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Sieg in BraunschweigFC verteidigt mit Leidenschaft – Spielkultur bleibt auf der Strecke

Lesezeit 5 Minuten
Tor für Köln: Damion Downs hat zum 2:1 getroffen, es war der bereits achte Saisontreffer des Nachwuchsstürmers.

Tor für Köln: Damion Downs hat zum 2:1 getroffen, es war der bereits achte Saisontreffer des Nachwuchsstürmers.

Beim Tabellen-Letzten gerät Köln zwar früh in Rückstand, zeigt dann aber Widerstandsfähigkeit und gewinnt knapp. Das FC-Spiel in der Analyse.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln hat ein schwieriges Spiel gewonnen und drei Punkte beim Tabellen-Vorletzten Eintracht Braunschweig geholt. Den frühen Rückstand durch ein Standard-Gegentor nach weniger als einer Minute drehten Eric Martel (13.) und Damion Downs (30.) noch vor der Halbzeitpause zugunsten des Bundesliga-Absteigers.

Köln ging mit viel Rückenwind in die Halbzeitpause, erlebte jedoch eine unerwartet problematische zweite Hälfte mit nur noch rund 30 Prozent Ballbesitz und einem Eckenverhältnis von 2:8. Das lag auch daran, dass Florian Kainz noch vor der Pause nach einem unglücklichen Sturz benommen vom Platz gegangen war, Köln hatte daraufhin „die Balance verloren“, wie Trainer Gerhard Struber später beschrieb. Der Offensivmann droht für das Pokalspiel am Mittwoch bei Bayer 04 Leverkusen auszufallen.

Braunschweig spielte mit dem Rücken zur Wand eine bemerkenswerte zweite Halbzeit, wenngleich Marvin Schwäbe im Kölner Tor nur einen anspruchsvolleren Ball zu halten hatte. Der Rest war ein mit viel Aufwand spielender Abstiegskandidat, dem die Mittel fehlten, größeren Nutzen aus der Kölner Passivität zu ziehen. So lobten die FC-Verantwortlichen nach dem Schlusspfiff vor allem die Moral der Kölner Mannschaft, die mit dem Sieg zumindest vorerst zurück an die Tabellenspitze sprang.

Die Tore

Keine Minute war gespielt, als Köhler einen Freistoß von der rechten Seite in den Kölner Strafraum schlug. Joel Schmied war offenbar überrascht davon, dass seine Kollegen auf Abseits spielten und blieb tief im Fünfmeterraum stehen. So kam Braunschweigs Abwehrchef Ermin Bicakcic, eigentlich für sein eisernes Zweikampfverhalten bekannt, drei Meter vor dem Tor frei zum Schuss und traf zur Führung der Hausherren.

Das 1:1 leitete Torschütze Eric Martel selbst ein, als er ein Kopfballduell mit Ehlers gewann. Der Ball fiel Downs vor die Füße, der zurück zu Martel passte, der sich den Ball mit der rechten Sohle auf den linken Fuß legte und aus neun Metern traf, Ivanov fälschte noch ab. Ebenfalls am Tor beteiligt: Dominique Heintz, der die Flanke geschlagen und somit einmal mehr zu einem Kölner Treffer beigetragen hatte.

Nach einer halben Stunde schlug Leart Pacarada einen Eckball zum langen Pfosten, wo Braunschweigs Keeper Ron-Thorben Hoffmann den Ball zwar mit den Fingerspitzen berühren, aber nicht kontrollieren konnte. Ivanov versuchte im Duell mit Timo Hübers, den Ball zu klären, produzierte aber nur einen Querschläger, den Downs mit links flach ins lange Eck schickte. Es war der bereits achte Saisontreffer des Nachwuchsstürmers, der nun mit Tim Lemperle gleichgezogen hat.

Es war schwierig, gegen Braunschweig die Kontrolle zu gewinnen, wir hatten auch Glück. Aber wir haben auch selbst Momente gehabt, in denen wir die Führung hätten ausbauen können
FC-Trainer Gerhard Struber

Für die Braunschweiger war der Gegentreffer besonders ärgerlich, da es die Ecke zuvor nicht hätte geben dürfen, weil Kölns Jusuf Gazibegovic strafbar im Abseits gestanden hatte.

