Aus der in dieser Saison herausragenden A-Jugend des 1. FC Köln drängen weitere Stürmer nach. Damion Downs und Justin Diehl gehören dazu und wollen sich Trainer Baumgart anbieten.
1. FC KölnTalente aus herausragender A-Jugend hoffen auf Durchbruch unter Baumgart
Die größte Not im Angriff des 1. FC Köln ist vorerst behoben, Davie Selke kam zwar nicht als Sehnsuchtsspieler der FC-Fans von Hertha BSC ans Geißbockheim. Doch hat der 27-Jährige in seiner Laufbahn bereits mehr als 200 Bundesligaspiele als Mittelstürmer absolviert, kein Profi im Kölner Kader kommt dem auch nur nahe.
Der FC hat nach Anthony Modestes Abschied und den Verletzungen der Stürmer Sebastian Andersson (31) und Florian Dietz (24) also eine Planstelle neu besetzt, Selke ist der robuste und athletisch starke Spieler, den sich Steffen Baumgart gewünscht hat.
Baumgart (51) ist ein Trainer, der Spieler stärkt; Dietz und Steffen Tigges etwa erlebten zuletzt die Unterstützung ihres Trainers, auch der junge Denis Huseinbasic (21) wurde innerhalb kurzer Zeit vom Regionalliga- zum Erstligaspieler. Und dass Modeste in der vergangenen Saison aus dem Nichts zurück zu alter Klasse fand, hatte er vor allem dem Kölner Coach zu verdanken – das sieht man nun an Modestes Ausbeute bei Borussia Dortmund.
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Baumgarts besondere Bedürfnisse
Diese Förderung bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, dass der 1. FC Köln einen Teenager nach dem anderen zum Bundesliga-Debüt führt. Das liegt an Baumgarts Spielweise, die größte Robustheit und maximale Fitness verlangt. Und es liegt an der Verantwortung, die jeder Einzelne für den Gesamterfolg trägt. Denn wer im Kölner Solidaritätsfußball nicht konsequent den Plan verfolgt, kann leicht das gesamte Spiel zum Einsturz bringen.
Daher ist es dem Kölner Trainer wichtig, den Nachwuchs zunächst auf dem Trainingsplatz zu beobachten. In diesen Tagen der Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte lässt Baumgart fünf Spieler aus der Jugend bei den Profis mitmachen. Allesamt stammen sie aus der so herausragenden U-19-Mannschaft von Trainer Stefan Ruthenbeck (50), die derzeit die Tabelle der U-19-Bundesliga anführt und im Halbfinale des DFB-Pokals steht.
Justin Diehl trifft gegen den Hamburger SV
Baumgart möchte übergroßen Druck auf die Talente vermeiden, auch deshalb war ihm wichtig, in Davie Selke einen Mann mit Erfahrung zu verpflichten. „Es gibt viele interessante Jungs im Nachwuchs, aber ich würde verneinen, dass sie schon jetzt eine Verstärkung für die Lizenzmannschaft sein könnten“, sagte Baumgart beim Trainingsauftakt am 8. Dezember: „Es sind Spieler, die wir nach und nach heranführen und mittrainieren lassen. Aber wir werden keinem U-19-Spieler die Bürde aufsetzen, Spieler aus dem Profikader ersetzen zu müssen.“
Justin Diehl schaffte es am vergangenen Samstag im Test gegen den Hamburger SV (4:0), auf sich aufmerksam zu machen. Der Stürmer, mittlerweile 18 Jahre alt, war im vergangenen Jahr viele Monate verletzt. Doch zuletzt war er dauerhaft gesund. Zwar verletzte er sich im Spiel mit der deutschen U-19-Nationalmannschaft gegen Spanien und verpasste in der Folge auch die USA-Reise mit den FC-Profis, für die er vorgesehen war. Doch neun Tore in 13 Pflichtspielen dieser Saison bedeuten eine gute Ausbeute für den Deutsch-Ghanaer, der seit der U8 beim FC spielt.
Diehls Vertrag in Köln läuft allerdings im Sommer aus, und es ist offen, ob er dem FC erhalten bleibt. Diehl lässt sich von der Agentur Rogon beraten, der Branchenriese hat viel in den Stürmer investiert und könnte das Ziel verfolgen, seinen Klienten bald an einen Verein zu vermitteln, bei dem finanziell mehr zu holen ist als am Geißbockheim. Steffen Baumgart sieht die Lage entspannt: „Justin ist ein außergewöhnliches Talent. Wenn er den Weg mit uns gehen will, freuen wir uns“, sagte der Trainer unlängst dem „Express“.
Der Klub scheint keinen nächsten Fall Florian Wirtz zu befürchten. Der Ausnahmespieler verließ die Kölner in Folge des Chaosjahres 2019 im Januar 2020 in Richtung Bayer 04 Leverkusen, neun Jahre war er zuvor beim FC ausgebildet worden. Doch Diehl ist kein Wirtz, außerdem präsentiert sich der 1. FC Köln derzeit als wohlstrukturiertes Gebilde. Was 2020 passierte, scheint derzeit nicht möglich. Sollte Diehl gehen, wird es bessere Erklärungen dafür geben als damals bei Florian Wirtz.
Außerdem gibt es weitere Großtalente in der Kölner Offensive. Neben dem 17-jährigen Slowenen Jaka Cuber Potocnik, der bislang in der A-Jugend auf bemerkenswerte neun Pflichtspieltreffer in zwölf Einsätzen kommt, drängt ein weiterer Offensivmann ins Zentrum des Interesses: Damion Downs, in Werneck in Unterfranken geborener Sohn einer Deutschen und eines US-Amerikaners, wurde zuletzt von einer Meniskusverletzung gebremst.
Dabei war der 1,92 Meter große Mittelstürmer mit vier Toren und fünf Vorlagen in den ersten fünf Saisonspielen überragend in die Saison gestartet. Hätte sich Downs im Oktober nicht verletzt – er wäre wohl längst auf seine ersten Berufungen und wohl auch Einsätze bei den Profis gekommen. Eigentlich sollte Downs bereits zum Jahresbeginn ins Mannschaftstraining zurückkehren. Doch will man nichts überstürzen, obwohl die Verletzung soweit ausgeheilt ist.
Im vergangenen April nahm der abschlussstarke und trotz seiner Größe enorm schnelle Angreifer bereits an einem Lehrgang der U-20-Nationalmannschaft der USA in Kalifornien teil. Zuvor hatte Downs gleich im ersten Spiel mit den FC-Profis drei Treffer beim 8:1-Testspielsieg gegen den Siegburger SV erzielt.
Auch zur deutschen U-19-Auswahl war er zuletzt eingeladen, musste aber wegen seiner Verletzung absagen. Downs’ Vertrag beim FC läuft zwar ebenfalls im Sommer 2023 aus. Doch droht zunächst kein Abschied des 18-Jährigen, den die Kölner vor zwei Jahren für eine sechsstellige Ablösesumme aus Ingolstadt verpflichteten. Zwar gibt es Interesse anderer Klubs an Downs. Doch gilt der 1. FC Köln derzeit als ein Erstligist, der hoch veranlagten Mittelstürmern beste Möglichkeiten verheißt. Davie Selkes Ankunft hat daran wenig geändert, im Gegenteil.