Die Strategie des 1. FC Köln ist zuletzt aufgegangen, nun hofft Trainer Gerhard Struber, dass seine Mannschaft den Schwung in der Länderspielpause nicht verloren hat.
1. FC Köln vor MagdeburgStrubers Mannschaft trifft auf ihr Ebenbild
In den bisherigen Heimspielen dieser Zweitligasaison hatte der 1. FC Köln überwiegend den Ball, was daran lag, dass die Gäste jeweils mehr oder weniger überraschend versuchten, die Kölner mit der Spielmacherrolle zu überfordern und ihr Heil in Kontern zu suchen. Steffen Baumgarts Hamburger SV schaffte es mit dieser Strategie, mit 40 Prozent Ballbesitz und 10:28 Torschussversuchen einen Sieg in Müngersdorf zu landen. Eintracht Braunschweig dagegen sah ohne Ball weniger gut aus und erlebte im Rhein-Energie-Stadion einen zünftigen Untergang: 5:0 gewann der FC und zeigte dabei eine Effektivität, die auch im Auftaktspiel gegen den HSV zum sicheren Sieg gereicht hätte. Vor der Länderspielpause schaffte der FC dann einen ebenfalls souveränen 3:1-Sieg bei überforderten Schalkern.
Am Samstagabend (20.30 Uhr) jedoch steht Köln ein anderer Gegner ins Haus: Der 1. FC Magdeburg kommt als ungeschlagener Tabellen-Vierter nach Müngersdorf – und es ist kaum damit zu rechnen, dass es Magdeburgs Trainer Christian Titz seinem Hamburger Kollegen gleichtun und eine Abwehrschlacht inszenieren wird. Der gebürtige Mannheimer hat in seinem fünften Magdeburger Jahr eine Mannschaft beisammen, die herausragend funktioniert – und zwar nach ähnlichen Prinzipien wie der 1. FC Köln. Beide Mannschaften eint das Bekenntnis zum Offensivfußball: Köln hat nach vier Spieltagen die meisten (11), Magdeburg die drittmeisten (9) Tore der Liga erzielt. Mit 29 Torschüssen führt der FC das Tableau an, Magdeburg liegt mit 26 gleich dahinter. Und Magdeburg ist keine Mannschaft, die den Ball gern hergibt: Titz' Team hat die zweithöchste Ballbesitzquote der Liga, Köln liegt auf Rang vier.
Interessant ist allerdings auch, wo beide Mannschaften den Ball haben: Köln hat die meisten, Magdeburg die drittmeisten Ballaktionen im gegnerischen Strafraum. Man trägt den Ball dorthin, wo es dem Gegner wehtut, und es ist erstaunlich, wie es Gerhard Struber innerhalb seiner noch kurzen Amtszeit beim FC gelungen ist, die Kölner nach seinen Vorstellungen auftreten zu lassen.
Titz hat das Spiel seines Gegners analysiert. „Köln ist eine Mannschaft, die viele Ideen mit dem Ball hat“, stellte er am Donnerstag fest, offenbar bedeuten „Ideen am Ball“ eine Währung, die hoch im Kurs steht beim 53-Jährigen, der vor dem Kölner Umschaltspiel warnte und hervorhob, dass der FC eine „gewachsene Mannschaft“ stelle.
Neun FC-Profis auf Reisen
Eine Mannschaft, die zuletzt immer besser zueinandergefunden hat. Entsprechend unglücklich kam nun die erste Länderspielpause der neuen Saison, in der die Kölner neun Profis abstellten. „Man kann sich nie aussuchen, wann die Länderspielpause daherkommt und wie wir zu diesem Zeitpunkt gerade drauf sind“, sagte Struber am Donnerstag. Er wolle versuchen, seine Spieler, die erst am Donnerstag wieder in den Trainingsbetrieb einstiegen, „dort abzuholen, wo wir auf Schalke aufgehört haben“. Es sei noch ein Stück Zeit, „die Jungs richtig zu triggern für unsere Spielidee und wieder die klaren Impulse zu setzen“. Denn für den Österreicher steht fest: Am Samstag trifft der FC auf einen „sehr, sehr starken Gegner“.
Nach den soliden, aber noch sieglosen Spielen gegen Hamburg (1:2) und Elversberg (2:2) war Köln zuletzt durchgestartet und hatte begonnen, nachhaltig zu treffen. Struber hatte das mehrfach angekündigt; aus seiner Sicht sei es eine Frage der Zeit, wann seine Mannschaft Tore in Serie schießen würde. Das hat er ziemlich ernst gemeint, jedenfalls reagierte er beinahe schroff auf die Reporterfrage, warum denn nun plötzlich und scheinbar anlasslos funktioniere, was zuvor so schwierig schien: „Also – mit Glück hat es überhaupt nichts zu tun, das haben sie sicherlich auch recherchiert“, antwortete Struber, als habe er das Gefühl, er wolle ihn da jemand um seinen Erfolg bringen.
Und tatsächlich spielten und trafen die Kölner zuletzt, wie vom Trainer in Aussicht gestellt. „Wir kommen einfach fantastisch in die Zonen, in die man reinmuss, um ins Toreschießen zu kommen. Und das seit dem ersten Spiel“, erklärte er. Natürlich sei der Torerfolg auch von Faktoren abhängig wie „Wille, Überzeugung und Entschlossenheit“. Dennoch sei „das Toreschießen am Ende eine logische Konsequenz“ gewesen: Man habe am Plan gearbeitet und daran festgehalten; „wir haben in keinster Weise irgendwo Zweifel zugelassen. Sondern wir wissen, was wir an unseren Jungs haben. Dass da natürlich noch viel Entwicklungspotenzial da ist, ist uns klar. Aber so, wie wir da reinmarschieren im Moment, sind Tore eine logische Konsequenz.“
Zur Magdeburger Stärke gehörte zuletzt allerdings auch die Stabilität der Abwehr. Erst drei Gegentore haben die Sachsen-Anhaltiner in vier Partien kassiert, Köln dagegen bereits fünf. Struber hofft daher, dass die Gäste am Samstag gar nicht erst in die Lage geraten, aus ihrem Ballbesitz Torgefahr zu entwickeln. Von „Synchronität“ sprach der Coach und meinte damit das Schwarmverhalten seiner Spieler, wenn es darum geht, den Ball zu gewinnen. Dieser Teil des Kölner Spiels ist der komplizierteste, entsprechend anfällig war der FC in den ersten Saisonspielen.
Und sollte dann doch ein Magdeburger am oder im Kölner Strafraum auftauchen, kann Struber am Samstagabend wieder auf seinen Kapitän Timo Hübers zählen. In Gelsenkirchen hatte der Abwehrchef krank gefehlt, nun wird er wieder beginnen. „Timo ist für uns ein Garant, was Leistung und Performance angeht. Von daher ist er für uns ein ganz wichtiger Teil, der zurückkehrt in die Startelf.“