Wiesbaden – Nach dem Abpfiff dieses emotionalen, spannenden und merkwürdigen Pokalabends feierten die mitgereisten Fans des 1. FC Köln ihren Torhüter. Immer wieder skandierten sie den Namen Timo Horn. Denn der war wenige Minuten zuvor direkt vor dem Gästeblock mit drei gehaltenen Elfmetern zum Pokalhelden avanciert. Und dies, obwohl er zuvor keinen glücklichen Abend erlebt und bei zwei Gegentreffern nicht gut ausgesehen hatte.
1. FC Köln gibt zwei Führungen aus der Hand
Der FC siegte am Sonntagabend mit 6:5 nach Elfmeterschießen beim Zweitliga-Aufsteiger SV Wehen Wiesbaden und steht in der zweiten Runde des DFB-Pokals. 2:2 hatte es nach regulärer Spielzeit gestanden, 3:3 nach der Verlängerung. Der Gast wirkte schon zweimal wie der sichere Sieger, fing sich dann aber auch zweimal wieder den Ausgleich.
Dann parierte Horn gegen Gül, Guthörl und Kyereh. „Das ist natürlich Balsam für die Seele eines Torhüters“, sagte Horn nach dem Abpfiff und blickte auf seine Auszeichnung als „Spieler des Spiels“: „Die ist übrigens schöner geworden“, sagte der Keeper mit einem Schmunzeln. Horn fügte an: „Wir haben es heute unnötig spannend gemacht. Wir hatten zwar mit das schwerste Los, was man in der ersten Runde haben kann. Aber nach der 2:0-Führung haben wir das Spiel zu einfach aus der Hand gegeben“, kritisierte er.
Sein Trainer war einfach froh, dass sein Team noch mit dem Schrecken davongekommen war. „Es war der erwartete Pokalfight. Der Gegner hat es uns taktisch sehr schwer gemacht. Wir waren unsauber im Passspiel und haben zu viele Umschaltmomente zugelassen. Nach dem 3:2 kriegen wir es nicht geregelt, das dritte Gegentor zu vermeiden. Ich muss Timo ein Kompliment machen, dass er dann so gehalten hat. Am Ende zählt aber einfach nur, dass wir in der nächsten Runde sind“, sagte Achim Beierlorzer. Aber es wurde auch deutlich, dass den Kölnern noch viel Arbeit bevorsteht: Die Defensive präsentierte sich anfällig, die Abstimmung stimmte nicht immer, die Lücken im Mittelfeld waren oft zu groß. Bitter auch, dass es nach diesem Abend zwei Verletzte zu beklagen gibt: Marco Höger bekam einen Schlag auf das Sprunggelenk, auch Louis Schaub hat einen dicken Knöchel.
Der Trainer hatte – wie erwartet – auf ein 4:4:2-System gesetzt. Für Vizekapitän Marco Höger, Louis Schaub und Torjäger Simon Terodde blieb zu Beginn nur der Platz auf der Bank.
Von der ersten halben Stunde seiner Mannschaft dürfte Beierlorzer aber ganz andere Vorstellungen gehabt haben. Der FC begann zu passiv, hatte keine Spielkontrolle und offenbarte Lücken im Mittelfeld. Das führte dazu, dass die Gastgeber durch Shipnoski nach knapp drei Minuten und durch Dittgen (21.) zu Großchancen kamen. Die Kölner durften sich bei Neuzugang Kingsley Ehizibue bedanken, der zweimal in höchster Not vor der Torlinie klärte. Nach einer halben Stunde erhöhte der FC den Druck, wurde stärker und hatte durch Anthony Modeste seine erste Chance, der aber knapp verpasste (29.). Nun war der FC am Zug, erspielte sich immer mehr Feldvorteile und belohnte sich. Nach einem Dribbling und starker Flanke von Florian Kainz setzte sich Jhon Córdoba am zweiten Pfosten durch und köpfte zur Führung ein (39.). Das gab den Kölnern Auftrieb – vor allem in Person von Kainz. Nur drei Minuten später traf er nach einer Hereingabe von Schindler mit einem sehenswerten Seitfallzieher zum 2:0.
Timo Horns Patzer
Was nach dem Wechsel folgte, sollte Beierlorzer aber noch mehr ärgern. Denn der FC gab die scheinbare sichere Führung leichtfertig aus der Hand. Wieder ließen sich die Kölner zu weit zurückdrängen. Und wie zuvor der FC, so erzielte auch Wiesbaden innerhalb von drei Minuten zwei Tore. Erst faustete Keeper Horn einen Schuss von Dittgen vor die Füße von Jeremias Lorch, der zum 1:2 abstaubte (53.). Dann ließen die Kölner Lorch 30 Meter vor dem Tor viel zu viel Platz. Keiner griff an, Lorch zog ab – mit Hilfe des Innenpfostens schlug der Ball zum Ausgleich ein (56.).
Louis Schaub mit sehenswertem Treffer
Der Zweitligist hielt den Druck hoch, der FC machte selbst wieder mehr für die Offensive – es entwickelte sich ein Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten, aber ohne Sieger nach 90 Minuten. In der Verlängerung spielten die Kölner auf Sieg, machten mehr – aber die Gastgeber hatten die beste Chance, doch Ajanis Schuss ging knapp am Tor vorbei.
Mehr Glück hatten dann die Gäste: Nach einer Ecke köpfte Wehens Mockenhaupt seinen eigenen Teamkollegen Franke an. Der Ball gelangte glücklich zu Schaub, der zog sofort am Strafraumrand mit links ab (107.). Doch der Siegtreffer war das immer noch nicht. Jorge Meré ließ sich überlaufen und der herausgeeilte Timo Horn von Daniel-Kofi Kyereh überlupfen – 3:3, es ging ins Elfmeterschießen.