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1:1 gegen Augsburg in der Analyse1. FC Köln überzeugt, schwächelt aber vorne und hinten

Lesezeit 5 Minuten
Steffen Baumgart präsentierte sich auch gegen Augsburg extrem emotional an der Seitenlinie.

Steffen Baumgart präsentierte sich auch gegen Augsburg extrem emotional an der Seitenlinie.

Das 1:1 ist ein gerechtes Ergebnis, doch bedeutete es für den 1. FC Köln den Sturz ans Tabellen-Ende.

Das Wichtigste zuerst

Der 1. FC Köln hat gegen den FC Augsburg im eigenen Stadion 1:1 gespielt und sich nach den jüngsten Rückschlägen gut erholt gezeigt. Allerdings fielen die Kölner angesichts der Resultate der Konkurrenz im Tabellenkeller auf den letzten Platz der Tabelle zurück, was das Remis trotz der ansprechenden Leistung zu einem brutalen machte.

Denn es wäre mehr möglich gewesen als nur der fünfte Punkt im zehnten Saisonspiel: 60 Prozent Ballbesitz, 26:18 Torschüsse sowie 10:2 Eckbälle – die Zahlen dokumentierten, dass Köln die bessere Mannschaft war am Samstag im Novemberregen von Müngersdorf.

Allerdings gehört auch zur Wahrheit, dass die FC-Verteidigung den Gästen zu viele Großchancen erlaubte. Allein dreimal traf Augsburg Pfosten oder Latte, so war das Ergebnis letztlich für beide Mannschaften verdient, wenngleich Steffen Baumgart zu Recht anmerkte, das Resultat werde der Partie nicht gerecht. Der Kölner Trainer schlug ein 3:3 vor – oder ein 4:3 für eine der Mannschaften.

Die Tore

Nach einer Viertelstunde schickte Carstensen auf dem rechten Flügel Luca Waldschmidt auf die Reise. Der Offensivmann flankte mit dem schwächeren rechten Fuß ins Zentrum, wo er eigentlich Uth am zweiten Pfosten erreichen wollte. Doch Augsburgs Gouweleeuw brachte einen Fuß in die nicht optimal gespielte Flanke, wehrte den Ball aber direkt vor Linton Mainas Füße ab, der mit Uth die Positionen getauscht hatte und aus dem Zentrum zum 1:0 versenkte.

Zehn Minuten später hatte Augsburg einen Einwurf auf der rechten Seite, wo der Ball zu Außenverteidiger Robert Gumny kam, der das Kunststück fertigbrachte, die FC-Spieler Maina, Heintz, Uth und Martel auszuspielen und auf Jensen zu passen, der den Ball mit einem Kontakt zu Tietz weiterleitete, der aus dem Fünfmeterraum sicher vollendete. Schwach verteidigt, ein unnötiges Gegentor, das den FC den Sieg kostete.

Das war gut

Grundsätzlich zeigte sich Köln trotz der jüngsten Rückschläge in Liga und Pokal absolut bei sich, was eine gute Nachricht bedeutete angesichts der prekären Tabellensituation. Mark Uth fand nach Startschwierigkeiten in Spiel und zeigte 66 Minuten lang eine Leistung, mit der er der Kölner Offensive eine Hilfe war. Auch Jan Thielmann kehrte zurück und blieb nicht ohne Wirkung. Steffen Baumgart hat damit neue Möglichkeiten, die er dringend gebraucht hat.

Das war schlecht

Die Kölner hatten an beiden Enden des Spiels enorme Schwierigkeiten: Vorn schafften sie es nicht, aus ihrer zeitweise drückenden Überlegenheit genügend Tore zu erzielen, um das Spiel zu gewinnen. Gleichzeitig gestatteten sie dem Gegner zu viele Großchancen, sodass sogar das Unentschieden in Gefahr war. Die Spannungsabrisse passten ins Bild. Erneut gab der FC eine Führung aus der Hand; keine Mannschaft der Liga hat in dieser Saison so viele Punkte nach Führungen aus der Hand gegeben.

