Köln – Alexander Wehrle hat am Samstag das Ergebnis des 1. FC Köln für das Geschäftsjahr 2020/21 vorgestellt. Der Geschäftsführer präsentierte auf der Mitgliederversammlung in der Lanxess-Arena einen gestiegenen Umsatz von 140,6 Millionen Euro (Vorjahr: 122,5 Millionen) sowie reduzierte Verluste von 3,9 Millionen Euro (nach zuvor 23,8 Millionen). Allerdings war dieses Ergebnis im Wesentlichen durch die Generierung von Sondererträgen möglich, wie der FC mitteilte.
Wehrles Zahlenwerk war geprägt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Kölner hatten beinahe die gesamte Saison vor leeren Rängen spielen müssen. Pro Geisterspiel entgingen dem FC Einnahmen von 2,1 Millionen Euro, weil ein Spiel ohne Zuschauer auch gewisse Einsparungen bedeutet, blieb pro Partie am Ende ein Minus von 1,8 Millionen. Zudem blieben Marketing- und Cateringeinnahmen aus dem Spielbetrieb aus. Hinzu kam ein Rabatt, den die Deutsche Fußball-Liga den übertragenden Fernsehsendern gewährte. Insgesamt verzeichneten die Kölner durch die Auswirkungen der Pandemie in der vergangenen Saison einen Umsatzverlust von 53 Millionen Euro, insgesamt hat Corona den Klub seit Beginn der Krise im März 2019 mehr als 70 Millionen Euro Umsatz gekostet. „Dennoch ist unsere Situation stabil", sagte Wehrle am Samstagmittag, obwohl er einräumte: „Niemand präsentiert gern solche Zahlen."
„Köln hält zusammen“
Weil drei Zeichner insgesamt 6 Millionen Euro in Genussrechte investierten, stieg das Kölner Eigenkapital trotz des Verlusts von 3,9 Millionen Euro von 14,8 auf 16,9 Millionen Euro. Da ihren Inhabern der Totalverlust droht und der 1. FC Köln nur Zinsen zahlt, wenn er ein positives Jahresergebnis vorlegt, gelten Genussrechte als Eigenkapital. Wehrle betonte die Hilfe, die der FC von vielen Seiten erfahren habe. Allein der Verzicht von Fans und Sponsoren auf Erstattungen belief sich auf „die stolze Summe von 8,6 Millionen Euro", wie Wehrle mitteilte, hinzu kam die Reduktion der Stadionpacht. „Köln hält zusammen“, kommentierte Wehrle, „diese Zahlen stehen auch für eine Haltung. Das macht uns ins Deutschland - in ganz Europa keiner so schnell nach."
Das allein hätte das Ergebnis jedoch bei weitem nicht gerettet. Neben der Ausgabe von Genussrechten behalfen sich die FC-Verantwortlichen mit zwei besonderen Maßnahmen. Zunächst ließen sie ich Sponsoring-Einnahmen der jetzigen Saison durch ihre Banken vorfinanzieren, diese so genannte Forfaitierung brachte dem Klub rund 16 Millionen Euro ein: Der FC gab also bereits künftige Sponsoring-Einnahmen aus und zahlt nun Zinsen darauf. Ein solcher Zug funktioniert nur, wenn der Verein nachhaltig vermarktet ist. Da kam es dem FC entgegen, dass es gelang, einen neuen Ausrüstervertrag (Hummel) abzuschließen sowie die Partnerschaften mit Rewe, Ford und der Rhein-Energie zu verlängern.
Einen weiteren Ertrag erzielte der FC, indem man die Rechte am Stadion-Catering für 20 Millionen Euro in ein Tochterunternehmen legte. 1,3 Millionen Euro jährlich schreibt der Klub nun über die nächsten 15 Jahre ab, das wird das Ergebnis auf Jahre hinaus belasten.
Investitionen werden verschoben
8,6 Millionen Euro Erlass von Fans und Sponsoren, 36 Millionen durch Forfaitierung und konzerninterne Umstrukturierung sowie ein zehnprozentiger Gehaltsverzicht von Profis, Trainerstab und Geschäftsführung: Der 1. FC Köln konnte zwar das handelsrechtliche Minus in Grenzen halten, allerdings auf Kosten eines Substanzverlusts, der den Verein in den nächsten Jahren begleiten und wohl auch in seiner Entwicklung bremsen wird, zumal der FC Zinsen und Gebühren für die Landesbürgschaft sowie die Kreditlinien bei den Hausbanken zahlt. Hohe Belastungen, während die Sponsoring-Einnahmen bereits ausgegeben sind – diese Bilanz schmerzt.
Zwar wiesen die Kölner in den vergangenen Jahren jeweils Gewinne aus und scheinen, sollte die Pandemie den Betrieb nicht noch einmal stoppen, halbwegs stabil dazustehen. Um allerdings nennenswert investieren zu können, etwa ins Zukunftskonzept „Matchplan“, braucht es signifikante Erlöse aus Spielerverkäufen. Weitere Möglichkeiten wären weitere Runden im DFB-Pokal, das Heimspiel in der dritten Runde gegen den HSV ist bereits eine große Hilfe. Zudem würde ein gutes Abschneiden in der Bundesliga helfen, schließlich steigen mit jedem Platz in der Abschlusstabelle auch die Einnahmen aus dem TV-Geld.
Ungeplant positive Zuschauerentwicklung
Für die laufende Saison planen die Kölner zunächst erneut mit einem negativen Ergebnis im einstelligen Millionenbereich, es wird also auch am Ende dieser Saison Eigenkapital übrig sein. Im Sommer 2020 hatten die Kölner angesichts der sich entspannenden Pandemiesituation zwar noch vergleichsweise konservativ geplant. Aber definitiv mit Zuschauern: Vier Geisterspiele, neun Partien mit 20-prozentiger Auslastung des Stadions sowie die letzten vier Spiele im Frühjahr bei Volllast. Dass es schließlich 17 Spiele ohne Publikum wurden, verschärfte die Lage und machte die unterschiedlichen Maßnahmen nötig. Wehrle lobte noch einmal die Kölner Spieler: Der FC ist einer von vier Bundesligisten, der bei seine Profis zum Gehaltsverzicht bewegen konnte.
In dieser Saison plante der FC mit zunächst 10.000 und ab dem fünften Spieltag mit 25.000 Zuschauern. Erst in den acht Heimspielen nach dem Jahreswechsel rechnete man mit voller Auslastung. Die Realität stellte sich anders dar: Nach 16.500 Zuschauern zum Auftakt, zweimal 25.000 und einmal 40.000 Zuschauern darf der FC seit dem fünften Heimspiel voll auslasten und wird auch am Sonntag gegen Union Berlin vor ausverkauftem Haus spielen, was der finanziellen Lage hilft.