Köln – Attacken auf die Stadt wegen des stockenden Geißbockheim-Ausbaus, eine mit überwältigender Mehrheit durchgewunkene Satzungsänderung, die vorsieht, dass Anteilsverkäufe an Investoren ab dem ersten Prozent der Zustimmung der Mitglieder bedürfen und ein neu gewählter Mitgliederrat, in dem erstmals alle 15 Plätze besetzt sind: Der 1. FC Köln hat am Samstag eine zwar ereignisreiche, aber ruhige Mitgliederversammlung erlebt.
Rund 500 Mitglieder in der Lanxess Arena und etwa 1500 an den Endgeräten bedeuteten allerdings eine bemerkenswert geringe Teilnahme, der Termin am Samstag stieß auf überraschend wenig Zustimmung. „Für den Aufwand und dafür, dass ein wichtiges Organ gewählt wird, hätte ich mir mehr Teilnahme gewünscht“, sagte Präsident Werner Wolf.
Zentrales Thema: Ausbau des Geißbockheims
Ein zentrales Thema war der Ausbau des Geißbockheims, der sich bereits über sieben Jahre zieht. Bei den Verantwortlichen des Klubs ist mittlerweile der Geduldsfaden gerissen, sie sprachen am Samstag davon, dass Versprechen der Politik nicht eingehalten worden seien und der Klub hingehalten werde. Präsident Werner Wolf griff die politischen Entscheidungsträger der Stadt an: „Lasst es mich ganz klar sagen: Der 1. FC Köln ist ein fester Teil dieser Stadt und will es auch bleiben. Aber will die Stadt das auch? Wir werden uns nicht aus unserer Heimatstadt vertreiben lassen. Dafür werden wir kämpfen.“
Die Planung für den Ausbau am Geißbockheim sei vom Stadtrat im Juni 2020 rechtskräftig verabschiedet worden. „Trotz der klaren Rechtslage haben wir in den vergangenen Monaten immer unsere Gesprächsbereitschaft gezeigt und waren sogar offen für alternative Standorte. Ende Oktober hat uns dann die Stadtverwaltung nach sieben Monaten Bearbeitungszeit vorgestellt, welche alternativen Flächen im Kölner Stadtgebiet für den FC verfügbar wären.“ Das Ergebnis sei ernüchternd gewesen. „Ganz eventuell wäre vielleicht am Rande des Großmarkt-Geländes in Marsdorf eine Restfläche verfügbar. Was übrig bleibt, reicht nur für die Sportplätze und eine Umkleide. Das Nachwuchsleistungszentrum müsste am Geißbockheim bleiben, das macht überhaupt keinen Sinn. Und in Marsdorf würde der ganze Planungs- und Genehmigungsprozess wieder bei Null anfangen.“
FC-Präsident Wolf appeliert an die Politik
Baubeginn könnte erst im Jahr 2029 oder 2030 sein. Marsdorf käme deshalb nicht in Frage. Weitere Vorschläge habe es nicht gegeben. „Die Stadt sagt also im Klartext: Es gibt in Köln keinen Platz für den 1. FC Köln. Keinen anderen Platz als das Geißbockheim“, wurde Wolf deutlich. Man habe kein Zeit zu verlieren, die Konkurrenz habe vorgelegt. Wolf appellierte an die Mitglieder: „Dafür werden wir Eure Unterstützung brauchen. Wenn über 111000 Mitglieder gemeinsam ihre Stimme erheben, werden wir gehört werden. Liebe Frau Reker, liebe Grüne, liebe CDU, liebe Volt: Es ist an der Zeit, ein Zeichen zu setzen und den Entscheidungen und den Worten Taten folgen zu lassen.“
Auch Geschäftsführer Alexander Wehrle übte massive Kritik an den politischen Entscheidungsträgern der Stadt. „Wir halten uns an alles, und was passiert? Nichts. Und nichts ist uns zu wenig. Es ist eine Grenze erreicht. Wir haben das Gefühl, der 1. FC Köln ist innerhalb der Stadtgrenzen nicht mehr erwünscht. An dieser Stelle gibt es kein »Weiter so«. Wir müssen lauter werden. Denn jetzt ist Schluss.“
Laut wurde es auch in der Arena, als Chefcoach Steffen Baumgart nach dem Abschlusstraining vor dem Heimspiel gegen Union Berlin (Sonntag, 17.30 Uhr) das Podium betrat. Mit viel Applaus und stehenden Ovationen wurde Baumgart empfangen und richtete ein paar Worte an die Mitglieder. „Alle Gremien waren einstimmig überzeugt davon, dass Steffen Baumgart der richtige Trainer für den FC ist. Wir durften erleben, wie er alle Erwartungen übertroffen hat. Das misst sich nicht nur in Punkten und im Spaß, den das Auftreten der Mannschaft macht“, lobte Vizepräsident Eckhard Sauren den früheren Stürmer.
Für den Mitgliederrat kandidierten 23 Mitglieder. Der Vorsitzende Ho-Yeon Kim verurteilte die Drohungen gegen Kandidaten, die sich zur Wahl stellten. „Das widerspricht allen Werten des 1. FC Köln.“ Gleichzeitig erklärte Kim allerdings, dass Untersuchungen ergeben hätten, dass im Vorfeld der Wahl keine Belege dafür gefunden worden waren, dass Daten aus dem FC widerrechtlich weitergegeben wurden.
Abstimmungen
Investoren: Die Mitglieder entscheiden zukünftig vom ersten Prozent an über Anteilsverkäufe. Dafür stimmten 92 Prozent der Mitglieder.
Vorschlagsrecht des Mitgliederrats: 91 Prozent lehnten einen Antrag ab, der vorsah, dem Mitgliederrat das Recht zu entziehen, den Vorstand zu nominieren.
Abgelehnt wurde auch ein ganzes Vorschlags-Paket von Mitgliederrat und Vorstand. Dadurch ändert sich weder etwas an den Möglichkeiten, Mitgliederbeiträge anzupassen. Ebenso wurde nicht beschlossen, den Gremienmitglieder grundsätzlich en bloc zu entlasten. Auch können sich weiterhin Mitglieder für den Mitgliederrat aufstellen lassen, die noch nicht länger als ein Jahr FC-Mitglied sind. (ksta)
FC-Gremium besteht erstmals aus 15 Mitgliedern
Die Veranstaltung fand nach insgesamt ruhigem Verlauf ein glückliches Ende: Erstmals in der Geschichte des Gremiums gelang es den Mitgliedern, alle 15 Plätze des Mitgliederrats zu besetzen. Von den acht Mitgliedern, die erneut angetreten waren, schaffte es alle auch in den neuen Mitgliederrat, der für drei Jahre gewählt ist: Walther Boecker, Josef Derkum, Fritz Guckuk, Frank Leifer, Fabian Schwab und Michael Trippel sowie die Vorsitzenden des Gremiums, Ho-Yeon Kim und Christian Hoheisel, schafften es erneut ins Gremium.
Neu ist Doublesieger Harald Konopka, der mit 81 Prozent Zustimmung das beste Ergebnis aller Kandidaten erzielte. Außerdem neu sind Susanne Metzler als einzige Frau, Frank Hauser, Johannes Hochstein, Robin Loew-Albrecht sowie Mario Valentino und Benjamin Vrijdaghs.