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1. FC Köln vor entscheidenden WochenDie Suche nach dem Ausweg

Lesezeit 5 Minuten
FC-Trainer Gerhard Struber ist vorerst auf Imad Rondic angewiesen, doch bislang ist der Bosnier noch ohne Treffer.

FC-Trainer Gerhard Struber ist vorerst auf Imad Rondic angewiesen, doch bislang ist der Bosnier noch ohne Treffer.

Die jüngsten Aufstiege des 1. FC Köln folgten unterschiedlichen Mustern – in diesem Jahr erfüllt die Mannschaft bislang keines davon nachhaltig

Christian Löer Köln Die Mission Wiederaufstieg des 1. FC Köln ist zuletzt ins Stocken geraten. Seit dem Jahreswechsel hat die Mannschaft von Trainer Gerhard Struber in sieben Spielen nur fünf Tore erzielt, kein Team im Unterhaus traf seltener. Zehn Punkte sprangen dabei heraus; das ist zwar zu wenig, eine Quote von 1,4 Punkten pro Spiel hat noch nie zum Aufstieg gereicht. Doch genügt das nach der Ausbeute der Hinrunde immerhin, um die Kölner in Reichweite der Aufstiegsplätze zu halten. Klar ist allerdings nach zuletzt drei Partien ohne Sieg: Sollte der FC nicht zeitnah deutlich besser punkten, gerät die Tabellenspitze bald außer Reichweite.

Nach dem 0:1 am Karnevalssamstag in Karlsruhe sind die Kölner auf den fünften Tabellenplatz zurückgefallen. Verteidiger Dominique Heintz begegnet der Lage bislang mit Optimismus. „Die Tabelle juckt mich gerade sehr wenig, wenn ich ehrlich bin. Wir müssen zusehen, dass wir knappe Spiele wieder gewinnen, wie es uns im letzten Jahr gut gelungen ist. Wir müssen uns das Glück erarbeiten und alle zusammen nach vorn besser werden“, sagte der Pfälzer angesichts der Krise.

Der 1. FC Köln hat in den vergangenen 25 Jahren einige Erfahrungen mit Aufstiegen gemacht. Die beiden jüngsten wurden auf sehr unterschiedliche Weise erspielt. Es gibt also verschiedene Wege zurück in die Bundesliga.

Im Jahr 2019 stieg der FC fulminant auf, es war eine wilde Fahrt: Trainer Markus Anfang stand ein Kader zur Verfügung, aus dem der Trainer eine brachiale Offensive gestaltete: 84 Tore in 34 Partien erzielten die Kölner, das waren 2,47 pro Spiel und damit durchschnittlich eins mehr als der FC in dieser Spielzeit bislang schießt. Das lag an Anfangs extrem offensiver Ausrichtung. Aber auch am Personal: Die Mittelstürmer Simon Terodde (29 Tore) und Jhon Córdoba (20) kamen allein auf 49 Treffer, Dominick Drexler steuerte neun weitere Tore bei – und verzeichnete zudem 14 Vorlagen. Auch Louis Schaub bediente die Angreifer wie am Fließband. Dem Österreicher gelangen in seinem ersten Kölner Jahr zwölf Assists.

Unruhe wegen zu vieler Gegentore

Allerdings musste der FC damals auch 47 Gegentore hinnehmen, 1,38 pro Spiel. Die hohe Quote sorgte für Unruhe – derart viel Unruhe, dass Sportchef Armin Veh nach dem 31. Spieltag die Trennung von Trainer Markus Anfang vollzog. Zuvor hatte der FC von vier Spielen zwei verloren und zwei unentschieden gespielt. Es war die eine Krise zu viel in einer aufregenden Saison mit einem sagenhaft teuren Zweitligakader. Anfang musste als Tabellenführer gehen – und seine bis dahin erspielten 59 Punkte hätten auch nach 34 Spieltagen Rang 1 bedeutet, hinter dem FC stieg Paderborn als Zweiter auf – mit 57 Zählern.

Christian Keller verfolgt eine gänzlich andere Management-Philosophie als Veh, daher steht kaum zu erwarten, dass der Kölner Sportchef den Trainer tauscht, sollte es am Samstag (13 Uhr) in Ulm zum vierten Mal in Serie nicht zu einem Sieg reichen. In der vergangenen Saison übernahm der eher stille Timo Schultz nach dem 16. Spieltag von Steffen Baumgart und schaffte es nie, so etwas wie Aufbruchstimmung zu erzeugen. Dennoch beließ Keller den Trainer fünf Monate im Amt. Und stieg ziemlich chancenlos ab – mit sechs Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz.

