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Verteidiger im PorträtSebastiaan Bornauw ist ein Schlüsselspieler des 1. FC Köln

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Sebastiaan Bornauw

  1. Im Sommer 2019 wechselte Sebastiaan Bornauw aus Anderlecht zum 1. FC Köln. Der damals 20-Jährige kostete rund sieben Millionen Euro. Kein geringes Risiko.
  2. Allerdings zeigte der Belgier in seiner Debüt-Saison, wie wichtig er für den FC ist. Sowohl in der Defensive als auch vor dem gegnerischen Tor.
  3. Der Abwehrspieler des 1. FC Köln im Porträt.

Donaueschingen – Sebastiaan Bornauw möchte das Gespräch gern auf Deutsch führen, hat die Pressestelle des 1. FC Köln vor dem Termin im mondänen Hotel Öschberghof mitgeteilt; der Spieler fühle sich mittlerweile ausreichend sicher in der neuen Sprache, zudem könne man notfalls ins Englische wechseln.

Doch das ist nicht nötig, ein Jahr nach seiner Verpflichtung verblüfft Bornauw mit dem Ergebnis seiner intensiven Deutschstudien. Der Belgier erhält viel Anerkennung dafür, doch ganz zufrieden ist er nicht mit sich. „Eigentlich ist es fast schon ein bisschen zu spät, erst nach einem Jahr Deutsch zu können, ich muss noch mehr dafür arbeiten“, sagt er.

1. FC Köln ging ins Risiko

Er habe viel Zeit mit seinem Lehrer verbracht. Zunächst im Geißbockheim, in der Coronaphase dann per Videokonferenz. Eine weitere Rolle haben deutsche Fernsehserien gespielt – mit flämischen Untertiteln. In der vergangenen Saison kam Bornauw erst spät vom RSC Anderlecht nach Köln. Das Trainingslager hatte er da verpasst und sogar bereits das erste Saisonspiel für den belgischen Hauptstadtklub bestritten.

Rund sieben Millionen Euro für einen 20-Jährigen – der 1. FC Köln ging ins Risiko für Bornauw. Doch dann stand der Innenverteidiger schon im zweiten Saisonspiel für den FC auf dem Rasen. „Ich hatte nicht erwartet, dass ich so schnell spielen würde. Aber das war gut für mich“, sagt er.

Viererkette wird sich verändern

Er brauchte seine Zeit, um sich an das Niveau der Bundesliga zu gewöhnen. „Es ist höher als in Belgien. Aber es ist eine Art Fußball, die mir liegt: Schnell und kraftvoll, ich liebe das“, sagt der 1,91 Meter große Verteidiger.

Der Viererkette wird in der kommenden Saison eine veränderte Rolle zukommen. Markus Gisdol will den Gegner früh attackieren, und um kompakt zu bleiben, müssen die Verteidiger weit aufrücken. Obwohl mittlerweile auch Torhüter Timo Horn deutlich weiter vorn platziert ist, bleibt im Rücken der Innenverteidiger viel Raum, in den der Gegner die Bälle spielen kann.

Bornauw ist unbesorgt

Riskant ist das, doch Bornauw sorgt sich nicht. „Wir müssen sehr wach sein und immer genau im Blick haben, was um uns herum los ist. Aber ich habe keine Angst vor tiefen Bällen, ich mag Laufduelle. Ich sehe langsamer aus als ich bin.“ Allerdings läuft Bornauw auch gern mit dem Ball in die gegnerische Hälfte, ein paar seiner Ausflüge sorgten in der vergangenen Saison für Begeisterung auf den Rängen.

