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Union, Zagreb oder doch noch der FC?Das sind die Hintergründe zur Wechsel-Posse um Kölns Ljubicic

Lesezeit 3 Minuten
1. FC Köln vs. Preußen Münster, 30. Spieltag, 20.04.2025, 13.30 Uhr, Dejan Ljubicic (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Kölns Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic in der Partie gegen Münster (3:1)

Immerhin: Sein FC-Trainer Gerhard Struber meint, dass sich der Österreicher sportlich nicht vom Hickhack beeinflussen lässt.

Als Dejan Ljubicic im August 2023 zum VfL Wolfsburg wechseln wollte, war die Aufregung beim 1. FC Köln seinerzeit groß. Der österreichische Mittelfeldspieler hatte zuvor eine starke Erstliga-Saison unter Trainer und Förderer Steffen Baumgart gespielt, hatte trotz einer zwischenzeitlichen Zwangspause aufgrund eines Innenbandrisses im Knie acht Treffer in 33 Pflichtspielen erzielt und zudem mit 25 Jahren einen enormen Markt. Zehn Millionen Ablöse für den FC standen damals im Raum, doch Baumgart wollte seinen Schlüsselspieler halten und Sport-Geschäftsführer Christian Keller legte deutlich sein Wechsel-Veto ein.

Ende April 2025 steht mal wieder ein Abgang von Ljubicic zur Disposition. Der mittlerweile 27-jährige Spieler, dessen Vertrag Ende Juni ausläuft, ist jetzt ablösefrei, der FC konnte ihn bis dato nicht von einer Verlängerung überzeugen. Doch die Reaktion vieler Fans und der Öffentlichkeit fällt jetzt anders aus: Ein Schulterzucken ist eher zu vernehmen nach dem Motto: „Ist dann halt so.“

Das hat auch damit zu tun, dass sich Ljubicic nicht so weiterentwickelt hat wie erhofft, bis dato eine sehr mäßige Saison spielt und die wiederholten Nebengeräusche um ihn stören. Das Missliche für den FC: Im Gegensatz zu damals würde er finanziell komplett leer ausgehen. Wieder einmal...

1. FC Köln: Ljubicic gibt Union einen Korb und flirtet mit Zagreb

Ljubicic' Wechsel-Posse. Vor wenigen Tagen noch, so hieß es, hatte er unmittelbar vor einem Transfer zum 1. FC Union Berlin gestanden, der von Baumgart trainiert wird. Nach Informationen dieser Zeitung waren sich Union und Ljubicic mündlich auch einig. Doch Anfang der Woche soll Unions Sport-Geschäftsführer Horst Heldt, ebenfalls ein Ex-Kölner, aus heiterem Himmel einen Anruf eines Interessenvertreters von Ljubicic erhalten haben. Grober Inhalt: Kommando retour, kein Medizincheck bei Union, Wechsel geplatzt, Ljubicic möchte vielmehr eine andere Offerte annehmen. Die, so berichtete „Bild“, kam von Dinamo Zagreb. Der Deal, so heißt es, soll so gut wie durch sein. Beim Abo-Teilnehmer am Europapokal soll Ljubicic zum Top-Verdiener werden und für vier Jahre unterschreiben.

Oder doch nicht? Der FC, so erfuhr diese Zeitung, hat Ljubicic schon vor einigen Wochen ein Angebot zur Vertragsverlängerung gemacht und soll sich dabei finanziell auch ordentlich gestreckt haben. Noch habe Ljubicic dem FC bislang auch nicht mitgeteilt, dass er eine andere Herausforderung suche, entgegnete am Freitag Thomas Kessler, der Leiter der Kölner Lizenzspielerabteilung. Auf konkrete Nachfragen zu dessen Zukunft ging Kessler nicht ein. Man sei mit Ljubicic im „offenen Austausch. Er hat klar kommuniziert, dass er sich in einer Top-5-Liga sieht. Das ist nicht die 2. Bundesliga, sondern die Bundesliga.“ Eine Top-5-Liga ist die erste kroatische Liga 1. HNL ganz gewiss nicht.

Auch der FC hat einen Verbleib von Ljubicic noch nicht ganz aufgegeben

Doch viel spricht dafür, dass Ljubicic diesmal doch geht. Und wenn sein neues Ziel tatsächlich Zagreb heißt, dürfte das auch mit seinem Umfeld zu tun haben, von dem sich der neunfache Nationalspieler Österreichs beeinflussen lassen soll. Ljubicic hatte in den vergangenen knapp zwei Jahren ein wahres Berater-Hopping betrieben und gleich vier Mal den Agenten gewechselt. Sollte es für den Österreicher mit bosnisch-kroatischen Wurzeln nach Zagreb gehen, könnte einiges dafür sprechen, dass auch sein Bruder Robert, der von 2022 bis 2024 für Dinamo spielte, und Berater Andy Bara, der beim kroatischen Rekordmeister ein- und ausgeht, eine Rolle spielen. Mit Bara übrigens hatte der FC im Zuge der Transfer-Posse um Jaka Cuber Potocnik seine Erfahrungen gemacht – auch vor dem CAS.

Gerhard Struber, sein Trainer in Köln, versicherte am Donnerstag, dass sich Ljubicic vom Hickhack angeblich nicht beeinflussen lasse. „Ich erlebe ihn sehr professionell. Ich habe nicht das Gefühl, dass sich Dejo durch irgendwelche Berichte ablenken lässt. Er will im Endspurt alles unter Beweis stellen.“ Vielleicht beim kommenden Spiel am Sonntag (13.30 Uhr) in Hannover. Denn Ljubicic hat seine Fußschmerzen, die ihn zuletzt geplagt hatten, überwunden und wird dem Kader angehören.