Erst mit 18 kam Mathias Olesen zum 1. FC Köln, doch obwohl er nicht als Ausnahmetalent galt, gelang ihm der Sprung in die Bundesliga.
FC-EntdeckungMathias Olesen, ein Meister der Anpassung
Es gibt Menschen am Geißbockheim, für die liegt eine der größten Stärken des Mittelfeldspielers Mathias Olesen gerade in dem Umstand, über keine herausragenden Stärken zu verfügen. Dass Olesen erst als 18-Jähriger zum 1. FC Köln kam, nachdem er zuvor ausschließlich in Amateurklubs gespielt hatte, unterstreicht den Eindruck: Dem mittlerweile 21-Jährigen wurde nicht bereits in früher Kindheit tagein, tagaus eingetrichtert, er sei der kommende Superstar. Womöglich hat er es gerade deshalb bis in die Bundesliga geschafft. „Ich war nie einer der Besten, das hat mir geholfen“, stellt Olesen fest. Er habe nie „die ganz großen Ansprüche formuliert und stattdessen hart gearbeitet“.
Olesen offenbarte die Qualität, sich wechselnden Anforderungen anzupassen
Es war eine stete Entwicklung. Wenn neue Anforderungen gestellt wurden, passte er sich an. Er war nie der Erste, der die Messlatte überquerte. Aber er schaffte es zuverlässig drüber. Vor einem Jahr holte ihn Steffen Baumgart in den Profikader, im März debütierte Olesen beim 1:1 gegen Borussia Dortmund. Erst mit diesem Einsatz war ihm klar, dass er tatsächlich das Zeug zum Profi hatte. „Da habe ich gedacht: Jetzt bist zu drin“, beschreibt er.
Olesen startete aussichtsreich in die Saison. Gegen Fehérvár kam er zu seinem internationalen Debüt, am Wochenende darauf stand er beim 1:1 gegen Frankfurt 75 Minuten lang auf dem Platz. Dann aber erlitt er eine Sprunggelenksverletzung im so folgenschweren Spiel gegen den VfB Stuttgart, in dem sich auch Jeff Chabot schwer verletzte. Anschließend wurde es schwer für Olesen. „Wir hatten so viele Spiele, fast immer nur Abschluss- oder Regenerationstraining. Da war es für mich nicht leicht, mich wieder in Form zu bringen. Aber jetzt fühle ich mich wieder fit“, erklärt er.
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Die harte Arbeit der vergangenen Tage passt gut in seinen Plan. „Es ist anstrengend, wir machen viele Läufe und sehr lange Einheiten. Aber das tut uns gut. Das haben wir auch am Wochenende gegen Hamburg gesehen, als wir vier Tore gemacht haben“, sagt er lächelnd und seufzt: „Der freie Montag war jetzt allerdings sehr wichtig. Ich war am Ende.“
Bis zu seinem Debüt bei den Profis plante Olesen mehrgleisig. In seiner Zeit im Kölner Regionalliga-Team begann er ein Fernstudium, Business Management. Das passte zu seiner Herkunft: Zwar wurde er in Kopenhagen geboren. Doch als er sechs Jahre alt war, zog er mit den Eltern nach Luxemburg, wo sein Vater eine Stelle in der Investmentbranche gefunden hatte. Der Fußball galt im Hause Olesen nie als das Ziel allen Strebens. „Meine Eltern haben immer gesagt, dass die Schule wichtig ist“, sagt er. Als es dann jedoch so überraschend gut lief beim 1. FC Köln, im vergangenen Januar unterschrieb Olesen einen Profivertrag bis Juni 2024 in Köln, unterbrach er das Studium, um bereit zu sein für die sportlichen Herausforderungen. Doch in diesem Februar will er das Studium wieder aufnehmen.
Derzeit gibt es allerdings wenig Anlass für Olesen, sich um seinen Status als Berufsfußballer zu sorgen. Steffen Baumgart hält große Stücke auf den Nachwuchsmann, setzte ihn bislang im defensiven Mittelfeld ein, aber auch auf der zentralen Offensivposition. „Der Trainer hat mir die Chance gegeben, in der Bundesliga zu spielen, deswegen war er sehr wichtig für meine Entwicklung“, sagt Olesen, der keine Lieblingsposition nennen will: „Wo der Trainer mich sieht, spiele ich auch gern“, sagt er.
FC-Spieler dilettieren fröhlich am Kopfballpendel
Mit Einsätzen in der Innenverteidigung dürfte es aber wohl zunächst nichts werden für Olesen beim FC. Zwar spielte er in der Jugend und für Luxemburgs A-Nationalmannschaft bereits in der Abwehrkette. Doch offenbarte Olesen am Mittwochmorgen auf dem Trainingsplatz teils haarsträubende Defizite im Kopfballspiel – und reagierte mit der für ihn so typischen Lernkurve: Neuerdings verfügt der 1. FC Köln am Geißbockheim wieder über ein Kopfballpendel. Am Mittwoch testete Olesen seine Fähigkeiten – und stellte sich zunächst derart ungeschickt an, dass sein Trainer alle Zurückhaltung fahren ließ, selbst zur Tat schritt und ein paar Bälle mit dem Kopf wuchtete.
Und siehe da: Mit jeder Runde wurde auch Olesen besser, sodass er nach der Einheit herzlich lachen konnte über seine Unzulänglichkeiten beim Start. „Das war mein erstes Mal heute, da hat das Timing ein paarmal nicht gepasst. Da muss ich wohl noch ein bisschen trainieren“, sagte er fröhlich.
Indem er sich für Einsätze in der luxemburgischen A-Nationalmannschaft entschied, gab er nach menschlichem Ermessen alle Aussichten auf, je an einer WM teilzunehmen. Der aktuell 92. der Fifa-Weltrangliste zählt zu den traditionellen Außenseitern der Fußballwelt. In der vergangenen Saison der Nations League schlug sich die Mannschaft jedoch achtbar und beendete die Gruppe nur zwei Punkte hinter der Türkei auf Rang zwei, vor Färöer und Litauen. Wirklich Prügel hat Olesen mit Luxemburg noch nicht einstecken müssen.
Selbstverständlich wäre Olesen auch für Dänemark spielberechtigt gewesen. Doch sagte man ihm nach vorsichtigen Kontakten zur dänischen U-19-Nationalmannschaft, dass es nicht reichen würde für den Schritt zur U21 – womöglich eine etwas vorschnelle Entscheidung angesichts Olesens Fähigkeit, den jeweils nächsten Schritt zu tun.