AboAbonnieren

1. FC Köln vor UnionGisdol fordert Konsequenz und Fleiß im Abstiegskampf

Lesezeit 4 Minuten
Gisdol_Freitag

Markus Gisdol auf dem Weg zum Abschlusstraining am Freitag

Köln – Vor einer Woche gegen Werder Bremen begann der 1. FC Köln wieder einmal ohne Mittelstürmer. Ondrej Duda musste sich in vorderster Reihe aufreiben und auf Pässe warten, die außer ihm eigentlich niemand spielen kann im Kölner Team. Dudas Passquote war zwar stark, er war ordentlich ins Spiel eingebunden. Doch Kölns in dieser Saison bester Fußballer entwickelte kaum Torgefahr.

Gisdols Rüge für Dennis

Dass Duda überhaupt wieder so weit vorn aufgeboten wurde, lag an der Unwucht in Kölner Kader. Anthony Modeste verabschiedete sich im Winter vorerst nach Frankreich. Sebastian Andersson hat nach langer Verletzung noch einen weiten Weg vor sich, ehe er wieder Teil des Spieltagkaders sein kann. Dennoch hätte Markus Gisdol personelle Möglichkeiten gehabt. Weil aber Emmanuel Dennis beim 1:5 gegen den FC Bayern nicht nur schlecht gespielt hatte, sondern zudem mit negativer Körpersprache und taktischer Nachlässigkeit aufgefallen war, hatte es für den 23-Jährigen nur zu einem Platz auf der Bank gereicht. Markus Gisdol hatte schon nach der Partie in der Allianz-Arena deutliche Worte an die Adresse des Spielers gerichtet, „das tut uns als Mannschaft nicht gut“, sagte er und kündigte ein Gespräch an.

Nächste Chance gegen Union Berlin

Immerhin wurde Dennis gegen Werder eingewechselt, zeigte Einsatz und löste Jonas Hectors Tor zum 1:1-Endstand aus. Gisdol honorierte anschließend die Arbeit des aus Brügge geliehenen Stürmers, doch die vollständige Absolution erteilte er noch nicht. „Er hat gegen Bremen Gas gegeben. Das ist allerdings auch sein Job.“ Am Samstag (15.30 Uhr) hat der 23-Jährige die Möglichkeit, sich im Spiel bei Union Berlin weiter zu rehabilitieren.

Gisdol neigt nicht dazu, nach Partien in die Einzelkritik zu gehen, „ich würde keinen Spieler für einen individuellen Fehler öffentlich kritisieren“, sagt der Trainer. Eine schlechte Einstellung verzeiht Gisdol dagegen weniger leicht. Als Jorge Meré beim 0:5 in Freiburg vor dem 0:1 in unerklärliche Passivität verfiel und auch anschließend nicht zu sich fand, nahm Gisdol ihn nach einer knappen Stunde vom Feld. In den Wochen danach stand der hoch veranlagte Spanier, der nach wie vor tief in den Startlöchern zur großen Karriere feststeckt, zweimal nicht im Kader. Gisdol lobte die Freiburger nach dem Kölner 1:5 für „Fleiß, Arbeit, Auftreten“ und skizzierte damit ziemlich genau, was er von seinen Spielern sehen will. „Charakterfestigkeit“ ist ein weiteres Wort, das er benutzt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Der Trainer und sein Stab haben im Sommer konsequent auf die Fitness ihrer Spieler gesetzt. Niemand soll sich auf die Position zurückziehen können, den Anforderungen körperlich nicht gewachsen zu sein. Und tatsächlich zählen die Kölner zu den laufstärksten Mannschaften der Liga. Als seine Spieler in Freiburg versagten, sprach Gisdol das daher konsequent an. „Dass der Gegner in so einem Spiel fünf Kilometer mehr läuft als wir, hat natürlich auch was mit dem Einsatz und dem Verteidigen bis ans Maximum zu tun. Da weiß ich nicht, ob wir demütig genug waren.“

Viele gute Antworten

Gisdol ist gut gefahren mit seinem Vorgehen, bereits in der vergangenen Saison schaffte es der 51-Jährige mehrmals, seine Mannschaft nicht ins Rutschen kommen zu lassen. Auf das 1:4 in Leipzig folgte ein 1:1 gegen Augsburg. Auf die Niederlagen in Dortmund (1:5) und gegen die Bayern (1:4) reagierte Köln mit hohen Siegen über Freiburg (4:0) und Hertha BSC (5:0). In dieser Saison kam nach dem 0:4 gegen Leverkusen das 0:0 in Leipzig, nach dem 0:5 in Freiburg spielte Köln 0:0 gegen die Hertha, am vergangenen Wochenende reagierte Köln mit einem 1:1 gegen Bremen auf das 1:5 in München. „Man muss eine hohe Niederlage überwinden und dann mit verbesserter Leistung wiederkommen“, sagt er.

Drex_Regen

Pünktlich zur Abfahrt gerieten die FC-Profis (im Bild Dominick Drexler) in einen zünftigen Schauer. 

Die Konsequenz seines Trainers erlebte zuletzt Tolu Arokodare. Der junge Stürmer kam im September als Leihspieler aus der lettischen Liga nach Köln, er galt Klub-intern als eine Art Aktie, mit der man viel gewinnen und wenig verlieren konnte. Der knapp zwei Meter große Profi mag es glamourös, ein harter Arbeiter nach den Vorstellungen seines schwäbischen Trainers ist der 20-Jährige allerdings eher nicht.

Dabei schien sein Weg frei, nachdem Modeste fort war. In der Hinserie sah es so aus, als nehme Gisdol noch Rücksicht auf Modestes Befindlichkeiten, der mit zunehmender Verzweiflung seiner Form aus alten Tagen hinterherlief. Mehrfach schaffte es Modeste in den Kader, obwohl man Arokodare an die Bundesliga gewöhnen wollte. Doch zuletzt war Arokodare dreimal nacheinander überhaupt nicht dabei, am Donnerstag sandte Gisdol ein Zeichen an den Spieler. „Er muss sehr diszipliniert und fleißig arbeiten, das gehört zu einem Profi dazu. Das habe ich in den letzten Wochen vermisst.“ Es gab ein Gespräch zwischen Trainer und Spieler, „die Reaktion liegt jetzt bei ihm. Ich werde mir das genau anschauen und meine Schlüsse daraus ziehen.“

Voraussichtliche Aufstellungen

Union Berlin: Luthe - Trimmel, Friedrich, Knoche, Ryerson - Prömel, Andrich - Ingvartsen, Endo - Kruse - Musa. – 1. FC

Köln: T. Horn - Wolf, Meré, J. Horn, Katterbach - Meyer, Skhiri, Hector - Duda, Jakobs - Dennis.