Joel Schmied unterschreibt einen Vertrag bis 2029 und will beim 1. FC Köln einen entscheidenden Karriereschritt tun.
Erstes Training am GeißbockheimStruber schwärmt von Joel Schmied – Pauli-Situation macht FC-Coach „nachdenklich“
Als wolle er es den Trainingsbesuchern im bitterkalten Franz-Kremer-Stadion ein wenig leichter machen, trug Joel Schmied bei seinem ersten Trainingseinsatz für den 1. FC Köln zur besseren Erkennbarkeit leuchtend gelbe Schuhe. Nach erfolgreich durchlaufenem Medizincheck hatten die Kölner den Wechsel des Schweizers vom FC Sion ans Geißbockheim am Sonntagabend finalisiert. „Der Wechsel zum FC ist für mich Ansporn pur. Ich bin sehr glücklich, dass ich nach meiner erfolgreichen Zeit beim FC Sion jetzt in Köln, bei diesem großen Traditionsverein, meinen nächsten Karriereschritt machen kann“, teilte der Verteidiger am Montag mit.
Am Nachmittag trainierte er dann erstmals mit den neuen Kollegen. Zeitweise als rechtes Glied der Dreier-Abwehrkette mit Timo Hübers und Dominique Heintz, dann wieder als zentraler Spieler in der Abwehr des vermeintlichen B-Teams. In den jüngsten neun Pflichtspielen haben die Kölner gerade mal vier Gegentore hinnehmen müssen. Vor Weihnachten improvisierten sie eine Dreier-Abwehrkette mit dem defensiven Mittelfeldspieler Eric Martel im Zentrum und Außenverteidiger Leart Pacarada links – und blieben in Kaiserslautern dennoch ohne Gegentreffer. Man kann sich den Neuen also in Ruhe anschauen, kein Grund zum Aktionismus. Dennoch ist Gerhard Struber froh, dass Schmied seine Möglichkeiten erweitert. Zwar habe er länger warten müssen als erhofft, die Kölner hätten ihre Verpflichtung gern mit ins Trainingscamp nach Spanien genommen. Aber so ist es eben. „Wenn es um Spieler geht, die die entsprechende Qualität haben, ist das nicht so einfach, zumal im Winter. Darum sind wir froh, dass er jetzt hier ist“, sagte der Trainer.
Mit nur 21 Gegentoren in 18 Spielen stellte der FC Sion bislang die zweitbeste Abwehr der Schweizer Super League, einen Leistungsträger gibt man im Winter nur ungern her. Allerdings ist davon auszugehen, dass Klub-Patron Christian Constantin ein wenig einlenken musste. „Unter drei Millionen“ werde er Schmied nicht ziehen lassen, hatte der Unternehmer gesagt. Am Ende dürfte es eine Summe um zwei Millionen Euro gewesen sein – die sich erhöhen würde, sollte dem FC die Rückkehr in die Bundesliga gelingen.
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Schmieds Engagement in Köln ist langfristig angelegt. Bis 2029 unterschrieb der 26-Jährige, der in der Saison 2020/21 in der höchsten Spielklasse der Schweiz debütierte und seitdem 80 Einsätze (elf Tore) absolviert hat. „Er hat schon einige Erfahrung in der Schweizer Profiliga und wirkt unglaublich ambitioniert, in den deutschen Fußball einzutauchen und seine Qualitäten einzubringen. Er hat Tempo, er hat eine Erfahrung auf der Position. Er adaptiert gut, ist sehr schlau, trifft gute Entscheidungen auf dem Platz. Das sieht man auch unter Raum- und Zeitnot. Er kann mit und gegen den Ball und auch im Standard ein Spieler sein, der uns helfen kann“, lautete Strubers spontane Analyse nach der Einheit am Montag.
Schmied wird sich an die neue Spielklasse gewöhnen müssen, und gerade Innenverteidiger brauchen ihre Zeit, um sich auf ein neues Spieltempo einzustellen. Struber will sich keine Illusionen machen; der Kölner Trainer hat vor seinem Wechsel nach Köln in Österreich und den USA gearbeitet und kann die Qualität des deutschen Unterhauses im internationalen Vergleich gut einschätzen. „Die zweite Bundesliga ist eine der besten zweiten Ligen weltweit. Darum ist es ein Sprung, aber ich habe das Vertrauen, dass er es schaffen kann. Ich hoffe, dass er auch seine aus Sion bekannten Stärken in der Führung einbringen kann“, beschreibt der Österreicher.
Schmied könnte alle Positionen der Dreierkette sowie auf beiden Innenseiten der Viererkette spielen. „Er ist sehr variabel, stark mit beiden Beinen, sehr passgenau“, hat Struber beobachtet. Nach Rechtsverteidiger Jusuf Gazibegovic ist Schmied der zweite Zugang dieses Winters, die selbst auferlegte Pflicht ist damit abgearbeitet. Der Trainer gibt sich zufrieden, „wir haben gute Schritte gemacht und aus meiner Sicht die Richtigen geholt“, sagt Struber, der allerdings nichts gegen weitere Verstärkungen einzuwenden hätte: „Jetzt haben wir das eine fertig und schauen weiter. Es muss passen. Der Kader ist ordentlich und genießt großes Vertrauen. Wir brauchen jetzt keine schnelle Lösung.“
Am Wochenende gab es Berichte über ein Kölner Interesse am österreichischen Stürmer Benedikt Pichler, der aus dem Kader seines Klubs Holstein Kiel gestrichen worden war. Angeblich, weil ihm ein Angebot aus Deutschland vorliege. Gerhard Struber gab sich am Montag unwissend. „Benedikt Pichler ist ein Spieler, den ich kenne, mit dem ich mich allerdings nicht beschäftige“, sagte er.
Am Dienstag (14 Uhr) wird der FC einen letzten Test vor dem Zweitliga-Jahresauftakt am Samstagabend in Hamburg absolvieren. Im Franz-Kremer-Stadion begrüßt der Zweitligist Viktoria Köln. Alle Kölner Feldspieler sollen noch einmal ausbelastet werden und nach Möglichkeit 45 Minuten Spielzeit erhalten, „um noch einen Überblick zu bekommen“, wie Struber erläutert.
Julian Pauli wird weiter fehlen. Der 19-Jährige leidet noch immer unter den Folgen seiner Kopfverletzung aus dem Spiel gegen Hannover 96 (2:2) im November. Struber sprach von einer Situation, „die uns nachdenklich macht. Es ist an der Zeit, ihn ruhigzustellen und alles abzuchecken.“ Man habe keine Befürchtungen, dass der Verteidiger bleibende Schäden davongetragen habe, zumal man sich an das Protokoll für Kopfverletzungen gehalten habe. Jedoch sei derzeit nicht abzusehen, wie lange die Genesung dauern wird.
Doch Pauli hat nun erst recht alle Zeit der Welt – schließlich ist Joel Schmied jetzt da.