Der 39-Jährige wird im nächsten Sommer wohl seine Karriere beenden. Was dann kommt, lässt er vorerst offen.
Der Weltmeister und der 1. FC KölnPodolski hält sich alle Optionen offen
Man kann nicht sagen, dass der 1. FC Köln Lukas Podolski für die Zweite Liga entflammt hat. Das Interesse des Weltmeisters bleibt auf seinen Heimatverein beschränkt. „Ich interessiere mich nicht für andere Mannschaften. Ich schaue mir an, gegen wen der FC spielt. Aber ich gucke jetzt nicht Hamburg gegen sonst wen“, sagte Podolski am Montagabend am Rande des vorletzten Spieltags der Baller League in der Motorworld in Ossendorf.
Den FC verfolgt er allerdings intensiv, egal, in welcher Liga. Die Partie gegen den Karlsruher SC (4:4) am Sonntag hat auch ihm zu denken gegeben. Drei Zweitligaspiele in Serie hat Köln nun nicht gewonnen, am Sonntag verspielte Gerhard Strubers Mannschaft gar einen 3:0-Vorsprung. Besorgt sei er zwar nicht, dafür sei es noch zu früh. Doch die Beurteilung der Kölner Auftritte scheint ihn doch zu stören. „Es ist erstaunlich, wenn man sagt, man habe gut gespielt und trotzdem verloren. Das macht einem dann doch Angst. Die Zweite Liga wird hart, bis zum Ende. Nur ein Punkt aus den Heimspielen gegen Magdeburg und Karlsruhe, das ist schon traurig.“
Sportlich wird der 39-Jährige den Kölnern nicht mehr helfen, dabei kennt er sich mit Aufstiegen aus: In der Saison 2004/05 schoss er die Kölner zur Zweitligameisterschaft und wurde Torschützenkönig im Unterhaus. Derzeit spielt er noch bei Górnik Zabrze in Polen. Nach der Saison wird er dann wohl seine Karriere als Profi beenden. Das sei jedenfalls der Stand, sagte er am Montag. Am 10. Oktober wird Podolski, dessen Rückennummer 10 der 1. FC Köln seit seinem Abschied nicht mehr vergeben hat, in Müngersdorf seinen Ausstand geben. 50000 Zuschauer werden zum Duell Zabrzes mit einer Kölner Mannschaft erwartet, deren Personal noch nicht feststeht. Hansi Flick und Joachim Löw werden wohl an der Seitenlinie stehen, doch Gewissheiten gibt es nicht. Podolski weiß, wie eng die Terminpläne im Profifußball sind, er sage selbst ständig Anfragen ab. Daher will er sich überraschen lassen, Spaß haben und vor allem „dankbar sein, dass ich mit fast 40 noch spielen kann“, sagte der Angreifer.
Das Spiel könnte allerdings neben dem Spaß weitere Effekte für Podolski und den FC haben. Schon länger stellt sich die Frage, wie Podolski nach dem Ende seiner Karriere zurückfinden könnte zu dem Verein, bei dem alles begann. „Die Personalie Podolski ist erstmal zweitrangig. Der FC hat Ziele, ich habe Ziele mit Zabrze“, sagt Podolski zwar; er könne auch „in zwei, drei fünf oder zehn Jahren“ noch ein Engagement in Köln annehmen. Doch mit der Organisation des Abschiedsspiels ist auch Podolskis Bindung zum FC erneuert. „Ich bin glücklich, dass es das Spiel gibt, dass wir Kontakt haben. Jetzt schauen wir mal. Ich weiß, was ich für Köln gemacht habe. Wie das andere beurteilen, muss man sehen. Wäre ich der FC und hätte einen Spieler wie Podolski, wäre ich blöd, den nicht einzubinden“, sagte der Offensivspieler, der im Kölner Kapitel seiner Karriere in 181 Spielen 86 Tore erzielte.
Der 1. FC Köln hat in den vergangenen 20 Jahren mehrfach versucht, ehemalige Profis in die Klubführung einzubauen. Von 2004 bis 2011 amtierte der 74er-Weltmeister Wolfgang Overath mit seinem früheren Kollegen Jürgen Glowacz. Ihm folgte das Präsidium um Werner Spinner, in dem Toni Schumacher mitwirkte. Mit unterschiedlichen Erfolgen, allerdings auch in unterschiedlichen Epochen des Vereins. Seit dem Jahr 2019 versucht es nun Werner Wolf mit einem Präsidium ohne direkte Erfahrung im Profifußball. Zwar werden immer dann Rufe nach sportlicher Kompetenz im Vorstand laut, wenn der Erfolg mal wieder ausbleibt. Doch ein Beweis, dass es nicht geht ohne Altstars, ist bis heute nicht erbracht. Abgestiegen ist der 1. FC Köln seit 1998 in sehr unterschiedlichen Konstellationen.
Noch ist Podolski in den Profibetrieb seiner Mannschaft eingebunden, viel Zeit lässt ihm das nicht, zumal er auch bei Gornik mehr ist als nur Spieler. Wenn er in Köln ist, hat er mit seinen unternehmerischen Projekten zu tun, daher bleibt bislang wenig Zeit, sich für eine Führungsposition beim FC in Stellung zu bringen oder gar ein Vorstandsteam zusammenzustellen. Ein solches würde er benötigen, sollte er tatsächlich im kommenden Herbst antreten wollen, wenn der FC einen neuen Vorstand wählt.
Doch darüber möchte er vorerst nicht sprechen, eins nach dem anderen. „Ich muss nicht auf Teufel komm raus. Man kann ja auch in 20 Jahren noch was machen. Wolfgang Overath war ja auch erst spät Präsident“, sagt Podolski. Overath kam drei Monate vor seinem 60. Geburtstag ins Amt, da hätte Podolski tatsächlich noch Zeit.
Wenn aus Abstand wieder Nähe wird
Doch weiß der Weltmeister zu gut, wie schnell aus Abstand wieder Nähe werden kann. Vor zwölf Jahren verließ er den 1. FC Köln, seitdem spielte er in England, Italien, der Türkei, in Japan und Polen. Doch sobald er in Köln in Erscheinung trat, mobilisierte er die Massen – zuletzt beim Kartenverkauf für sein Abschiedsspiel, das in kürzester Zeit ausverkauft war. „Vielleicht gibt es ja durch das Spiel noch einmal eine neue Bindung der Fans und des Vereins zu mir. Von da aus kann man dann Gespräche führen. Irgendwann ist der Lukas Podolski kein Fußballer mehr, dann habe ich auch Zeit für andere Dinge. Vielleicht brauche ich dann ein, zwei Jahre Auszeit. Ich muss nicht im Dezember beim FC anfangen, damit die Leute glücklich sind – das ist mir dann zu billig.“