Der Routinier hatte eine problematische letzte Saison, nun war er jedoch wichtiger Bestandteil der Kölner Mannschaft, die zweimal nacheinander zu null gewonnen hat.
„Der Mann mit dem Zauberfuß!“FC-Profi Dominique Heintz hat seine Chance genutzt
Der 1. FC Köln hat nach dem Spiel in Berlin den Bus zurück in die Heimat genommen, die Stimmung an Bord war hervorragend, berichtete Dominique Heintz am Mittwoch. „Ein Sieg ist immer gut, gerade vor so einer langen Heimreise“, sagte der Abwehrmann nach dem Training. Mehr als zwei Stunden hatten die FC-Profis auf dem Platz am Geißbockheim gearbeitet, nach zwei Pflichtspielen ohne Gegentor allerdings den Schwerpunkt vorerst verlagert. Es ging ums Spiel mit dem Ball. Die Dreier-Abwehrkette, die nun zweimal zum Einsatz kam und ursächlich gewesen sein dürfte für die jüngsten Erfolge, wurde nicht weiter thematisiert.
Die Systemdebatte hat die vergangenen Tage überlagert. Nach den Niederlagen gegen Darmstadt (1:5) und Paderborn (1:2) war es Zeit gewesen für Veränderungen. Neben dem Wechsel auf der Torwartposition vom talentierten Jonas Urbig zum erfahrenen Marvin Schwäbe hatte Trainer Gerhard Struber die Formation verändert. Doch hört man Heintz zu, ging es da vor allem um den grundsätzlichen Effekt, den Veränderungen mitbringen. „Das Entscheidende ist, dass wir eine super Energie auf dem Platz haben und einander pushen. Dass der Nächste da ist, wenn einer einen Fehler macht. Dass wir uns gegenseitig hochziehen. Das ist das Entscheidende im Fußball“, beschrieb der Verteidiger.
Die Aufstellung mit drei Innenverteidigern hat das Kölner Spiel zur Ruhe kommen lassen, Heintz als erfahrener Spieler hat einen bemerkenswerten Beitrag dazu geleistet – mit dem vorläufigen Höhepunkt, als er in Berlin Tim Lemperles Treffer zum 1:0 mit perfektem Pass auflegte. „Der Mann mit dem linken Zauberfuß!“, rief Eric Martel am Mittwoch im Vorbeigehen in Richtung seines Kollegen, als der im Gespräch mit den Reportern ein weiteres Mal beschreiben sollte, wie er das gemacht habe. Der auf den ersten Blick so kantige Pfälzer hat tatsächlich Stärken mit dem Ball am Fuß, wenngleich er bislang nicht unbedingt für magische Fähigkeiten bekannt war.
Zumindest die Abwehr ist nun deutlich erfahrener aufgestellt. Dem 19-Jährigen Julian Pauli jedenfalls dürfte es eine Hilfe sein, die renommierten Verteidiger Heintz sowie Kapitän Timo Hübers (28) an seiner Seite zu wissen, links spielt zudem Zweitliga-Veteran Leart Pacarada. Heintz müht sich dennoch um Zurückhaltung. Die jüngste Krise ist nicht lange her, und man weiß nie, wann die nächste losbricht. „Ich versuche, meine Erfahrung und meine Qualität einzubringen. Wir haben noch viel Arbeit vor uns und wissen, wo wir stehen“, sagt er und hofft darauf, aus den jüngsten Erfahrungen Kraft geschöpft zu haben. „Es war eine schwierige Situation. Aber wir sind ruhig geblieben. Die Ergebnisse helfen jetzt: Wenn man etwas verändert und dann zweimal gewinnt, tut das jeder Mannschaft gut.“
Eine weitere Veränderung nahm die sportliche Leitung im Tor vor. Marvin Schwäbe (29) hat seinen Platz von Jonas Urbig (21) zurückerobert. Heintz sagte schon in Berlin, dass es für ihn keine Rolle spiele, welcher der zwei starken Kölner Torhüter hinter ihm stehe. Doch nahm er Anteil am Schicksal des jungen Kollegen, der nun auf der Bank sitzt – als 21-Jähriger, der zuvor stets einen Stammplatz hatte. Heintz weiß, wie das ist, wenn „du auf der Bank sitzt, obwohl du glaubst, dass du spielst“: In der vergangenen Saison stand er nur sechsmal in der Startelf und wurde dann überwiegend als Außenverteidiger eingesetzt, was allenfalls seine Nebenposition ist.
Dank Systemwechsels auf die Lieblingsposition
19-mal stand er im Kader, ohne eine Minute zu spielen. So gesehen ist der Wechsel zur Dreierkette, der ihm einen Platz in der Startelf auf seiner Lieblingsposition beschert, ein Anlass zur Freude. „Man spielt Fußball, um auf dem Platz zu stehen“, sagt er, sieht sich aber auch für seinen Trainingsfleiß belohnt und für die Fähigkeit, die Spannung zu halten. Denn wer sich im Training hängen lässt, wird nicht in der Lage sein, seine Chance zu nutzen, wenn sie dann doch kommt. Womöglich hat Heintz seinen Durchhaltequalitäten mehr zu verdanken als seinem Zauberfuß.
Am Samstag (13 Uhr/Rhein-Energie-Stadion) steht das nächste Ligaspiel an. Vor der Länderspielpause wäre ein Sieg über Fürth hilfreich, um den Abstand zur Aufstiegszone weiter zu verkürzen und die Stimmung zu stabilisieren. Allerdings blickt Heintz noch nicht allzu weit nach vorn, dafür ist die Saison noch zu weit entfernt von ihrer entscheidenden Phase. „Jeder kann jeden schlagen, daher müssen wir jetzt einfach weitermachen“, sagt Heintz, „über eine Serie mache ich mir keine großen Gedanken. Wenn wir unsere Qualität auf den Platz bringen, sind wir eine sehr gute Mannschaft.“