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Beim 0:1 gegen KielJonas Hector leidet für den 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
JHector

Jonas Hector haderte gegen Kiel auch mit dem Schiedsrichter.

Köln – Dass dumm bleibt, wer nicht fragt, dürfte Jonas Hector noch aus Kindertagen im Kopf haben, schließlich gibt es sogar eine Melodie zu dieser Zeile. Wie der Kapitän des 1. FC Köln ja ebenfalls gehört haben dürfte, dass es keine dummen Fragen gibt, sondern allenfalls dumme Antworten. Doch am Mittwochabend war Hector zu müde oder zu enttäuscht oder zu beides, um der Befragung durch einen Fernsehreporter mit Gleichmut, Verständnis oder gar Witz zu begegnen. „Das ist ihr Job, dumme Fragen zu stellen. Den machen Sie gut“, antwortete der 30-Jährige einem Reporter, der unmittelbar nach dem Schlusspfiff mit der Aufforderung an Hector herangetreten war, „einfach Dampf abzulassen, bitte“. Hector hatte mit dem 1. FC Köln gerade das Relegations-Hinspiel gegen den Zweitligisten Holstein Kiel in Müngersdorf 0:1 verloren. Kein guter Moment für ein Gespräch mit dem auch an anderen Tagen eher spröden Ex-Nationalspieler, der anschließend auch nicht mehr bereit gewesen war, sich die Frage gefallen zu lassen, „wie leer“ er nun sei: „Ich bin nicht leer. Ich habe gerade 90 Minuten gespielt und bin enttäuscht, dass wir das Spiel verloren haben. Wir haben aber am Samstag die Möglichkeit, es besser zu machen und das Ding zu drehen“, antwortete Hector dann zwar unwirsch, aber zutreffend.

Trotzige Kölner

Es war viel Trotz zu hören seitens der Kölner, was kein schlechtes Zeichen ist. Auch Ondrej Duda wollte längst nicht aufgeben. „Sie hatten nur eine Chance wegen eines Fehlers von uns. Es ist nichts Unmögliches, das zu schaffen. Wir haben definitiv mehr Qualität“, befand der Slowake, der einmal mehr große Schwierigkeiten gehabt hatte, ein strukturiertes Offensivspiel zu inszenieren.

Das hatte wiederum mit Hector zu tun und dessen Rolle gegen Kiel. Weil kein tauglicher Mittelstürmer zur Verfügung gestanden hatte, war Friedhelm Funkel zu einem taktischen Zug zurückgekehrt, der beim Kölner 2:1-Sieg über RB Leipzig funktioniert hatte: Damals hatte der Trainer seinen Kapitän auf die Mittelstürmerposition beordert – allerdings erst in der zweiten Halbzeit, was beim Gegner für eine gewisse Überraschung gesorgt hatte. Beide Kölner Treffer erzielte Hector damals, schon in der Woche zuvor hatte er gegen Leverkusen soweit alle Kölner Chancen gehabt, daher die Hoffnung seines Trainers.

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Ohne das Überraschungsmoment war Hector gegen extrem tief stehende Kieler jedoch als Mittelstürmer eine eher fragwürdige Besetzung, obgleich er in der 31. Minute sogar ein Tor erzielte, dem der einmal mehr seltsam pfeifende Schiedsrichter Felix Zwayer aber die Anerkennung verweigerte. Hector hatte sich, als er ins Luftduell mit Kiels Torwart Ioannis Gelios gegangen war, nach Ansicht des Unparteiischen nicht den Regeln entsprechend verhalten. Worin genau dieses Vergehen bestanden hatte, blieb unklar. Zudem verzichtete Zwayer darauf, Kiels Ignjovski nach einer rücksichtslosen Grätsche gegen Duda vom Platz zu stellen. Zwei Entscheidungen, mit denen Hector für den Rest des Spiels zu kämpfen gehabt hatte, auch der Schiedsrichter sah sich verbalen Attacken des genervten Kölner Kapitäns ausgesetzt.

Funkel hatte sich aus der reinen Not für die Variante mit Hector in der Spitze entschieden. Zwar arbeitet er seit 30 Jahren als Trainer im Profibereich. Doch konnte er sich spontan nicht daran erinnern, jemals einen Kader ohne Stürmer zur Verfügung gehabt zu haben, sagte er nach dem Spiel. „Da müsste ich lange zurückdenken. Ich glaube nicht.“

Hoffen auf Andersson

Für Hector war es ein brutaler Abend. Der Kapitän sollte zwar in vorderster Reihe den entscheidenden Treffer erzielen, gleichzeitig aber kurbelte der im Mittelfeld das Spiel an und führte zudem Zweikampf um Zweikampf; selbst als Stürmer kommt ein Mann mit dem Verantwortungsbewusstsein des ehemaligen Nationalspielers nicht aus seiner Rolle. Hector ist der beste Fußballer seiner Mannschaft. Dass ein solcher Mann nicht nur die vollständige taktische Verantwortung trägt, sondern gleichzeitig der größte Kämpfer auf dem Platz ist, unterstreicht den Mangel an Leistungsträgern im Kölner Kader. Hector war im vielleicht wichtigsten Spiel der Kölner Vereinsgeschichte eine sehr einsame Spitze.

Funkel: Das Knie war in Ordnung

Sebastian Andersson stand am Mittwoch nur für die letzte halbe Stunde zur Verfügung, noch immer gibt der Schwede Rätsel auf: Seine Knieverletzung, die ihn beinahe die gesamte Saison gekostet hat, soll in einem Foul seines Kollegen Salih Özcan auf dem Trainingsplatz ihren Ursprung gehabt haben, bei seiner Ankunft in Köln sei Andersson gesund gewesen, heißt es. Funkel hatte Andersson gegen Kiel nicht aufgeboten, weil das Energielevel des Stürmers nach dem 88-minütigen Auftritt am Samstag gegen Schalke (1:0) noch nicht wieder hergestellt war. „Das Knie war in Ordnung, aber er hat in den vergangenen Monaten nicht kontinuierlich trainieren können“, erklärte Funkel, was immerhin hoffen lässt auf Anderssons Einsatz gegen Kiel.

Denn sollte Jonas Hector erneut die alleinige Verantwortung für das Schicksal des FC aufgeladen werden, könnte das endgültig zu viel sein für den Kapitän.