Nach Testspiel-PleiteDie vielen Baustellen im Kölner Kader
- Die Kölner Niederlage gegen Wolfsburg war die erste dieser Sommer-Vorbereitung.
- Geschäftsführer Horst Heldt hofft darauf, dass vorbereitete Transfers rasch umgesetzt werden.
- Die finanziellen Mittel der Kölner sind in diesem Sommer extrem begrenzt, daher ist Geduld gefragt.
Köln – Es hat zwar bis zum sechsten Testspiel dieses Sommers gedauert, doch am Samstagnachmittag stand endgültig fest, womit wohl jeder gerechnet hatte: Der 1. FC Köln ist auch in der Saison 2020/21 schlagbar. Den Beweis lieferte der VfL Wolfsburg, der mit einem 3:0 (0:0)-Sieg das Franz-Kremer-Stadion im Grüngürtel verließ. Es war ein guter Test, legte er doch offen, zu was der Kölner Kader derzeit in der Lage ist – und zu was nicht. „Es war aufschlussreich. Ich glaube, wir sind im Soll“, kommentierte Benno Schmitz, der in dieser Vorbereitung so solide Außenverteidiger.
Ordentliche erste Hälfte
Bis zur Halbzeitpause hatten die Kölner sich tüchtig gewehrt und waren dafür mit einem 0:0 belohnt worden. Es war ein hartes Stück Arbeit gegen eine körperlich klar überlegene Wolfsburger Mannschaft, die den FC auch fußballerisch an die Grenzen führte. „Die sind körperlich immer ziemlich intensiv unterwegs, es ist nicht einfach, gegen sie zu spielen“, sagte Geschäftsführer Horst Heldt zur Halbzeit und fand anerkennende Worte für die Konzernelf aus Niedersachsen: „Sie haben einen ziemlich guten Kader, finde ich.“ Auch Schmitz war beeindruckt: „Wolfsburg hat eine super Mannschaft. Wir haben aber ganz gut mitgehalten.“
Bescheidene Aussichten
Die derzeitigen Kölner Ambitionen waren damit gut umschrieben: Ein Ensemble wie das aus Wolfsburg, in der vergangenen Saison mit 49 Punkten auf Rang 7 eingelaufen, sorgt für Bewunderung aufseiten der Kölner, deren Transferaktivitäten sich bislang vor allem darauf beschränken, Spieler von der Gehaltsliste zu bekommen.
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Ganz chancenlos waren die Kölner nicht. Zwar kamen sie in der ersten Hälfte keinmal konsequent vor das Tor der Gäste. Allerdings standen sie in der Defensive ordentlich – und nach einer Stunde hätte Benno Schmitz sogar das 1:0 erzielen können, als er auf der linken Seite durchgekommen war.
Erst mit den vielen Wechseln nach einer Stunde hatte Köln die Geschlossenheit verloren, dann war es allerdings schnell gegangen: Innerhalb von 15 Minuten hatten die Wolfsburger drei Treffer erzielt und dabei jeweils Kölner Fehler konsequent bestraft.
Die Taktik funktioniert
Zuvor war deutlich geworden, dass die Kölner bereits ein gutes Raumgefühl entwickelt haben. Auch gegen Wolfsburg teilten sie sich das Spielfeld gut ein, hielten die Räume geschlossen und ließen kaum etwas zu. Allerdings wurde deutlich, wie sehr dem FC ein Impulsgeber fehlt. Ein Nachfolger für Mark Uth wird nach wie vor gesucht, und es wäre den Kölnern weiterhin am liebsten, wäre dieser Nachfolger Uth selbst. Doch die Schalker zeigen sich hartleibig, die Situation ist verfahren.
Deutlich wurde auch, dass außer Jhon Córdoba (27) kaum einer in der Lage ist, gegen eine so athletische Verteidigung wie die der Wolfsburger zu bestehen. Weder Ismail Jakobs (21) auf der linken noch Jan Thielmann (18) auf der rechten Offensivseite konnten den Gegner in Bedrängnis bringen, und im Zentrum arbeitete Elvis Rexhbecaj (22) zwar hart, doch ein Abschlussspieler ist er nicht.
Schwierigkeiten in der Offensive
Viele Löffel also – aber weit und breit kein Messer: Der Kölner Kader ist noch nicht komplett. „Wir sind auf der Suche, wir beschäftigen uns mit offensiven Positionen“, bestätigte Heldt. Sebastiaan Bornauw (21) und Rafael Czichos (30) präsentierten sich ordentlich, Jorge Meré (23) und von nächster Woche an Rückkehrer Frederik Sörensen (28) bilden eine ordentliche zweite Reihe. Dahinter präsentieren sich die Nachwuchskräfte Sava Cestic (19) und Robert Voloder (19) durchaus verheißungsvoll. Dennoch will Heldt nicht ausschließen, auch für die Defensive eine Verpflichtung zu tätigen. Er wolle „gedanklich den größtmöglichen Spielraum beibehalten. Wir wollen offen bleiben, auf jeder Position.“
Es seien einige Transfers vorbereitet, doch komme der Transfermarkt nach wie vor nur schwer in Bewegung. Gerade Vereine aus der Mittelklasse tun sich schwer, da sie auf Zuschauer-Einnahmen angewiesen sind, von denen niemand weiß, wann sie wieder fließen. Das gilt auch für die Kölner, die ohne Hilfe von Investoren oder Konzernen auskommen wollen.
„Warte jeden Tag“
Er warte „jeden Tag auf Verstärkungen“, sagte Heldt, doch sei Geduld gefragt: „Wir wollen eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenstellen, und das so schnell wie möglich. Aber ich habe kein Festgeldkonto wie der FC Bayern. Das Ziel ist definitiv, bis zum Saisonstart noch die eine oder andere Personalie zu klären. Aber wir werden nicht in Panik verfallen“, sagt er.
Ob sich in der kommenden Woche etwas tun werde, wollte Heldt nicht ausschließen – und sagte lächelnd: „Es tut sich immer etwas beim 1. FC Köln. Da muss ich keine Prognose abgeben.“