Kein Zweitligist verzeichnet nach zwei Spielen so viele Torschüsse wie der 1. FC Köln, doch die Ausbeute ist bislang enttäuschend.
Verletzt in ElversbergEntwarnung bei Uth – FC-Offensive zwischen Frust und Hoffnung
Leart Pacarada war am Samstag der einzige Kölner Feldspieler, der keinen Schuss auf das Tor der SV Elversberg abgab. Was allerdings nicht bedeutete, dass Pacarada nicht beteiligt war am Spiel: Mit 93 Ballkontakten war er der Profi mit den meisten Aktionen auf dem Platz; bereitete den späten Ausgleich zum 2:2-Endstand vor und war enorm eingebunden. Allerdings mit dem entscheidenden Makel zahlreicher Abwehrfehler, nicht nur vor dem zwischenzeitlichen 1:2.
Offensiv hat der 1. FC Köln in den beiden ersten Saisonspielen im Unterhaus das Konzept des neuen Trainers bereits sichtbar werden lassen. Die Mannschaft schießt aus allen Positionen, hat viel Ballbesitz und massenhaft Abschlüsse: 23 Schüsse waren es in Elversberg, 28 gar bei der Heimniederlage gegen den HSV zum Auftakt.
Erfolgloseste Offensive der vergangenen Bundesliga-Saison
Das alles überrascht nicht weiter. Weil die Kölner ihren Kader soweit zusammenhielten, stellen sie nun eine Mannschaft, die ihren Gegnern in der Zweiten Liga mindestens gewachsen ist. Schon in der vergangenen Bundesligasaison, die Köln mit sechs Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz als 17. eher kläglich beendete, gab die Mannschaft die zehntmeisten Schüsse der Liga ab. Es lag also schon damals nicht daran, dass die Kölner es nicht versuchten. Doch mit nur 28 Treffern war der FC auch das Team mit der schwächsten Ausbeute der Liga.
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Nach zwei Partien der neuen Saison hat sich das Bild noch einmal verändert: Mit 51 Versuchen hat der FC mit riesigem Abstand die meisten Schüsse abgegeben, auf dem zweiten Platz folgt Fürth mit 33. Die Quote ist allerdings dramatisch: Nur elf Schüsse gingen auf das Tor, knapp 22 Prozent bedeuten den letzten Platz im Unterhaus.
Als Köln in der Saison 2018/19 zum vorerst letzten Mal in der zweiten Liga spielte, etablierte Trainer Markus Anfang ein radikales Offensivkonzept. Am Ende stieg der FC als Meister mit 82 Saisontoren auf. Auch damals schoss Köln aus allen Lagen, musste sich jedoch in der Schussrangliste mit dem zweiten Rang begnügen: Denn in Paderborn wirkte damals Steffen Baumgart, dessen Mannschaft zwar seltener traf als Köln. Aber noch öfter abschloss.
Tatsächlich verzeichneten die Kölner damals auch die bei weitem beste Quote der Liga. 38 Prozent ihrer Schüsse gingen aufs Tor. Warum es für den Absteiger damals so klar besser lief als zum Start in diese Saison, ist jedoch leicht zu erklären. Der FC leistete sich 2018/19 nicht nur die beiden besten Torschützen der Liga, Simon Terodde traf 29-mal, Jhon Córdoba kam auf 20 Tore. Der FC beschäftigte auch die Profis mit den meisten Vorlagen der Liga: Dominick Drexler und Louis Schaub.
Markus Anfang ließ damals also nicht nur einen offensiven Fußball spielen. Er verfügte auch über eine im Ligavergleich außergewöhnliche Kombination an Angreifern.
Das alles war ein teures Vergnügen, allerdings kam Köln damals aus einer Saison in der Europa League, man war anderes Wirtschaften gewohnt. Und womöglich war der direkte Wiederaufstieg zwar teuer erkauft, letztlich aber günstiger als mehrere Jahre in der Zweitklassigkeit. Richtig teuer wurde es dann ohnehin erst später, als man mit einer kühnen Investitionsstrategie die Bundesliga sichern wollte und ins Risiko ging.
Vor Über-Investitionen auf dem Transfermarkt hat sich der FC durch die Transfersperre vorerst praktisch selbst geschützt. Wer allerdings aus Feldüberlegenheit und den vielen Abschlüssen eine erfolgreiche Offensive gestalten wird, ist bislang offen. An den ersten beiden Spieltagen begannen Tim Lemperle und Damion Downs als Doppelspitze, beide sind bislang trotz bester Torchancen ohne Treffer.
Dahinter war Luca Waldschmidt als der für die Liga eigentlich zu gute Mann vorgesehen, der Tore vorbereitet und ab und an selbst trifft. Doch gegen Hamburg enttäuschte der 28-Jährige auf ganzer Linie und verlor seinen Platz in der Startelf zur Partie in Elversberg gleich an Linton Maina. Beim 2:2 im Saarland wäre Waldschmidt womöglich gar nicht zum Einsatz gekommen, hätte sich Mark Uth nicht Minuten nach seiner Einwechslung wieder verletzt abgemeldet. Nach zwei Partien stehen für Waldschmidt 76 Spielminuten, null Tore und null Vorlagen zu buche. Doch das sollte die Kölner nicht grämen: 2018 starteten Schaub und Drexler ebenfalls mit zwei Nullnummern – und starteten im DFB-Pokal durch.
Hoffnung besteht immerhin weiter darauf, dass Mark Uth noch eine Rolle spielen wird im Kölner Angriff. Am Montag unterzog sich der 32-Jährige in Köln einer eingehenden Untersuchung. Heraus kam, dass sich Uth in Elversberg nur eine Wadenzerrung zugezogen hat, die ihn zwar vorerst bremsen, jedoch nicht langfristig außer Gefecht setzen wird. So zumindest die Hoffnung am Geißbockheim, wo man am Montag von einer „Entwarnung“ sprach.
Gerhard Struber gibt sich überzeugt, für den Österreicher ist es „eine Frage der Zeit: Die Leichtigkeit des Seins wird dann passieren, wenn wir die Spieler ins Toreschießen bekommen“, sagte er in Elversberg, und weiter: „Es gibt einfach Phasen, in denen man sich die Dinge hart erarbeiten muss. Da stecken wir gerade drin.“