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Klassenerhalt so gut wie sicher1 FC Köln siegt 3:1 und besiegt den Hoffenheim-Fluch

Lesezeit 5 Minuten
Kölns Torschütze Jan Thielmann (l) jubelt mit Kölns Luca Kilian über das Tor zum zwischenzeitlichen 0:3.

Torschütze Jan Thielmann (l) jubelt mit Luca Kilian über das Tor zum zwischenzeitlichen 0:3.

Der 1. FC Köln hat 3:1 bei der TSG Hoffenheim gewonnen. Die Analyse.

Der Hoffenheim-Fluch ist beendet: Der 1. FC Köln hat am Samstagnachmittag verdient 3:1 bei der TSG Hoffenheim gewonnen.

Das Wichtigste zuerst

Die Kölner Mannschaft ließ sich nach dem Abpfiff von den rund 8000 mitgereisten Fans ausgelassen feiern. Und das zu Recht. Denn durch den Erfolg hat der FC nicht nur die schwarze Serie im Kraichgau mit fünf Niederlagen in Folge bei 1:21-Toren ad acta legen können, sondern die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart hat auch den Klassenerhalt praktisch unter Dach und Fach gebracht. Auch wenn das kein Kölner nach dem Sieg so offen aussprach, doch mit 35 Punkten, zehn Punkten Vorsprung auf Rang 16 (Schalke könnte allerdings mit einem Sieg am Sonntag in Freiburg noch auf acht Punkte an den FC herankommen) und nur noch fünf ausstehenden Spielen wird im Kampf um die Rettung nichts mehr anbrennen. Der FC hat nach acht Punkten aus den vergangenen vier Spielen zudem sieben Mannschaften hinter sich gelassen. Die Kölner werden auch in der kommenden Saison in der Bundesliga antreten. Und zwar ohne ihren Anführer. Kapitän Jonas Hector wird nach der Saison seine große Karriere beenden.

Die Tore

In der 18. Minute gingen die Gäste per Elfmeter in Führung. Und das kam so: Linton Maina flankte in den Strafraum, John Anthony Brooks bekam aus kurzer Distanz den Ball an die Hand. Der Videoschiedsrichter schickte den kurzfristig für Benjamin Brand (musste wegen eines allergischen Schocks passen) eingesprungenen Robin Braun in die Review-Arena – und der neue Hauptschiedsrichter entschied nach Studium der Bilder auf Elfmeter. Florian Kainz guckte sich den Torwart aus und verwandelte den Strafstoß ganz sicher. In der 39. Minute bauten die Gäste die Führung aus. Kainz flankte aus dem Halbfeld perfekt getimt auf Davie Selke, der trotz Bedrängnis von Akpoguma sich durchsetzte und aus fünf Metern im Tiefflug zum 2:0 einköpfte.

Das war gut

In den vergangenen Jahren war der FC in Sinsheim regelmäßig in Passivität verfallen, spielte mutlos und gab sich oft schnell auf. Das war an diesem Samstag ganz anders. Von Beginn an traten die Gäste mutig und aggressiv auf. Und sie spulten wieder ein herausragendes Laufpensum ab: Fast 122,5 Kilometer lief das Baumgart-Team – und damit rund fünf Kilometer mehr als die Hausherren.

Das war schlecht

Mit Beginn der zweiten Halbzeit ließ sich der FC zu weit nach hinten fallen und hatte etwas Glück, in dieser Zeit nicht das Anschlusstor der TSG zu kassieren. Die Kölner hätten sich selbst beruhigen können, indem sie ein drittes Tor nachgelegt hätten. Konterchancen gab es, doch die wurden meist zu ungenau ausgespielt.

Spieler des Spiels

Davie Selke. Das Bemühen war dem Winter-Neuzugang auch vorher nie abzusprechen, doch in den vergangenen Spielen war der Angreifer harm- und glücklos geblieben. Jetzt belohnte er sich mit einem tollen Kopfballtor für seinen Aufwand – und wurde nach seiner Auswechslung von den FC-Fans mit Sprechchören gefeiert. Selke war im Anschluss sichtlich gerührt und machte dem FC fast schone eine Liebeserklärung: „Das bedeutet mir viel und ist nicht selbstverständlich. Hut ab vor den Fans! Es macht mich einfach stolz, für den 1. FC Köln zu spielen. Ich habe richtig Bock hier zu spielen – von Anfang an. Ich denke, die Leute sehen, dass ich immer alles reinwerfe. Es war schon wichtig für mich, dass ich getroffen habe. Ich bin Stürmer, ich will Tore erzielen.“

Moment des Spiels

Der ereignete sich diesmal nach dem Spiel: Jonas Hector hielt nach dem Sieg, der für den FC fast schon der sichere Klassenerhalt bedeutet, in der Kabine eine Ansprache und gab vor seinen Teamkollegen das Ende seiner großen Karriere nach der Saison bekannt. Emotionale Szenen folgten.

Das sagen die Trainer

Pellegrino Matarazzo (TSG Hoffenheim): „Wir sind okay ins Spiel gekommen, der große Bruch kam nach dem Gegentor. Die erste Halbzeit entspricht nicht unserem Anspruch. In der zweiten Hälfte hatten wir nicht genug Power, um das Spiel zu drehen, wir haben zu oft die falsche Entscheidung getroffen.“

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Es war eine gute Leistung über 90 Minuten. Die erste Hälfte war sehr gut. In der zweiten Halbzeit war es ein offener Schlagabtausch. Es war kein unverdienter Sieg, den nehmen wir sehr gerne mit. Das war ein großer und wichtiger Schritt zum Klassenerhalt, der eine gewisse Sicherheit gibt.“

Das sagen wir

Der 1. FC Köln hat zum richtigen Zeitpunkt sportlich wieder die Kurve bekommen. Das Baumgart-Team hatte vor wenigen Wochen noch eine sportliche Krise zu bewältigen, und das gelang ihm am Ende mit Bravour. Die Mannschaft rückte zusammen, schottete sich ab und „blieb bei sich“, so wie es Baumgart immer wieder gefordert hatte. Auch von der Unruhe im Verein nach dem verheerenden Fifa-Urteil ließ sich die Mannschaft nicht von ihrem Weg abbringen. Bei der TSG Hoffenheim zeigte der FC eine reife Leistung. Auch wenn der Klassenerhalt rechnerisch noch nicht perfekt ist, wird der 1. FC Köln ihn ganz sicher schaffen. Und damit hätte er das primäre Ziel vorzeitig erreicht. Es ist gewiss nicht alles perfekt beim FC, doch das Meistern der Krise ist ein neuerlicher Entwicklungsschritt. Bleibt nur zu hoffen, dass die Kölner Berufung vor dem Cas Erfolg haben wird und der Klub im Sommer doch auf dem Transfermarkt agieren kann. Dann könnte der FC vielleicht auch wieder andere Tabellensphären zumindest ins Visier nehmen.