Köln – Der 1. FC Köln gab am Freitagabend bekannt, dass drei Personen aus dem Verein am Coronavirus erkrankt sind. Geschäftsführer Alexander Wehrle bleibt dennoch zuversichtlich.
„Wir haben gestern intensiv Rücksprache mit dem Gesundheitsamt gehalten. Sie haben unser Hygiene- und Infektionsschutzkonzept bewertet, mit den positiv getesteten Personen gesprochen und sind zu einer klaren Entscheidung gekommen: Wir dürfen den Trainingsbetrieb unter diesen Bedingungen fortführen. Die Maßnahmen, die auf dem Konzept der DFL basieren, werden von Behördenseite anerkannt und als tragfähig eingestuft“, sagt Wehrle im Gespräch mit dem Kölner Stadt-Anzeiger.
Kein Rückschlag für die Bundesliga
„Das Gesundheitsamt hat entschieden, dass die negativ getesteten Spieler, die in der gleichen Trainingsgruppe waren, aufgrund der Hygiene- und Abstandsregeln nicht zu den Kontaktpersonen Typ eins zählen. Deshalb müssen sie auch nicht in Quarantäne.“
Ist das ein Rückschlag für die geplante Wiederaufnahme der Bundesliga? „Ganz im Gegenteil: Es ist entscheidend, dass unser Konzept als tragfähig eingestuft hat. Das ist ein positives Signal. Ich sehe das daher nicht als Rückschritt an, sondern als Bestätigung. Es zeigt, dass wir sehr zuversichtlich sein können, dass wir auf Basis dieses Konzepts in den Spielbetrieb gehen können.“
Damit hat auch der FC seine ersten Corona-Fälle. Nach Informationen dieser Zeitung sind zwei Profis und ein Physiotherapeut infiziert. Die beiden Profis gehörten einer Trainingsgruppe an, die zuerst aus acht und seit dem 20. April aus zwölf Spielern bestand. Die Gruppen wurden separiert, trafen auch nicht in der Kabine aufeinander. Noch hat der Verein aber nicht in Erfahrung bringen können, wie sich die drei Personen angesteckt haben könnten. Die Infektionskette ist also unbekannt.
Drei Personen wurden positiv getestet, alle seien symptomfrei
Wie berichtet, hatte der FC am Donnerstag seine gesamte Mannschaft sowie Trainer- und Betreuerstab auf das Virus testen lassen. Mitarbeiter des Kölner Labors Wisplinghoff entnahmen die Proben. Die Ergebnisse: Drei Personen wurden positiv getestet, alle seien symptomfrei, teilte der Verein mit. Sie sollen perplex gewesen seien, als sie von den positiven Tests erfuhren. Aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Betroffenen will der Klub keine Namen bestätigen. Ob sie nicht doch an die Öffentlichkeit gelangen, ist eine andere Frage..
Nach einer Bewertung der Fälle durch das zuständige Gesundheitsamt müssen die drei positiv getesteten Personen, aber nicht die gesamte Mannschaft und der Stab, in eine 14-tägige häusliche Quarantäne. Das Gesundheitsamt ordnet in der Regel im Alltag bei Kontaktpersonen eine 14-tägige Quarantäne /häusliche Isolation an, „wenn man innerhalb der letzten 14 Tage engen Kontakt zu einem Menschen hatte, der nachweislich infiziert ist“, wie es heißt.
Gruppentraining läuft wie geplant weiter
Der Klub teilte ferner mit, dass der Trainingsbetrieb aufgrund der bereits seit dem 6. April praktizierten Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im Gruppentraining wie geplant weiterlaufen könne. Voraussetzung dafür sei, dass der entsprechende Personenkreis weiter so getestet wird, wie es im medizinischen Konzept der „Taskforce Sportmedizin/Sonderspielbetrieb“ der Deutschen Fußball-Liga DFL vorgesehen ist.
Dieses Vorgehen wurde am Freitag auch mit dem Vorsitzenden der Taskforce, Tim Meyer, ärztlicher Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes sowie Barbara Gärtner, Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, abgestimmt.
„Wir sehen jetzt im Alltag, dass unser Konzept frühzeitig Risiken erkennt und reduziert. Dazu werden wir stets im engen Austausch mit den zuständigen Gesundheitsbehörden und den medizinischen Experten sein. Wir sind überzeugt, dass wir den Spielern mit unserem Konzept die Ausübung ihres Berufs unter bestmöglichem Infektionsschutz ermöglichen können“, lässt sich Meyer zitieren. „Die Gesundheit und die Privatsphäre unserer Spieler und Mitarbeiter hat Vorrang vor allen anderen Überlegungen. Die bisherigen Maßnahmen sowie die Strategie regelmäßiger Tests haben sich dahingehend bewährt, dass wir jetzt mit individuellen Lösungen reagieren können“, sagt FC-Sportchef Horst Heldt.
Kölns Abwehrspieler Sebastiaan Bornauw gibt Einblicke in den Corona-Alltag
Kölns Abwehrspieler Sebastiaan Bornauw gewährte gegenüber „Het Laatste Nieuws, der größten Zeitung aus seiner Heimat Belgien, Einblicke in den neuen Corona-Alltag und die erste Testung am Donnerstag. „Die Tester nutzen eine Art Ohrstäbchen, aber es ist viel größer. Dieses wurde uns einmal in den Hals gesteckt, um eine Probe zu entnehmen, das gleiche passierte mit der Nase. Das ging ziemlich tief. Das war kein angenehmes Gefühl. Wir werden mindestens alle fünf Tage getestet. Auf jeden Fall immer einen Tag vor einem Spiel, um zu wissen, ob wir tatsächlich Fußball spielen können.“
Was passiert, wenn Tests bei den Klubs positiv ausfallen, das konnte sich Bornauw schon vor dem Bekanntwerden der ersten Corona-Fälle beim FC vorstellen. „Dann denke ich, dass der betreffende Spieler zwei Wochen lang unter Quarantäne gestellt wird, bis er wieder negativ ist. Man muss zwei aufeinanderfolgende negative Tests machen, um wieder Kontaktsport betreiben zu können.“ Bornauw erklärte zudem, dass das Team eine Woche vor dem Saisonstart ein Hotel beziehen werde und es in dieser Woche keinen Kontakt mehr zur Außenwelt gebe. So steht es auch im DFL-Konzept.
Bundesliga in Corona-Pause 1. FC Köln trainiert für den Neustart
Bornauw sagte, dass der Verein jetzt eigentlich auf ein offizielles „Go“ fürs Mannschaftstraining warte. „Es heißt, wir können am Mittwoch zum ersten Mal mit Kontakt trainieren.“ Der 21-Jährige zeigt sich optimistisch, dass die Bundesliga ab Mitte Mai ihren Spielbetrieb aufnimmt: „In anderen Ländern ist es noch etwas früh, aber für uns klingt ein Neustart realistisch. Deutschland ist möglicherweise das erste große Land, in dem wieder gespielt wird. Wir müssen warten, aber wir sind bereit.“ Die Politik habe das letzte Wort, aber der Hunger sei groß.