„Gegen Wolfsburg hatte ich diesen Lauf, da war plötzlich das Publikum da und hat mir das Gefühl gegeben, einfach immer weiter laufen zu wollen. Das wird noch lange in meinem Kopf bleiben. Am Ende habe ich einen Pass auf Jhon versucht, aber ein Wolfsburger hat zur Ecke geklärt. Trotzdem war das ein guter Lauf – für einen Innenverteidiger.“

Anfänge im Sturm

In der Jugend war Bornauw Stürmer, da durfte er sich ständig mit dem Ball in der gegnerischen Hälfte versuchen. Immerhin sechs Tore in 24 Spielen gelangen ihm in seiner Debütsaison für Köln. Doch er trauert der Zeit als Angreifer nicht nach. „Ich mache zwar noch immer gern Tore, aber ich bin lieber Innenverteidiger, echt. Aus der Abwehr hat man die bessere Übersicht und kann Kommandos geben. Am Anfang war das schwieriger, weil ich die Sprache nicht konnte und neu war. Aber es ist auch eine Aufgabe für einen Innenverteidiger, seine Mitspieler zu coachen – und ich habe eine laute Stimme, die muss ich einsetzen.“

Das mit der Stimme bräuchte er nicht zu sagen, denn die ist mittlerweile vielen Bewohnern des Schwarzwald-Baar-Kreises bekannt, wo der FC zuletzt trainierte und sich Bornauw seine Mitspieler zurechtstellt. Ein ungewöhnliches Organ, heiser und wahnsinnig laut, das aber nicht zu anderen Dingen zu gebrauchen ist: „Ich singe wirklich ganz schlecht“, so Bornauw, der seine Mitspieler ab und an mit Einlagen am Klavier unterhält – schweigend.

Aus Fehlern gelernt

Nicht alles ist dem Belgier so leicht gefallen wie das Erlernen der Sprache. Gegen Hertha BSC gingen sie Ende September im eigenen Stadion 0:4 unter, innerhalb von fünf Minuten erzielte Vedad Ibisevic zwei Tore, nach Duellen mit Bornauw. „Das sind für mich Lernmomente. Wenn so etwas in Belgien passiert, kassierst du wahrscheinlich kein Tor – in der Bundesliga gegen einen solchen Stürmer waren es direkt zwei. Beim nächsten Mal muss ich ihn an der Hand nehmen und mit ihm gehen, als würde ich ein Kind zur Schule bringen. Ganz nah bei ihm bleiben, dann passiert nichts.“

Zum nächsten Mal kam es allerdings nicht. Zwar gewann Köln das Rückspiel im Olympiastadion 5:0, doch Bornauw war nicht dabei – Gelbsperre. „Ich wollte so gern in Berlin gegen ihn spielen, um es wieder gutzumachen“, sagt er. Mittlerweile kann er über den Abend gegen Ibisevic reden, doch war die Erfahrung schwierig. „Ich bin ein sehr schlechter Verlierer. Wenn ich nach einem solchen Spiel nach Hause komme, ist das kein Spaß für meine Freundin oder meine Eltern. Wenn ich jetzt acht Monate später auf die Situation zurückblicke, war das gut für meine Entwicklung.“

Bornauw im Kopf schon weit

Als sich die Kölner gerade aus der sportlichen Krise befreit hatten, begann die Coronaphase – und Sebastiaan Bornauw musste viel Zeit zu Hause in Braunsfeld verbringen. Für ihn kein Problem. „Die Leute sagen, dass ich ein junger Mensch bin. Aber in meinem Kopf bin ich schon ziemlich alt, glaube ich. Ich bin einfach sehr gern zu Hause mit meiner Freundin und meiner Familie.“ Er habe das Beste aus der Situation gemacht, „ich habe versucht, so wenig wie möglich draußen zu machen, war immer ganz früh oder ganz spät im Stadtwald spazieren. Mir hat es nicht viel ausgemacht.“

Für einen 21-Jährigen lebt Bornauw sehr beschaulich. Doch fehlt ihm nichts, sagt er. „Ich habe mich für dieses Leben entschieden, und selbst wenn Sie mich 1000 Mal fragten, würde ich immer sagen, dass ich nichts anderes will. Ich hatte in meiner Kindheit nie viel Zeit, weil es meinen Eltern wichtig war, dass ich neben dem Training ein gutes Abitur mache. Fußballprofi zu sein, ist ein Traum für so viele junge Menschen. Und ich will nichts anderes sein. Ich brauche keine Party.“

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Manchmal spürt er aber, was es bedeutet, als Profisportler nicht immer frei in seiner Freizeitgestaltung zu sein: „Skifahren, das macht mir riesigen Spaß. Aber das geht leider nicht.“