Die Profis des 1. FC Köln trainieren an Weiberfastnacht zwei Stunden, um auf die TSG Hoffenheim vorbereitet zu sein.
FC reist nach SpanienTimo Schultz findet einen Platz an der Sonne
Es ging wenig karnevalistisch zu am Donnerstag im Grüngürtel. Timo Schultz hatte seine Ankündigung wahr gemacht und die Profis des 1. FC Köln an Weiberfastnacht auf den Trainingsplatz bestellt. Für 13 Uhr, und es sollte zwei Stunden dauern, ehe der Trainer seine Spieler wieder in die Kabinen schickte. Zwei Stunden im Regen, vor dem Spiel am Sonntag (17.30 Uhr) in Hoffenheim wohl die richtige Wahl. Dem leicht überzogenen Zapfenstreich auf der FC-Sitzung im Maritim am Dienstag, als die Mannschaft angesichts der erst spät auftretenden Musikgrößen etwas Extrazeit herausgeholt hatte, war planungsgemäß der freie Mittwoch gefolgt.
Am Donnerstag nahm die Mannschaft dann wieder ihren Betrieb auf, doch FC-Talent Justin Diehl fehlte weiterhin. Der 19-jährige Angreifer hat seinen Infekt noch immer nicht überwunden und wird damit für die Partie im Kraichgau nicht zur Verfügung stehen. Abgesehen von Diehl fehlten am Donnerstag nur noch die Langzeitverletzten Davie Selke (Knochenverletzung im Fuß), Luca Waldschmidt (angebrochenes Wadenbein) und Mark Uth (Kniebeschwerden). Max Finkgräfe, der am Dienstag aus Gründen der Belastungssteuerung früher aus dem Training ausgestiegen war, nahm uneingeschränkt an der Einheit teil.
Von Donnerstag an werde „nur noch Fußball“ zählen, hatte Schultz am Rande der FC-Sitzung erklärt: „Da muss der Karneval hintanstehen. Aber das sehen die Jungs genauso.“ Steffen Baumgart hatte im Vorjahr die Feierlichkeiten rund um den Straßenkarneval rückblickend zu einem Problem erklärt. Die Kölner Mannschaft hatte sich im Karneval zahlreiche Corona-Infektionen eingehandelt und anschließend ihren Fokus verloren. „Letztes Jahr ist da sicherlich in dem einen oder anderen Bereich vielleicht nicht alles optimal abgelaufen. Aber noch mal, der Karneval gehört zu Köln. Und die Spieler sollen das auch genießen. Das ist Teil des Vereins“, sagte Schultz.
Christian Keller war am Donnerstag selbstverständlich ebenfalls am Geißbockheim und verfolgte die Einheit wie Thomas Kessler, der Leiter Lizenzspielbetrieb beim FC. „Das Wichtigste ist das Spiel in Hoffenheim“, hatte der FC-Geschäftsführer bereits am Dienstag angekündigt und eine „Feier mit angezogener Handbremse“ verordnet: „Die Situation ist unangemessen, um hier groß Party zu machen.“ Nach dem 2:0 gegen Frankfurt ist die Chance für die Kölner, im Abstiegskampf entscheidenden Boden gutzumachen, zu groß, um sie im Karneval aufs Spiel zu setzen.
Wie zuletzt regelmäßig arbeiteten die Profis auf Trainingsplatz 7 im hinteren Bereich des FC-Sportparks, wo im vergangenen Jahr zwei neue Plätze gebaut wurden. Der Rasen dort ist jeweils mit Kunstfasern verstärkt und ist trotz der andauernden Regenfälle der vergangenen Tage in bemerkenswertem Zustand. Die Rasenheizung trägt ebenfalls zum Gedeihen des Grüns bei, weshalb die Kölner unabhängig vom Wetter hervorragende Bedingungen haben.
Um den Jahreswechsel war der FC dann auch in Köln geblieben, statt wie in früheren Jahren in die Sonne zu reisen. Zwischen dem Trainingsauftakt am 2. Januar und dem ersten Pflichtspiel im neuen Jahr hatten nur elf Tage gelegen – zu wenig nach Ansicht der Verantwortlichen, um Zeit in An- und Abreise zu investieren. Abgesehen davon war den Kölnern dann ohnehin noch ein anderes Thema in die Quere gekommen. Denn nach der Trennung von Steffen Baumgart am 21. Dezember hatte sich die Suche nach einem Nachfolger gezogen. Erst am 4. Januar hatte Köln Timo Schultz präsentiert, da war dann keine Zeit mehr für einen Spontantrip.
Der wird nun nachgeholt. In der Länderspielpause im März werden die Kölner nach Spanien reisen. Wenn Julian Nagelsmanns Mannschaft für die Spiele in Lyon gegen Frankreich (23. März) und in Frankfurt gegen die Niederlande (26. März) zusammenkommt, wird der FC-Tross in der Provinz Alicante Quartier beziehen. Vom 18. bis zum 23. März wird zwar nicht übermäßig viel Zeit sein, zumal wegen der Fifa-Abstellungsphase zahlreiche FC-Profis mit ihren Nationalmannschaften unterwegs sein werden. Doch für Timo Schultz bedeutet die Maßnahme weitere Zeit, seine Spieler intensiver kennenzulernen.
Timo Schultz freut sich auf die Detailarbeit mit seinen Spielern
Der 46-Jährige gilt als großer Freund von Trainingslagerreisen. „Aus sportlicher Sicht bin ich als Trainer froh, wenn ich die Jungs mal komplett beisammenhabe, wir auch mal abends eine Besprechung machen oder etwas länger auf dem Platz oder im Kraftraum trainieren können. Von daher gibt es da schon die Möglichkeit, im technisch-taktischen Bereich den einen oder anderen Reiz zu setzen“, sagte er einmal, als er mit dem FC St. Pauli nach Spanien reiste. „Themen wie Schlaf, Ernährung und Ruhe sind im Trainingslager immer zu hundert Prozent gegeben. Darüber hinaus natürlich auch gerade im Winter der Vorteil mit dem Wetter, dass man da auch mal zwei oder drei Stunden auf dem Platz stehen kann.“ Christian Keller kündigte am Donnerstag bereits an, dass sich die Mannschaft ausschließlich auf die Trainingsarbeit konzentrieren werde. Weitere Aktivitäten seien nicht geplant. Ob ein Testspiel angefragt ist, stand am Donnerstag noch nicht fest.
In diesem Januar bereitete sich im La Finca Resort in Algorfa der belgische Spitzenklub Union Saint-Gilloise auf die zweite Saisonhälfte vor, ein Jahr zuvor schlug der FC Augsburg dort sein Winterquartier auf.
Bereits unterschrieben ist bereits der Vertrag für das Trainingslager der Kölner im kommenden Sommer. Unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit wird der FC Ende Juli in Österreich trainieren, dem Vernehmen nach jedoch nicht wieder in Maria Alm. Da der 1. FC Köln allerdings eine Tourismus-Region als Partner gefunden hat, werden Termin und Ort noch in offiziellem Rahmen bekanntgegeben.