auch am Montag reduziert.
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Von Rhythmus war zuletzt jedoch ohnehin wenig zu sehen beim 1. FC Köln, und nach der schwachen Leistung gegen Union Berlin war Trainer Markus Gisdol nicht mehr bereit, das Auftreten seiner Leute zu schönen. „Das war für unsere Ansprüche zu wenig“, stellte der Kölner Trainer am Montag erneut fest und schob hinterher: „Ich bin nicht im Ansatz bereit, die Saison austrudeln zu lassen. Die Leistung muss ein Ausrutscher gewesen sein.“
Dass der Nachwuchs zuletzt fehlte und seiner Mannschaft damit der Geist abhandengekommen sei, wollte Gisdol nicht als Erklärung gelten lassen „Es geht mir um viel mehr“, hob der 50-Jährige an. „Wir dürfen ihnen nicht zu viel auf die Schultern legen. Dass sie performen, ist Beiwerk für uns, und sie würden uns zurzeit bestimmt guttun“, befand Gisdol. Doch so einfach will er seine gestandenen Spieler nicht davonkommen lassen. Erneut appellierte er an die Mannschaft. „Wir haben eine Grundverantwortung. Man darf nicht nur liefern, wenn man im Flow ist oder wenn einem das Wasser bis zum Hals steht“, sagte Gisdol. Er will sehen, dass die Mannschaft aus sich heraus leistet. Aufgegeben hat der Trainer seine Spieler dabei längst nicht, ihm bleibt auch nichts anderes übrig, denn eine andere hat er schließlich nicht.
Gisdol sieht „gute Jungs“
Gisdol sei nicht bereit, die Vorgänge aus den Monaten vor seiner Ankunft beim FC zu überprüfen, um Muster zu finden und Verweigerer auszumachen. „Die Mannschaft ist in Ordnung, das sind gute Jungs“, urteilte Gisdol, der noch anmerkte, mit den Leistungen seit der Corona-Pause gar nicht grundsätzlich unzufrieden zu sein. Nur gegen Union Berlin (1:2) am Samstag habe ihm „die Performance gefehlt. Das akzeptiere ich nicht.“
Heldt schaut genau hin
Horst Heldt zeigte sich weniger nachsichtig. Er sei „mit den letzten drei Partien nicht ansatzweise zufrieden“, ließ der Sportchef wissen. Heldt ist wegen der zahlreichen Unsicherheiten der Corona-Phase in seiner Kaderplanung eingeschränkt. Noch ist offen, wann die neue Saison beginnt und welche Budgets zur Verfügung stehen, denn bislang gibt es noch keine Entscheidung darüber, ob etwa Zuschauer zugelassen sein werden. Beim 1. FC Köln gilt zudem die Besonderheit, dass noch nicht klar ist, in welcher Liga man in der kommenden Saison spielen wird. Es ist also die Phase des Planens, nicht der Entscheidungen. Und da nimmt Heldt gern jeden Hinweis auf, welcher Spieler in Köln eine Zukunft haben sollte – und welcher nicht. Diese Wochen lieferten ihm „viele Erkenntnisse“, sagte er kühl, um betont sachlich zu präzisieren: „Wir haben hier einen Vertragsbestand. Aber wir werden Entscheidungen treffen, konsequent.“ Heldt ist ein hartleibiger Verhandlungspartner, der selbst in scheinbar starren Kadern enorme Veränderungen herbeiführen kann. Die Botschaft ist eindeutig: Derzeit findet auch ein Vorspielen statt, und wenn die Kölner Vereinsführung zu der Erkenntnis gelangt, dass man einen Spieler nicht mehr haben möchte, wird man das klar kommunizieren, um eine funktionierende Gruppe für die neue Saison zusammenzustellen.
„Egal, ob wir durch sind“
Markus Gisdol räumte am Montag zwar ein, dass die Reaktionen auf das Spiel gegen Union Berlin wohl insgesamt moderater ausgefallen wären, hätte der Schiedsrichter Mark Uth in der Nachspielzeit einen Elfmeter zugesprochen und Köln noch den Ausgleich erzielt. Doch stellte er fest, dass die Bewertung „bei mir nicht gemäßigter ausgefallen wäre“. Er will gegen Leverkusen die Leistungswende sehen, auch ohne die Nachwuchsspieler, ohne Flow und auch ohne mit dem Rücken zur Wand zu stehen: „Es ist mir egal, ob wir durch sind. Ich will Leistung sehen, das ist mein Verständnis von Fußball.“