Tabellarisch ist die Lage am Geißbockheim derzeit deutlich angespannter als bei Anfangs Ende im Frühjahr 2019. Damals leisteten sich die Kölner am 31. Spieltag bereits die achte Niederlage der Saison, das war eine zu viel für Armin Veh. In diesem Jahr liegt Gerhard Struber mit seiner Mannschaft bereits nach 24 Spielen bei sieben Niederlagen. Noch eine mögliche Parallele zu 2019 also, im Fall einer Niederlage in Ulm wäre bereits die achte.

Markus Anfang (l.) erlebte im Jahr 2019 eine Aufstiegssaison wie eine Achterbahnfahrt. Kurz vor dem Saisonende musste er gehen. Mittlerweile ist der Heimersdorfer Trainer in Kaiserslautern – und peilt den Aufstieg an.

Markus Anfang (l.) erlebte im Jahr 2019 eine Aufstiegssaison wie eine Achterbahnfahrt. Kurz vor dem Saisonende musste er gehen. Mittlerweile ist der Heimersdorfer Trainer in Kaiserslautern – und peilt den Aufstieg an.

Nach 24 Spieltagen lag der FC damals mit einem satten Punkteschnitt von 2,0 auf Platz 1. Die erste große Krise des Jahres hatten die Kölner damals nach einem 0:1 beim Hamburger SV am zwölften Spieltag überwunden, indem sie die Formation gewechselt hatten. Unabhängig vom Ergebnis soll es damals geheißen haben: Würde Anfang erneut mit einer Vierer-Abwehrkette und nur einem Stürmer beginnen, wäre er beim FC Geschichte. Mit einem 8:1 über Dresden feierte das neue System dann eine prächtige Premiere. Dennoch trugen die anschließenden Erfolge den Trainer nicht bis zum Saison-Ende.

Auch in dieser Saison bekamen die Kölner ihre erste Krise um den elften Spieltag unter Kontrolle, auch da half eine Umstellung auf die scheinbar unambitionierte Dreierkette. Plötzlich hagelte es 1:0-Siege, doch zuletzt blieben auch noch die Ergebnisse aus. Fußballerisch steckt der FC ohnehin in der Dauerkrise. Das wiederum erinnert ein wenig an den Aufstieg 2014, der zwar mit der Meisterschaft endete. Aber ebenfalls nicht überzeugend ausfiel.

Trainer Peter Stöger erinnerte mit seiner Spielweise zeitweise an seinen österreichischen Landsmann Gerhard Struber. Nur 1,9 Tore pro Spiel (insgesamt 38 und damit eins mehr als in der laufenden Saison) hatten die Kölner damals vor dem 25. Spieltag erzielt, waren allerdings mit 47 Punkten Tabellenführer. Das lag vor allem daran, dass der FC in dieser Saison kaum Gegentore kassierte. Die höchste Niederlage der Saison 2013/14 war ein 0:2 am letzten Spieltag gegen den FSV Frankfurt, als der Aufstieg bereits feststand. Nach 24 Spielen hatte der FC 15 Tore kassiert – eine sensationelle Quote von 0,6 pro Spiel und damit halb so viele wie in dieser Saison.

Wir müssen zusehen, dass wir knappe Spiele wieder gewinnen, wie es uns im letzten Jahr gut gelungen ist. Wir müssen uns das Glück erarbeiten und alle zusammen nach vorn besser werden
FC-Verteidiger Dominique Heintz

Allerdings hatten die Kölner damals zwar starke Angreifer, doch deren Quoten blieben übersichtlich: Patrick Helmes traf insgesamt zwölfmal, Anthony Ujah kam auf elf Treffer. Das sind grundsätzlich Werte, die auch Damion Downs (bislang 9 Tore) und Tim Lemperle (8) erreichen können. Allerdings haben beide mit Verletzungen zu kämpfen.

Ob mit einer entfesselten Offensive oder eiserner Defensivdisziplin – der 1. FC Köln hat schon auf unterschiedlichen Wegen aus der Zweiten Liga gefunden. In dieser Saison hat es Gerhard Struber bereits auf beide Arten probiert, jedoch keine nachhaltig durchsetzen können. Am Samstag in Ulm wird sich zeigen müssen, welchen Weg Köln einzuschlagen in der Lage ist.