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Trotz improvisierter Abwehr1. FC Köln zeigt gegen Schalke 04 einen Auftritt nach Maß

Lesezeit 5 Minuten
Die Spieler des 1. FC Köln feiern einen verdienten Auswärtssieg auf Schalke.

Die Spieler des 1. FC Köln feiern einen verdienten Auswärtssieg auf Schalke.

Der 1. FC Köln ist nach einem beeindruckenden Auftritt endgültig in der 2. Bundesliga angekommen. Die Analyse zum 3:1-Erfolg in Schalke.

Nach dem Schlusspfiff tanzten die FC-Profis vor dem Kölner Block in der Südost-Ecke der Schalker Arena und posierten zum Gruppenbild. 90 Minuten und neun Minuten Nachspielzeit hatten sie vor 61.624 Zuschauern bei großer Hitze überstehen müssen und sich einen 3:1 (2:0)-Auswärtssieg erspielt, der verblüffend leicht ausgesehen hatte. Und das an einem Ort, an dem die Heimmannschaft vor fünf Jahren noch Champions League gespielt hat. Ein Sieg, der epochale Züge trug für den mäßig gestarteten Absteiger, der am Sonntag den Eindruck erweckte, in der Zweiten Liga angekommen zu sein.

Linton Maina freut sich über sein Tor zum 0:2.

Linton Maina freut sich über sein Tor zum 0:2.

Damion Downs mit seinem ersten Saisontreffer (25. Minute) und Linton Maina kurz vor dem Halbzeitpfiff hatten die Kölner nach einer überlegen geführten ersten Hälfte komfortabel in Führung gebracht. Momente nach dem Wiederanpfiff hatten die Gäste auf 3:0 erhöht und dem Gegner den Stecker gezogen. Zwar gelang Schalke in der 66. Minute noch per Elfmeter das 1:3. Doch obwohl die Kölner in der Defensive improvisieren mussten, gerieten sie auch in der Schlussphase kaum mehr in Bedrängnis.

1. FC Köln klettert nach Sieg auf Schalke auf Platz 6

Nach dem vierten Spieltag und dem dritten Pflichtspielerfolg in Folge schob sich der FC zur Länderspielpause auf den sechsten Rang vor. Entsprechend einverstanden war Trainer Gerhard Struber „Wir haben das Spiel über weite Strecken kontrolliert, schöne Tore geschossen und verdient gewonnen“, sagte der Österreicher: „Wir haben in den richtigen Momenten die Tore gemacht, die uns in den letzten Wochen gefehlt haben. In Summe war es ein sehr verdienter Sieg.“

Das Schwergewichtsduell der Traditionsklubs fand erstmals in der Zweiten Liga statt, zuvor waren Köln und Schalke zwar schon 90-mal aufeinandergetroffen, sich bei ihren Gastspielen im Unterhaus jedoch stets aus dem Wege gegangen. Nach jeweils einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage standen beide Teams vor einer ersten Richtungsentscheidung der neuen Spielzeit.

1. FC Köln gegen Schalke 04: Struber baut Startelf notgedrungen um

Struber musste auf seinen Kapitän verzichten. Timo Hübers fehlte krankheitsbedingt, für den Abwehrchef startete Dominique Heintz an der Seite des jungen Julian Pauli. Im Kölner Kader stand damit nur ein weiterer Innenverteidiger, der erst 20-jährige Elias Bakatukanda. Die Kapitänsbinde übernahm Jan Thielmann, der mit 22 Jahren und 98 Tagen zum jüngsten Spielführer der Kölner Vereinsgeschichte wurde. Trotz der Kulisse der Schalker Arena zeigte sich früh, dass die Gastgeber in diesen Tagen nur mehr ein Scheinriese sind. Zwar lieferten die Kölner in den ersten Minuten ein paar Beispiele dafür, wie eine neue formierte Abwehrreihe mit langen Bällen in Schwierigkeiten zu bringen ist. Mehrfach kamen die Gastgeber zu Halbchancen und schienen mit ihrer geradlinigen Spielweise aussichtsreich unterwegs.

