Köln – André Pawlaks Rolle beim 1. FC Köln geht über die des Assistenten hinaus. Er ist weitaus aus mehr als der klassische Co-Trainer, das wurde auch am Donnerstagmittag am Geißbockheim deutlich.
Der 50-Jährige wird am Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel des 1. FC Köln gegen den SC Freiburg seinen positiv auf Corona getesteten Chef Steffen Baumgart auf der Trainerbank vertreten. Normalerweise richtet der Cheftrainer stets vor Pressekonferenzen Grüße an sein „Callcenter“ und meint damit das neue Großraum-Büro des Trainerstabs. Am Donnerstagmittag war dies Pawlak vorbehalten. Baumgart war digital aus dem Homeoffice zugeschaltet, als sein Vertreter über das Personal, die Situation und das Heimspiel gegen den starken Tabellenfünften aus dem Breisgau äußerte. Und er vernahm einen souverän und gelassen auftretenden Pawlak.
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Eines steht bereits fest: Der gebürtige Gelsenkirchener will sich treu bleiben und nicht Baumgart kopieren. „Ich werde keine Schiebermütze aufsetzen und auch nicht im T-Shirt dastehen“, sagte der Co-Trainer mit einem Schmunzeln, „das wäre Quatsch. Steffen ist Steffen, und ich bin ich. Ich kann und will ihn nicht kopieren.“
Pawlak, seit 2017 beim 1. FC Köln tätig, hat selbst genug Erfahrung. Abgesehen von seiner Arbeit mit den Profis kümmert er sich um die Durchgängigkeit zur Jugendabteilung. Er bespricht die Abstellungen aus dem Nachwuchs für das Training der Bundesliga-Mannschaft. Als Spieler schaffte es Pawlak in die damals drittklassige Oberliga Westfalen. Weil er vor allem mit seiner Schnelligkeit auffiel, taufte ihn ein Auswahltrainer eines Tages „Daniel Düsentrieb“, was von diesem Tage übrig blieb, war Pawlaks Spitzname: „Düse“. Selbige geht ihm allerdings auch vor der Trainer-Premiere im Fußball-Oberhaus nicht.
Pawlak hat einiges beim FC erlebt
Pawlak hat auch beim FC schon einiges erlebt. Zweimal rettete er die U 21 vor dem Abstieg, im Frühjahr 2019 übernahm er die Profis von Markus Anfang – als Tabellenführer, drei Spieltage vor Saisonschluss mit sechs Punkten Vorsprung. Gleich in seinem ersten Einsatz als Cheftrainer vollendete der FC mit einem 4:0-Sieg in Fürth den Aufstieg. Unter Achim Beierlorzer und Markus Gisdol blieb Pawlak dann im Trainerstab. Nach dessen Entlassung behielt ihn FC-Retter Friedhelm Funkel ebenfalls. Dieser schwärmte von Pawlak in den höchsten Tönen und überließ ihm überwiegend die Trainingsarbeit auf dem Platz. Pawlak sagte selbst: „Um ein paar Hütchen einzusammeln, wäre ich der Falsche.“
Jetzt muss er wieder bei den Profis einspringen – wenn auch diesmal voraussichtlich nur für ein Spiel. „Jetzt ist es eben die Bundesliga und nicht 2. Bundesliga. Ansonsten ändert sich eigentlich nichts, wir haben unsere Aufteilungen im Trainerteam, die Jungs kennen die Abläufe. Wir haben diese Woche nichts Neues einstudiert“, erklärte Pawlak, der auf alle 24 Feldspieler und drei Torhüter zurückgreifen kann und hofft, dass das auch nach den letzten Coronatests so bleibt. Von den Neuzugängen für die Innenverteidigung, Julian Chabot (23) und Bright Arrey-Mbi (18), dürfte es einer in den Kader schaffen. Es würde verwundern, wenn es nicht der erfahrenere Chabot wäre.
Am Samstag wird Pawlak während des Spiels das Sagen haben. Und wird mit seinem Chef nicht in Kontakt stehen. „Auf der Bank haben wir keinen Kontakt, das wäre ja lustig, wenn ich ein Handy auf der Bank hätte. Bis dahin werden wir in Kontakt stehen. Wie wir auf der Bank entscheiden, überlässt Steffen uns, das hat er schon gesagt“, berichtete Pawlak.
Die Aufgabe gegen die Mannschaft des Trainer-Fuchses Christian Streich dürfte für den FC aber trotz der positiven Personalsituation und der Unterstützung von 10.000 Zuschauern im Rhein-Energie-Stadion alles andere als einfach werden. „Die Freiburger sind sehr kompakt, haben mit die beste Abwehr der Liga. Sie haben viele Spieler, die Tore machen können, das macht sie unberechenbar. Das Spiel wird schwierig, aber nicht unlösbar. Wir sind uns sicher, dass wir unsere Möglichkeiten nach vorne kriegen werden. Wir wollen sie nach Ballgewinnen in Schwierigkeiten bringen“, kündigte Pawlak an und tüftelt bereits gedanklich am Streich-Plan.
Freiburg kein Außenseiter mehr
Beim Gegner könne man aber schon lange nicht nicht mehr von einem Underdog sprechen. Im Gegenteil. Die Freiburger hätten sich großen Respekt völlig zurecht erarbeitet. „Sie sind unter Christian Streich über die letzten Jahre sehr konstant. Das ist schon überragend“, sagte Pawlak, dessen Mannschaft mit einem Sieg dennoch den Rückstand auf Freiburg auf nur einen Punkt verkürzen könnte. Doch das sei erst einmal nicht das vorrangige Ziel, wie Pawlak befand: „Wir wollen vor allem ein Polster nach unten schaffen. Und wenn wir die Punkte holen, haben wir ganz schön Luft nach unten.“ Allerdings könnte der FC mit einem Sieg sogar an den Europapokal-Plätzen schnuppern. Pawlak hätte in dem Fall seine Trainer-Premiere im Oberhaus erfolgreich bestanden. Baumgart würde ihm das ganz sicher gönnen.