Köln – Der 1. FC Köln hat mit Altlasten und den Folgen der Pandemie zu kämpfen. Der FC-Vorstand äußert sich im zweiten Teil unseres Interviews zur angespannten Situation des Klubs. FC-Präsident Werner Wolf und seine Stellvertreter Carsten Wettich und Eckhard Sauren im Gespräch. (Teil 1 des Interviews lesen Sie hier.)
Wird ein Etat von 49 Millionen Euro genügen, um in der nächsten Saison die Klasse zu halten?
Werner Wolf: Es gibt Vereine, die mit deutlich weniger Geld drinbleiben.Eckhard Sauren: Ich bin überzeugt davon, dass wir darüber hinaus sogar Perspektiven aufbauen und Werte schaffen können.Carsten Wettich: Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass der FC auf und neben dem Platz mehr kann als das, was wir in den vergangenen Jahrzehnten erlebt haben.
Wolf: Der Trainer hat letztes Jahr selbst gesagt, Platz zwölf bis 14 sei realistisch – und dann ist es Platz sieben geworden. Daran sieht man, was Steffen Baumgart für eine Leistung erbracht hat. Indem er die richtigen Knöpfe gedrückt hat.
Warum hat die Krise den FC besonders hart getroffen?
Wettich: Landläufig heißt es, die Pandemie habe alle Vereine gleich getroffen. Das ist so nicht richtig. Die entscheidende Größe ist, wie hoch die durch Corona weggebrochenen Einnahmen, im Wesentlichen Spieltagseinnahmen, im Vergleich zu den Gesamteinnahmen sind. Bei einem Stadion mit 50.000 Plätzen, das praktisch immer ausverkauft ist und das einen großen Businessbereich hat, macht das sehr viel mehr aus als bei Mainz, Union Berlin oder Freiburg, die viel kleinere Stadien haben. Und es macht auch bei Vereinen wie Dortmund oder dem FC Bayern weniger aus, weil diese Vereine einen sehr viel größeren Gesamtumsatz haben, international spielen und ganz andere Gesamteinnahmen haben. Deshalb vermute ich, dass Schalke, Stuttgart und Köln wahrscheinlich die größten Auswirkungen durch die Pandemie gespürt haben. Bei uns kommt noch hinzu, dass vor Corona ohnehin schon mit einem Minus geplant wurde. Das kommt dann zusammen. Aber der Substanzverlust ist bei weitem nicht überall gleich.
Christian Keller entgegnet dem, ein Verein wie der FC hätte in besseren Zeiten viel mehr Substanz aufbauen müssen.
Wolf: Damals gab es 38 Millionen Euro Eigenkapital und man hat die Entscheidung getroffen, ins Risiko zu gehen. Dass dann die Pandemie kam, hatte niemand erwarten können.
Vom ersten zum zweiten Pandemiejahr ist beim 1. FC Köln der Personalaufwand allerdings um zehn Prozent gestiegen.
Sauren: Das waren noch Folgen aus der Zeit der Fünfjahresverträge. Da hatten wir einen Rucksack von Spielern, die uns auf dem Platz nicht mehr weitergeholfen, aber den Etat belastet haben. Dennoch mussten wir eine wettbewerbsfähige Mannschaft aufstellen. Wenn ich in die Vergangenheit schauen will, um einen Zeitpunkt zu benennen, an dem man strukturell etwas anders hätte machen können, muss man das Zweitligajahr nehmen. In dem Jahr wurde kein Spieler entwickelt, dafür hat man sich riesige Gehaltskosten aufgeladen. Das war strukturell ein Problem.
Wettich: Das ist eine Frage des Vertragsmanagements. Das wird hier in Zukunft anders aussehen.
Wolf: Man war damals sehr stolz, Leistungsträger in der Zweiten Liga gehalten zu haben. Wahrheit ist aber: Man hat damit auch die ausbleibende Erneuerung und Entwicklung der Mannschaft in Kauf genommen. Das hat sehr viel Geld gekostet.
Gibt es Abkürzungen auf dem Weg zu Ihren Zielen?
Sauren: Ich halte es für den falschen Ansatz, nach Abkürzungen zu suchen.
Aber hoffen darf man schon.
Sauren: Ja, wenn wir einen riesigen Transfer realisieren können oder es nach Europa schaffen, haben wir eine kleine Abkürzung gefunden. Wir denken aber langfristig. Es dauert zwei Jahre, vielleicht drei, wenn es schlecht läuft womöglich sogar vier oder fünf Jahre. Aber das Ziel bleibt dasselbe.
Wolf: Eine super Abkürzung ist doch: Wir werden Siebter und erhöhen unsere Medieneinnahmen. So darf es gern weitergehen.
Wettich: Der 1. FC Köln hat in der Vergangenheit unterperformt. Aus dem eingesetzten Geld hat der FC deutlich weniger als der Durchschnitt herausgeholt. Unser Ziel ist aber nicht der Durchschnitt. Wir wollen zehn bis 15 Prozent besser sein. Wir müssen von der Kurzfristigkeit wegkommen. Wir dürfen keinem Spieler mehr einen Dreijahresvertrag geben, wenn wir davon überzeugt sind, dass er uns nur noch zwei Jahre hilft. Dem müssen wir widerstehen und kurzfristig akzeptieren, dass wenig Geld da ist. Wir sollten aber auch berücksichtigen: Wir hatten in der vergangenen Saison eine gute Mannschaft auf dem Platz, die nicht auseinanderfällt, sondern im Wesentlichen zusammenbleibt.
Christian Keller dürfte auch den Auftrag bekommen haben, mit Steffen Baumgart zu verlängern. Wie ist da der Zeitplan?
Sauren: Es gibt gute Gespräche, wir sind sehr zuversichtlich.
Wettich: Ich glaube, wir müssen alle unaufgeregter werden. Es spricht für den Prozess, dass wenig nach außen dringt. Das heißt aber nicht, dass nichts getan wird.