Zuletzt hatte Steffen Baumgart den Kapitän des 1. FC Köln auf unterschiedlichen Positionen spielen lassen, nun soll Florian Kainz wieder überwiegen links vorn auflaufen.
FC-Kapitän Florian KainzAuf alter Position zurück zu alter Stärke
Am Dienstag wird Timo Schultz seine Mannschaft zum ersten Training der neuen Woche zusammenrufen und die Vorbereitung auf die Partie am Samstag (15.30 Uhr, Rhein-Energie-Stadion) gegen den 1. FC Heidenheim beginnen. Zum Abschluss der Hinrunde soll ein Sieg her, um ein Ausrufezeichen im Kampf um den Verbleib in der ersten Liga zu setzen. Allerdings treffen die Kölner auf einen formstarken Gegner. Schon 20 Punkte hat Heidenheim gesammelt und damit doppelt so viele wie der FC. Nach den Eindrücken des Tests gegen Rot-Weiss Essen (4:4) bleibt Schultz nur wenig Zeit für viel Arbeit.
Doch ist Schultz nicht nach Köln gekommen, um Wunder zu wirken. Tatsächlich steht der FC trotz einer zeitweise grauenhaften Hinserie noch halbwegs ordentlich da. Rang 15 und damit die direkte Rettung ist nur drei Punkte entfernt. Köln braucht keine Leistungsexplosion, um drei Mannschaften hinter sich zu lassen. Womöglich genügen schon ein paar Prozente.
Schultz versucht es mit einem Bekenntnis zum Positiven
Steffen Baumgart hatte zuletzt die Fähigkeit verloren, das Positive zu betonen. Schultz verhielt sich in dieser Hinsicht vorbildlich, als er nach dem zeitweise dramatischen Test beim Drittligisten anmerkte, seine Mannschaft habe immerhin vier Tore erzielt. Das war ein Anfang, eine weitere Maßnahme soll sein, den Kapitän zu stützen. Florian Kainz, Kölns bester Vorlagengeber der vergangenen Saison, wird künftig wieder auf seiner Stammposition auf der linken Offensivseite zum Einsatz kommen. Der Österreicher war in seinen 16 Einsätzen dieser Hinrunde ein Opfer seiner Vielseitigkeit geworden – und der zunehmenden Verzweiflung seines Trainers. In der Schlussphase der vergangenen Spielzeit hatte Kainz bereits als zentraler Offensivspieler ausgeholfen und diese Aufgabe nicht schlecht erfüllt. Neunmal spielte Kainz zum Saison-Ende auf der Zehn, dabei gelangen ihm vier seiner zehn Torvorlagen sowie ein Elfmetertreffer in Hoffenheim.
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In dieser Saison spielte der 31-Jährige erneut siebenmal im zentralen offensiven Mittelfeld, musste allerdings auch vier Partien vor der Abwehr absolvieren. Kainz erledigte seine Aufgaben auch weiter hinten stets ordentlich, wenngleich der Eindruck blieb, dass er keinen besonderen Mehrwert bot gegenüber den eigentlich für diese Positionen vorgesehenen Spielern des Kölner Kaders. Stattdessen fehlte er weiter vorn, wo Köln einen konfusen Offensiv-Auftritt nach dem anderen hinlegte. Mit zehn Toren aus den ersten 16 Saisonspielen stellt der FC die schwächste Offensive der Liga.
Gerade der Job als Ballschlepper vor der Abwehr lag dem Österreicher nicht, zumal die Kölner mit fortschreitender Krise begannen, verstärkt auf lange Bälle zu setzen, die dann zuverlässig über Kainz hinwegflogen. Kainz’ Einfluss auf die Offensive des FC wurde zuletzt immer geringer, in dieser Saison gibt er bislang durchschnittlich weniger als halb so viele Torschüsse pro Partie ab als im Vorjahr.
Timo Schultz tut gut daran, die Ideen seines Vorgängers nicht zu verdammen. Dennoch positionierte sich der neue Coach deutlich, als er am Samstag auf die neue, alte Rolle seines Spielführers angesprochen wurde. „Ich reduziere Spieler nicht auf eine Position“, erklärte Schultz zwar, legte sich dann aber weitgehend fest: „Grundsätzlich sehe ich ihn eher offensiv und dann im linken offensiven Raum.“
Im Winter 2019 kam der österreichische Nationalspieler von Werder Bremen zum FC und war gleich am Wiederaufstieg beteiligt. Nun geht Kainz mit dem FC in die fünfte Bundesliga-Rückrunde nacheinander, und es ist nicht seine schwierigste: In der Saison 2020/21 fiel er nach einer während der Sommervorbereitung erlittenen Knieverletzung lange aus und kehrte erst im Saisonfinale zurück, als Friedhelm Funkel die Kölner in die Relegation rettete. Beim 5:1 im Rückspiel in Kiel steuerte er zwei Vorlagen bei. „Florian hat seine größten Stärken, wenn er von links nach innen ziehen kann“, stellte Schultz am Samstag in Essen fest. Er habe „viele gute Aktionen“ des Österreichers gesehen, befand der Coach auffallend freundlich.
Steffen Baumgart hatte eine Formation gesucht, in der möglichst viele seiner wenigen Potenzialspieler auf dem Platz stehen. Im Willen, etwa Linton Maina aufzubieten, um dem stets auffälligen, aber oft glücklosen Angreifer endlich zum Bundesliga-Durchbruch zu verhelfen, hatte der Trainer Kainz dann derart häufig verschoben, bis der seine Form verloren hatte.
Diese Entwicklung will Schultz nun umkehren. Bereits am Samstag gegen Heidenheim wird sich zeigen, wie weit der neue Trainer damit schon gekommen ist.