Das war gut

Die Kölner Mannschaft ließ sich gegen einen mit dem Rücken zur Wand vor eigenem Publikum aufopferungsvoll kämpfenden Gegner nicht nachhaltig aus der Ruhe bringen. Zwar ließ Strubers Mannschaft zu viel zu, befreite sich nur selten und verpasste die Chance, das Spiel früher zu entscheiden. Doch wie bei ihren vielen knappen Auswärtssiegen zuvor schafften es die Kölner auch in Braunschweig, alle Eitelkeit fahren zu lassen und sich aufs Verteidigen zu konzentrieren.

Das war schlecht

Wer es schafft, gegen einen Abstiegskandidaten nach frühem Rückstand schnell zurückzukommen und noch vor der Pause in Führung zu gehen, muss in der Lage sein, die Partie zu kontrollieren und früher zu entscheiden. Niemand verlangt einen Kantersieg, keiner reist nach Braunschweig, um eine Gala zu erleben. Doch allein die Zahl an Standards für Braunschweig dokumentierte, dass der Kölner Sieg am Seidenen Faden hing.

Steffen Tigges verzeichnete in der Schlussphase noch eine gute Kopfballchance.

Steffen Tigges verzeichnete in der Schlussphase noch eine gute Kopfballchance.

Spieler des Spiels

Irgendwie dann doch Steffen Tigges. Der Mittelstürmer, der einst für die Bundesliga geholt wurde, um in Anthony Modestes Fußstapfen zu treten, brannte zwar auch beim Tabellen-Vorletzten der Zweiten Liga kein Feuerwerk ab und blieb ohne Tor und Vorlage.

Doch das Startelf-Saisondebüt des 26-Jährigen war dennoch ein erfreuliches: Tigges spielte ein paar gute Pässe in die Tiefe; half dabei, den Kölner Strafraum gegen die Braunschweiger Standards zu verteidigen und präsentierte sich auch unerwartet laufstark. Damit zahlte er mindestens das Vertrauen des Trainers zurück, der mit der Nominierung den Trainingseifer des Offensivspielers honorierte. „Steffen hat sehr viel investiert und sein Bestes gegeben. Er hat sich richtig reingearbeitet und immer im richtigen Moment zum Tiefgang angesetzt. Ich habe viele Dinge gesehen, die mich optimistisch stimmen“, kommentierte Gerhard Struber.

Das sagen die Trainer

Gerhard Struber (1. FC Köln): „Die Reaktion auf das Gegentor hat gezeigt, dass wir schon reifer, stabiler sind. Wir sind gut drangeblieben und haben die Führung hergestellt. Es war schwierig, gegen Braunschweig die Kontrolle zu gewinnen, wir hatten auch Glück. Aber wir haben auch selbst Momente gehabt, in denen wir die Führung hätten ausbauen können. Der Sieg tut unserem Selbstvertrauen gut.“

Zu der Tatsache, dass er Denis Huseinbasic weniger als 30 Spielminuten nach dessen Einwechslung wieder vom Platz genommen hatte, sagte Struber: „Deni war länger aus dem Training raus. Ich war in dem Glauben, dass er weiter ist. Das ist auf meinem Mist gewachsen, es war keine gute Entscheidung. Mit so wenig Training in den Beinen konnte er der Mannschaft nicht helfen, ich hätte den Wechsel so nicht machen dürfen.“

Daniel Scherning (Eintracht Braunschweig): „Ich will heute zwischen Leistung und Ergebnis unterscheiden. Wir haben ein gutes Heimspiel gezeigt. Wir wussten, dass der uns wenig geben würde, Köln hat zuletzt sehr ergebnisorientiert gespielt. Wenn man das sieht, war die Leistung okay. Wir hätten mehr aus unseren Möglichkeiten machen müssen.“

Das sagen wir

Viel Spielkultur gab es auf Kölner Seite auch in Braunschweig nicht zu sehen. Der Befund bleibt: Gerhard Struber findet nachhaltig Wege, seine Mannschaft Ergebnisse produzieren zu lassen. Begeistern kann seine Mannschaft nur selten. Von den sechs Auswärtsspielen seit der Systemumstellung im Oktober hat Köln nun fünf mit einem Tor Unterschied gewonnen. Das ist eine Bilanz, die mit Glück nicht zu erklären ist. Wer derart nachhaltig punktet, verfolgt einen Plan. Einen Plan, der zumindest unter den aktuellen Bedingungen der Zweiten Liga funktioniert. Obwohl es nicht schön aussieht.