Damions Downs schießt den 1. FC Köln in der Nachspielzeit zum 1:0-Sieg über Fürth; Trainer Struber lobt die Beharrlichkeit seiner Mannschaft.
FC gewinnt 1:0 gegen FürthSpäter Gefühlsausbruch in Müngersdorf
Der emotionale Abschluss des Nachmittags war hart erarbeitet. Erst in der vierten Minute der Nachspielzeit hatte Damion Downs den 1. FC Köln nach einer Ecke zum 1:0 (0:0)-Sieg über die SpVgg Greuther Fürth geköpft und damit für späte Freude in Müngersdorf gesorgt. Nach dem Schlusspfiff ließen sich die Kölner Profis ihre Kinder reichen und begaben sich auf eine Ehrenrunde, freundlich beklatscht von den knapp 50.000 Zuschauern im Stadion. Wer nicht vertraut ist mit den Begebenheiten in Müngersdorf, der durfte sich wundern, ob der FC hier gerade den Aufstieg gesichert hatte. Doch das fragt nur, wer noch keinen Aufstieg mit dem FC erlebt hat. Dann haben die FC-Profis jedenfalls sehr viel mehr Gesellschaft auf dem Rasen.
Lange Zeit hatte wenig auf die umfassende Versöhnung hingedeutet. Die Kölner hatten sich die Zähne ausgebissen am destruktiven Gegner, der nach schweren Wochen einen allzu einseitigen Plan entworfen hatte, um irgendwie davonzukommen. Das hatte zeitweise ordentlich funktioniert, und es hätte nicht viel gefehlt, und die Franken wären nach sieben Minuten in Führung gegangen. Noll im Fürther Tor hatte einen Pass über 70 Meter durchs Zentrum gespielt und damit die komplette Kölner Defensive ausgehebelt, was nicht geschehen sollte. Doch Marvin Schwäbe hatte seine bekannte Qualität im direkten Duell gezeigt und überragend pariert. Nach einem weiteren Stellungsfehler der Kölner Abwehr hatte sich den Fürthern wenig später eine weitere Gelegenheit zur Führung geboten, was den Tag weiter erschwert hätte.
Denn auch ohne Rückstand hatten die Kölner ausreichend Probleme gehabt mit einem Gegner, der nach Ansicht ihres Trainers „von Anfang an den Bus geparkt hat“, wie Gerhard Struber beschrieb. Fürth versammelte Massen an Personal am eigenen Strafraum und zwang die Kölner so, riskante Pässe in Serie zu spielen, was die Ballverlustquote in ungewohnte Höhen trieb.
Müngersdorf raunte genervt vor sich hin, während der FC auf dem „katastrophalen Rasen“ (Jan Thielmann) Pass an Pass reihte und doch kaum voran kam. 708:277 Pässe und 23:3 Schüsse verzeichneten die Zahlenmenschen nach 90 Minuten, und dennoch stand es noch 0:0. Dann erspielten sich die Kölner vier Ecken in der Nachspielzeit – die vierte erreichte dann Damion Downs, den kurz zuvor eingewechselten Mittelstürmer.
Der 20-Jährige hatte wegen einer Erkrankung seinen Stammplatz zuletzt verloren, ist nun aber wieder gesund und berichtete mit nach wie vor verstopfter Nase von seinem großen Moment: Der Trainer habe ihm angekündigt, dass er noch diese eine Chance haben werde. „Dann musst du da sein“, habe Struber gesagt. Und tatsächlich: Noll sprang unter dem letzten Eckball des Tages hindurch, „dann war es nicht mehr so schwierig“, sagte der U-20-Nationalspieler nach seinem fünften Saisontor.
Struber hatte nicht nur mit seiner Ankündigung an Downs recht behalten. Insgesamt hatte den Österreicher wenig überrascht an diesem Spiel. Man habe gewusst, dass es ein Partie sein würde, „die spät entschieden wird. Dafür braucht man einen langen Atem, und den haben meine Jungs heute unter Beweis gestellt. Wir haben uns fleißig immer wieder in Position gebracht, um die Mauer ins Bröckeln zu bringen“, erläuterte Struber. Dass es letztlich über einen Standard in der Nachspielzeit hatte gehen müsse, sei ebenfalls Teil der Planung gewesen. „Wenn der Gegner so tief steht, ist es schwierig, etwas zu kreieren“, sagte Downs: „Dann muss man über den Standard kommen und auch mal etwas Glück haben.“
Drei Pflichtspielsiege in Folge haben die Kölner nach den Pleiten gegen Darmstadt (1:5) und Paderborn (1:2) nun eingespielt, dreimal blieben sie dabei ohne Gegentor. Nach den Quoten der ersten Saisonphase ist das eine bemerkenswerte Verbesserung, die allerdings zum Teil auf Kosten der Offensive gegangen ist. Das zeigte sich am Samstag, wenngleich die Kölner ihr System erneut angepasst hatten: Anders als im Pokal gegen den Bundesligisten Kiel oder auswärts bei Hertha BSC spielten sie gegen extrem tief erwartete Fürther mit nur einem defensiven Mann vor der Fünferkette und versuchten, Denis Huseinbasic verstärkt in der Offensive einzubinden.
Auf dem Papier spielten die Kölner also wie zu Saisonbeginn im 4-2-2-2-System mit sechs Verteidigern, hielten aber trotz zweier Wackler die Null, was Struber auf „ein super Pressing und eine richtig gut ausbalancierte Gruppe“ zurückführte. Nun heiße es „dranbleiben, denn es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir hier gegen einen tiefen Block spielen“, mahnte der 47-Jährige.
Elfmeterpfiff gegen Martel bleibt aus
Abgesehen vom späten Siegtreffer benötigte der FC ein weiteres Mal Glück. Als Futkeu in der 55. Minute im Kölner Strafraum zu Boden ging, hatte er zuvor aber schon zu viele theatralische Aktionen geliefert, um den Schiedsrichter noch für sich einnehmen zu können. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich allerdings, dass Eric Martel den Fürther Stürmer durchaus am Fuß getroffen hatte. Derartige Strafstöße sind schon oft genug gepfiffen worden.
Vor der letzten Länderspielpause des Jahres zog Struber ein versöhnliches Zwischenfazit. Man sei nun „voll angekommen in der Liga“, sagte er und hielt fest: „Wir sehen, wie eng alles ist. Wir müssen jedes Spiel extrem auf ein Podest stellen.“
1. FC Köln: Schwäbe - Pauli (84. Kainz), Hübers, Heintz - Thielmann (58. Waldschmidt), Martel, Huseinbasic, Pacarada (68. Finkgräfe) - Ljubicic, Maina - Lemperle (84. Downs); Fürth: Noll - Meyerhöfer, Michalski, M. Dietz - Asta (75. G. Jung), Bansé, Green, Gießelmann (82. Münz) - Hrgota, Massimo (82. Srbeny), Futkeu (64. Motika); Schiedsrichter: Schlager (Rastatt); Zuschauer: 49.600; Tore: 1:0 Downs (90.+4).