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Spielbericht zur RelegationKiel schockt Köln – Hector wütend nach Pleite

Lesezeit 4 Minuten
Lorenz gegen FC

Simon Lorenz läuft am überraschten Jonas Hector vorbei und trifft per Kopf zum 1:0 für Kiel.

Köln – Verkehrte Welt in den letzten Minuten in Müngersdorf. Nicht der Zweitligist Holstein Kiel, der am Mittwochabend nach dem Ende seiner Quarantäne sein zehntes Pflichtspiel in den letzten 33 Tagen absolvierte, wirkte platt, sondern der Bundesligist. Der 1. FC Köln kam kaum noch in die Kieler Hälfte, geschweige denn in den Strafraum. Und stand am Ende mit leeren Händen da. Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel verlor überraschend das Hinspiel in der Relegation 0:1. Kiels Simon Lorenz erzielte in der 59. Minute das Goldene Tor, der 24-Jährige traf nur 20 Sekunden nach seiner Einwechslung per Kopf.

Während der Zweitligist nun eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel am Samstag (18 Uhr) an der Förde hat, wird die Mission Klassenerhalt für den FC extrem schwer. Kiel ist heimstark. Und die Statistik der Relegation zeigt: Wer das Hinspiel verloren hat, der scheiterte auch. Doch noch ist für die Kölner nichts verloren, auswärts präsentierten sie sich in dieser Saison meistens besser als daheim. Funkel bemühte sich um Zuversicht: „Wir haben jetzt Halbzeit. Es ist überhaupt noch nichts entscheiden.“

Skhiri Hector Reaktion

Kölns Jonas Hector (l.) und Ellyes Skhiri verpassen Tor nur knapp.

Doch im Rückspiel muss der FC torgefährlicher und druckvoller werden. Der Favorit kam zu selten zum Abschluss, die größte Chance zum 1:1 vergab der eingewechselte Sebastian Andersson aus kurzer Distanz in der 84. Minute.

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Jonas Hector reagiert frustriert nach Abpfiff

Und so mancher Kölner konnte nach dem Abpfiff seinen Frust nicht verbergen. Auf die Frage eines TV-Reporters, ob er sich mental leer fühlen würde, blaffte Ex-Nationalspieler Jonas Hector unnachahmlich zurück: „Immer diese Scheiß-Fragen. Leer, leer... Das ist ja ihr Job. Dumme Fragen zu stellen, das machen sie gut. Das Ding ist: Ich bin nicht leer, ich habe gerade 90 Minuten gespielt. Ich bin enttäuscht, dass wir das Spiel verloren haben. Aber wir haben am Samstag die Möglichkeit, es wieder besser zu machen und das Ding zu drehen.“ Die letzte Frage wollte Hector dann gar nicht mehr beantworten: „Darauf habe ich heute wirklich keinen Bock.“

Hector vor Kielern

Kölns Jonas Hector (vorne) setzt sich gegen mehrere Kieler Spieler durch.

Während Kiels Trainer Ole Werner seine Startelf nach dem enttäuschenden Saisonfinale in der 2. Liga gleich auf fünf Positionen inklusive des Torwarts (Gelios für Dähne) tauschte, beließ es Funkel im Vergleich zum 1:0-Sieg gegen Schalke bei zwei Veränderungen. Ellyes Skhiri und Ismail Jakobs kamen nach ihren Sperren für Florian Kainz und Andersson ins Team zurück.

Die Partie startete fahrig und wild. Kölns Marius Wolf holte sich gleich eine blutige Nase ab, Schalke-Matchwinner Sebastiaan Bornauw hatte ihn versehentlich mit der Schulter abgeräumt. Dem unterklassigen Gast war eine Verunsicherung nicht groß anzumerken, er machte vor allem die linke Kölner Abwehrseite mit Noah Katterbach als Schwachpunkt aus.

Köln hat mehr vom Spiel aber Präzision fehlt

Die Kölner hatten zwar mehr vom Spiel, doch Torgefahr ging ihnen bis dato ab. Das änderte sich nach rund 30 Minuten. Und es war kein Zufall, dass der leidenschaftlich auftretende Hector die erste echte Chance hatte, als er aus spitzem Winkel abschloss. Sekunden später lag der Ball sogar im Gäste-Tor, doch Schiedsrichter Felix Zwayer entschied nach einem Luftduell von Hector gegen Kiels Torwart Gelios im Fünfmeterraum auf Foulspiel. Eine knifflige Szene. Der FC machte weiter Druck, holte eine Ecke nach der anderen heraus, der Einsatz stimmte. Doch es fehlten die Abschlüsse. Das Fehlen eines echtenMittelstürmers machte sich wieder bemerkbar.

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Kurz vor der Pause stand Ondrej Duda gleich zweimal im Mittelpunkt: Erst grätschte Kiels Ignjovski den Slowaken auf der Torauslinie dermaßen um, dass er mit Gelb sehr gut bedient war. Dann rauschte Dudas Schuss haarscharf am Tor vorbei.

Funkel stellt nach der Pause um

Funkel stellte in der Pause um, brachte Dominick Drexler und stellte Jakobs auf die Linksverteidiger-Position. Hitzig ging die Partie weiter, alleine in den ersten acht Minuten zückte Zwayer drei Mal Gelb. Köln machte weiter das Spiel – und Kiel das Tor. Aus dem Nichts kam Holstein zur Führung. Nach einer Ecke verlor erst Ismail Jakobs das Kopfballduell gegen den kleineren Lee, dann gewann Lorenz das Luftduell gegen Hector und köpfte ein (59.). Es war sein erster Ballkontakt. Kiel hatte eiskalt zugeschlagen.

Nachdem Skhiri mit einem unplatzierten Schuss den Ausgleich vergeben hatte, reagierte Funkel und brachte Andersson und Jan Thielmann für den verwarnten Wolf und Özcan. Doch der FC hatte Probleme, Kiel unter Druck zu setzen. Das 0:1 hatte die Kölner geschockt. Und sie hatten sogar noch Glück, dass Gäste-Stürmer Janni Serra per Kopf nur die Latte traf (77.). Der FC machte nun auf. Dann brachte Andersson das Kunststück fertig, aus drei Metern nicht ins Tor, sondern Neumann zu treffen (84.). Es war die letzte Kölner Chance.