Doch sobald Köln am Ball war, zeigte sich ein Klassenunterschied. In der siebten Minute gewann Dejan Ljubicic den Ball gegen Kenan Karaman und spielte in den Lauf von Damion Downs, der aus halbrechter Position aus elf Metern an Heekeren scheiterte. Wenig später schien Downs erneut freie Bahn zu haben, doch missglückte ihm nach Pacaradas schönem Zuspiel die Ballmitnahme. Es war der vierte Startelf-Einsatz des 20-Jährigen, und noch immer war der Stürmer ohne Treffer.

1. FC Köln zeigt spielerische Klasse – Downs belohnt sich

Doch wenn man glaubt, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Querpass her. In diesem Fall kam das Zuspiel von Dejan Ljubicic, der perfekt auflegte und Downs zu einem Abschluss brachte, der nur eine Frage offen ließ: Warum hat dieser Mittelstürmer nicht schon fünf Saisontore erzielt? „Ich habe ein paar Spieltage gewartet, jetzt aber auf Schalke zu treffen, ist umso schöner“, sagte Downs nach dem Schlusspfiff. Gerhard Struber war zufrieden. „Damion hat schon in den vergangenen Wochen ein gutes Naserl unter Beweis bestellt. Heute hat er sich belohnt, das Vertrauen in ihn ist groß“, kommentierte der Trainer.

Ich habe ein paar Spieltage gewartet, jetzt aber auf Schalke zu treffen, ist umso schöner
Damion Downs

Zwar hatten die Hausherren ihre Gelegenheiten, doch Köln war die in jeder Hinsicht überlegene Mannschaft. Sekunden vor dem Pausenpfiff spielte Thielmann einen Ball tief aus der eigenen Hälfte auf den rechte Flügel, wo Maina und Downs auf und davon zogen und Maina letztlich auf 2:0 erhöhte. „Ganz so war es nicht gedacht“, sagte Thielmann später, doch die Idee zum perfekten Konter hatte er durchaus mit sich ins Spiel genommen. „Wir wussten, dass Schalke viel Mann gegen Mann spielt. Darum wollten wir es so versuchen.“

1. FC Köln erhält Lob vom gegnerischen Trainer

Das 0:1 nach einer Trinkpause, das 0:2 kurz vor dem Pausenpfiff. Und auch der dritte Kölner Treffer fiel zu einem unglücklichen Zeitpunkt: Keine Minute war nach dem Seitenwechsel gespielt, als Pacarada nach feiner Aktion an den zweiten Pfosten spielte, wo Tim Lemperle aus vier Metern einschob. „Kompliment an die Kölner, aber ein Tor nach 40 Sekunden, das geht nicht“, befand Schalkes Trainer Karel Geraerts. Die Partie war nach dem dritten Kölner Treffer entschieden, der Block mit den FC-Fans sang das „Veedel“, der glühend heiße Nachmittag trieb seinem Ende entgegen. Dennoch musste die Kölner Mannschaft noch Phasen überstehen, in denen sie den Schwung verlor. Etwa nach der 66. Minute, als Kenan Karaman einen Elfmeter zum Schalker 1:3 versenkte, den Denis Huseinbasic reichlich unnötig verursacht hatte.

Wenig später musste Struber seine ohnehin schon improvisierte Abwehr erneut umstellen, weil Dominique Heintz nicht mehr weiterspielen konnte. Es kam Elias Bakatukanda, was zu einer kuriosen Konstellation führte: Die Kölner Innenverteidigung aus Julian Pauli (19 Jahre und 45 Tage) und Bakatukanda (20 Jahre/41 Tage) war in der Schlussphase zusammen jünger als FC-Ersatzkeeper Philipp Pentke (39 Jahre/123 Tage). In Schwierigkeiten gerieten die Kölner jedoch nicht mehr.

Schalke: Heekeren - Gantenbein (58. Aydin), Cissé, Schallenberg, Murkin - Seguin (58. Younes), Bachmann - Hamache (46. Antwi-Adjei), Karaman, Mohr (85. Donkor) - Sylla;

1. FC Köln: Urbig - Thielmann, Heintz (71. Bakatukanda), Pauli, Pacarada - Martel, Huseinbasic, Ljubicic, Maina - Lemperle (82. Tigges), Downs (90. Waldschmidt); Schiedsrichter: Sven Jablonski (Bremen); Tore: 0:1 Downs (25.), 0:2 Maina (45.+1), 0:3 Lemperle (46.), 1:3 Karaman (66., Foulelfmeter);

Zuschauer: 61.426 (ausverkauft).