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FC-Trainer verschenkt WechselWarum Struber Potocnik auf der Bank ließ

Lesezeit 4 Minuten
Stürmer Jaka Cuber Potocnik wartete am Samstagabend trotz deutlicher Kölner Führung vergeblich auf seine Einwechslung.

Stürmer Jaka Cuber Potocnik wartete am Samstagabend trotz deutlicher Kölner Führung vergeblich auf seine Einwechslung.

Damion Downs wartet auch nach vier Startelf-Einsätzen auf sein erstes Tor, Jaka Potocnik auf die ersten Spielminuten.

Max Finkgräfe muss sich in diesen Tagen gedulden. Der junge Linksverteidiger des 1. FC Köln arbeitet nach seiner Knie-Operation an der Rückkehr in den Trainingsbetrieb, im Verlauf des nächsten Monats soll er wieder integriert werden. Finkgräfe liege „deutlich vor dem Zeitziel“, sagte FC-Trainer Gerhard Struber in der vergangenen Woche. Beim Spiel seiner Mannschaft gegen Braunschweig am Samstagabend konnte der 20-Jährige daher erneut nur von der Tribüne aus versuchen, seinen Beitrag zu leisten.

Das tat er vorbildlich, denn Finkgräfe erschien im FC-Trikot zum Spiel. Und zwar nicht mit seiner 35 auf dem Rücken. Er trug die Nummer 42 seine Jahrgangskollegen Damion Downs. Eine schöne Geste.

1. FC Köln: Downs mit riesigem Aufwand, Lemperle brilliert

Downs kann die Unterstützung gut brauchen, denn auch seine Geduld wird auf die Probe gestellt. Zwar bewahrte sich der 1. FC Köln am Samstagabend mit dem 5:0-Sieg davor, in echte Schwierigkeiten zu geraten und die Debatte über die fehlende Effektivität der Offensive neu zu entfachen. Doch Downs blieb auch in seinem vierten Startelf-Einsatz dieser Saison ohne Treffer. Als er in der 86. Minute ausgewechselt wurde, stand er bei 19 Ballberührungen – der niedrigste Wert aller Kölner Starter. Statt dem Torerfolg näherzukommen, schien die Partie eher ein Rückschritt zu sein für den Stürmer.

Dabei betrieb Downs erneut einen hohen Aufwand. Er lief deutlich mehr als etwa sein in der zweiten Hälfte brillierender Kollege Tim Lemperle, war mit 33 Stundenkilometern zudem Kölns zweitschnellster Spieler auf dem Platz – hinter Abwehrchef Timo Hübers (33,5). Doch während Lemperle mit einem Tor und einer Vorlage die Befreiung feierte, ging Downs wieder leer aus.

Lemperle war in der vergangenen Saison an Greuther Fürth ausgeliehen und wurde dort zur Stütze, während Köln mit 28 Toren aus 34 Bundesligaspielen jämmerlich abstieg. Nun ist Lemperle mit 13 Schüssen aus den ersten drei Zweitligapartien der Mann mit den meisten Versuchen des gesamten Unterhauses. Auch in der Zahl der Schüsse pro 90 Minuten liegt Lemperle vorn, gefolgt von seinen Vereinskollegen Luca Waldschmidt und Dejan Ljubicic. Keine Mannschaft der Liga schießt auch nur annähernd so oft aufs Tor wie Köln. „Es macht richtig Bock hier zu spielen“, befand Lemperle am Samstagabend.

Jetzt könnt ihr aufhören, zu schreiben, dass wir keine Stürmertore machen
Rechtsverteidiger Jan Thielmann

Der 22-Jährige war nach 66 Minuten unter großem Jubel vom Platz gegangen. Für ihn war Waldschmidt als erster Joker gekommen, trotz aller Kritik der vergangenen Wochen. Zehn Minuten später kam Sargis Adamyan, und es schien, als ließe Gerhard Struber Downs bis zum Schlusspfiff auf dem Platz. Doch in der 86. Minute war es auch für Downs vorbei, es kam Steffen Tigges, der allerdings ohne Ballkontakt blieb. Der Wechsel wirkte ein wenig herzlos, schließlich hätte sich nicht nur Max Finkgräfe auf der Tribüne gewünscht, dass bei Downs der Knoten platzt.

1, FC Köln: Jan Thielmann spricht Stürmertore in der Interviewzone an

Doch offenbar hatte Struber am Samstag beim Stand von 4:0 keine Hoffnung mehr. Über fehlende Effektivität des Kölner Angriffs sprach nach dem Kantersieg zwar ohnehin niemand mehr. Dennoch nutzte Jan Thielmann die Gelegenheit, das Thema offiziell für beendet zu erklären. „Jetzt könnt ihr aufhören, zu schreiben, dass wir keine Stürmertore machen“, sagte der Rechtsverteidiger in der Interviewzone des Stadions, nach seiner Vorlage zu Lemperles 3:0 offenbar mit neuem Selbstvertrauen aufgeladen.

Tim Lemperle erlebte beim 5:0 des FC gegen Braunschweig eine überragende zweite Hälfte.

Tim Lemperle erlebte beim 5:0 des FC gegen Braunschweig eine überragende zweite Hälfte.

Mit vier Einwechslungen hatte Struber sein Kontingent nicht ausgeschöpft, was ein wenig verwunderte. Erstmals überhaupt hatte ein Kölner Trainer Jaka Potocnik (19) in einen Spieltagskader der ersten Mannschaft berufen. Das schien ein Zeichen zu sein, dass der wegen seines problematischen Transfers aus Ljubljana nach Köln und der daraus folgenden Transfersperre berühmt gewordene Offensivspieler nun seine ersten Minuten im großen Stadion haben würde. Doch trotz deutlicher Führung hatte sich Struber nicht durchringen können, etwa Linton Maina vom Platz zu nehmen, der nach 120 Pokalminuten in Sandhausen auch gegen Braunschweig durchspielte. Auch Marvin Obuz blieb draußen, immerhin hat der 22-Jährige bereits drei Minuten gegen den HSV auf dem Platz gestanden.

1. FC Köln: Struber macht seine Wechsel nicht von der Höhe einer Führung abhängig

Struber reagierte bemerkenswert gelassen, als er nach dem 5:0 seiner Mannschaft eine Frage zu den Spielern gestellt bekam, die nicht gespielt hatten. Zumindest bei Waldschmidt hatte er die Fakten auf seiner Seite. Der zuletzt auch von Struber kritisierte Angreifer kam noch auf 15 Ballkontakte, zwei Schüsse und ein Tor. „Mit Luca hatte sich ein Spieler in den Vordergrund gedrängt, auch hinten raus ins Toreschießen zu kommen“, erklärte Struber.

Überhaupt mache er seine Wechsel nicht von der Höhe einer Führung abhängig. Er sehe schließlich in der täglichen Trainingsarbeit, „wer gerade wo steht. Wir brauchen das richtige Timing auch für die Jungs. Nicht nur einen Vorsprung. Wer sich mit Leistung in den Vordergrund spielt, wird seine Einsatzzeit bekommen.“ Potocnik und Obuz liegen in Strubers Hierarchie offenbar zu weit zurück, um sie einfach so einzusetzen, weil das Spiel gerade entschieden ist. Struber blieb da trotz der Euphorie des Sieges deutlich. Es sei „immer die Leistung, die zählt. Da müssen sich einige schon noch ein Stück strecken.“