Was besonders schlecht war: Der Rasen. Der November ist da, es regnet, da erwartet niemand einen Teppich. Allerdings war das Grün spätestens in der zweiten Hälfte in einem kaum mehr bespielbaren Zustand. „Wir sollen hier ein Aushängeschild sein, das ist ein EM-Stadion. Und dann schafft es diese Stadt nicht, einen anständigen Rasen anzubieten. Sollen wir abwarten, bis sich ein Spieler einen Kreuzbandriss holt? Es kotzt mich an“, sagte Steffen Baumgart nach der Partie in einer gesonderten Ansprache.

Mann des Spiels

Mark Uth, der seinen ersten Startelf-Einsatz in der Bundesliga seit dem 15. Mai 2022 erlebte. Der Regisseur startete schwach, war kaum eingebunden und lief dem Geschehen hinterher. Nach dem Seitenwechsel allerdings fand der 32-Jährige deutlich besser ins Spiel und war ein Fixpunkt der Kölner Offensive. Insofern war Uths Auftritt isoliert betrachtet zwar kein Außergewöhnlicher. Doch eine Bedeutung für die Kölner Mannschaft ist gewaltig, weil er auch aus dem Stand bereit war, Verantwortung zu tragen. Das lässt hoffen für die kommenden Aufgaben.

Mark Uth fand bei seinem Startelf-Comeback besonders in der zweiten Halbzeit gut in die Partie.

Mark Uth fand bei seinem Startelf-Comeback besonders in der zweiten Halbzeit gut in die Partie.

Moment des Spiels

Als Ruben Vargas in der 77. Minute aus 20 Metern volles Risiko ging, mit seinem Schuss jedoch nur den Innenpfosten touchierte und anschließend wie in Zeitlupe die Torlinie entlangrollte. Es war der Moment, in dem der Nachmittag für den FC zur Tragödie hätte werden können. Eine erneute Niederlage hätte wohl schwere Folgen für die Mannschaft gehabt.

Ich bin nicht zufrieden. Wenn ich unsere Torchancen sehe, muss das Spiel eher 3:3 ausgehen. Dann nützt es auch nicht, dass es besser war als in den Wochen zuvor
FC-Trainer Steffen Baumgart

Das sagen die Trainer

Jess Thorup (FC Augsburg): „Wir haben versucht, den dritten Sieg zu holen, doch das war heute nicht möglich, obwohl wir zweimal den Pfosten und einmal die Latte getroffen haben. Köln würde allerdings ebenfalls sagen, dass sie Chancen hatten. Manchmal muss man mit einem Punkt zufrieden sein, obwohl wir in jedes Spiel gehen, um zu gewinnen. Die letzten 15 Minuten waren zu hektisch, aber abgesehen von dieser Phase bin ich zufrieden.“

Steffen Baumgart (1. FC Köln): „Ich bin nicht zufrieden. Wenn ich unsere Torchancen sehe, muss das Spiel eher 3:3 ausgehen. Dann nützt es auch nicht, dass es besser war als in den Wochen zuvor. Der eine Punkt ist nicht, was wir uns gewünscht haben. Ich glaube, dass mehr drin war, aber am Ende müssen wir mit dem Punkt leben. Dennoch ist die Unzufriedenheit definitiv da. Wir haben einen Punkt geholt, sind Tabellen-Letzter: Nicht gut, zumindest für die Tabelle nicht. Zwar sind wir um einen Punkt besser als gestern. Und trotzdem müssen wir versuchen, solche Spiele zu Hause zu gewinnen. Der Versuch war da, aber es hat nicht funktioniert.“

Das sagen wir

Nach den Auftritten in Leipzig und Kaiserslautern hat der 1. FC Köln am Samstag Zusammenhalt bewiesen: Zwar ließ die Mannschaft erneut zu viele Großchancen zu. Doch zeigte sie sich im Duell mit einem Gegner, der zuletzt zweimal gewonnen hatte, ebenbürtig bis überlegen. Beim Blick auf die Tabelle zeigt sich allerdings, wie dramatisch die Lage ist, Köln ist Tabellen-Letzter. Dennoch bedeutet ein Auftritt wie der am Samstag in Müngersdorf, dass der FC noch nicht im freien Fall ist. Doch am Freitag gegen Bochum muss im direkten Duell mit einem Konkurrenten im Kampf um den Verbleib in der Klasse ein Sieg her. Nach den Ergebnissen der vergangenen Wochen hat der 1. FC Köln keine Toleranz mehr für Fehler.